„Der größte Flaschenhals ist der Ankauf“
An der Kanalstraße bewegt die Firma rebuy mehr als 100.000 gebrauchte Artikel pro Tag

Das blaue Laufband befördert  Medien, die in Kisten sortiert werden. | Foto: Schilp
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Biegt man von der Köpenicker Straße in die Kanalstraße ein, fällt der Blick unweigerlich auf ein mehr als 300 Meter langes Gebäude, das aus zwei Hallen besteht. Dort hat die rebuy recommerce GmbH ihren Sitz. Sie lebt vom An- und Verkauf von gebrauchten Büchern, CDs, DVDs, Computerspielen und Elektroartikeln wie Handys, Tablets, Spielkonsolen und Kameras.

Ein Blick in die erste Halle ist beeindruckend. Eine Längsseite wird komplett von einem zwölf Meter hohen Regallager eingenommen, gefüllt mit rund fünf Millionen Büchern und anderen Medien. Auf dem Boden der Halle stehen jede Menge Rollwagen mit Kunststoffkisten, ein paar Schreibtische samt Computern, Laufbänder zum Sortieren der Ein- und Ausgänge, eine Verpackungsstrecke, auf der bestellte Waren gescannt und mit Kartons versehen werden, und andere Gerätschaften.

Philipp Gattner ist der Haupt-geschäftsführer von rebuy. | Foto: Schilp
  • Philipp Gattner ist der Haupt-geschäftsführer von rebuy.
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„Wir bewegen hier am Tag rund 100.000 Artikel, die Hälfte kommt rein, die andere geht raus“, sagt Geschäftsführer Philipp Gattner. Das Geschäft läuft gut, die 200-Millionen-Euro-Umsatzmarke wurde 2022 geknackt. Das Unternehmen, 2009 gegründet und seit 2012 an der Kanalstraße ansässig, schreibt seit vier Jahren schwarze Zahlen.

Deshalb wird jetzt auch die zweite Halle bezogen, die zuvor untervermietet war. Dort stehen bereits zwölf deckenhohe „Tablarlifte“, in denen die Medien in einer Art Paternoster-System gelagert werden. Die Mitarbeiter müssen nicht mehr auf den Regaletagen umherlaufen, sondern können vom Boden aus die richtige Riesen-"Schublade" anfordern. Für die Lifte, 36 sollen es am Ende sein, musste eigens der Betonboden der Halle verstärkt werden. Ist alles fertig, können in der Rudower Doppelhalle nahezu acht Millionen Medien Platz finden.

Die Medien werden nicht nach Themen geordnet, sondern die gefragten stehen in den untereren, die nicht so beliebten in den oberen Etagen des mehrstöcigen Regalsystems. | Foto: Schilp
  • Die Medien werden nicht nach Themen geordnet, sondern die gefragten stehen in den untereren, die nicht so beliebten in den oberen Etagen des mehrstöcigen Regalsystems.
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Die Waren werden von Postdienstlern wie DHL und Hermes geliefert und abtransportiert. Doch woher kommen sie eigentlich? In der Hauptsache von Privatleuten, erklärt Gattner. Handelt es sich beispielsweise um Bücher, die jemand loswerden will, kann er mit einer App einfach die ISBN, also die Kennnummer auf der Rückseite, scannen. Er erhält dann einen Einsendeschein, mit dem automatisch das Porto für die Einsendung bezahlt ist. Auch eine kostenlose Abholung ist möglich.

Trifft die Ware bei rebuy ein, wird sie kurz überprüft. „Sind Kaffeeflecken in einem Buch oder ein Kaugummi? Stimmt die Qualität mit den Angaben des Kunden überein, wird ihm eine vorher festgelegte Summe überwiesen“, so Gattner. Sobald das Buch oder die CD im Regal ist, erscheint sie automatisch auf der Internetseite des Unternehmens. Klingt einfach, aber damit alles wie am Schnürchen läuft, braucht es ein ausgeklügeltes elektronisches Logistiksystem.

Die Bücherpacken sind fertig für die einzelnen Kunden sortiert und werden nun gescannt. Im Hintergrund  läuft eine lange Papp-Bahn zur Verpackung der Waren. | Foto: Schilp
  • Die Bücherpacken sind fertig für die einzelnen Kunden sortiert und werden nun gescannt. Im Hintergrund läuft eine lange Papp-Bahn zur Verpackung der Waren.
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Insgesamt hat rebuy 600 Mitarbeiter, in Rudow sind es 230. Die Zentrale befindet sich in Kreuzberg und seit anderthalb Jahren gibt es einen Ableger in Falkensee. Dort dreht sich alles um Elektronikartikel, mit denen die Firma inzwischen den größten Teil des Umsatzes macht. Ein Automat checkt dort beispielweise ein Smartphone auf Herz und Nieren. Gereinigt werden müssen die Artikel allerdings immer noch per Hand. Die Nachfrage nach gebrauchten Medien und Geräten sei riesengroß, besonders bei der Elektronik, erklärt Gattner. „Der Flaschenhals ist der Ankauf.“ Die größten Konkurrenten seien daher die heimischen Schubladen, in denen sich jede Menge Ausrangiertes stapele.

Seine Wurzeln hat das Unternehmen übrigens in Hessen. Im Jahre 2003 hatten zwei Schüler die Idee, mit gebrauchten Videospielen zu handeln. Im Studium gesellten sich drei Kommilitonen hinzu und die Firma trade-a-game wurde gegründet, der Vorläufer von rebuy. Das Quintett siedelte 2006 in die Lilienthalstraße am Südstern über. Die Wohngemeinschaft war gleichzeitig Lager, Büro und Packplatz. „Auf dem Flur arbeiteten manchmal 20 Leute“, so Gattner. Die Legende besagt, irgendwann habe der Paketbote die Jungs angefleht, doch bitte Gewerberäume anzumieten. Er hatte die ständige Schlepperei bis in den dritten Stock satt.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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