Beschäftigungslose lernen in der Ausbildungstischlerei "Hirnholzwerkstatt"

Tischlermeister Alexander Schmidt (links) leitet den Auszubildenden Lars Meyer an. Der hat bereits zwei abgebrochene Ausbildungen hinter sich und wagt nun den Neuanfang. | Foto: Wrobel
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Rummelsburg. Kaum ein Handwerkerberuf erfreut sich so großer Beliebtheit wie der des Tischlers. In der Ausbildungstischlerei "Hirnholzwerkstatt" in der Weitlingstraße 45 lernen 15 Beschäftigungslose das kreative Arbeiten mit dem Material Holz.

Konzentriert bearbeitet Lars Meyer ein Stück Holz, aus dem mal ein einfacher Bilderrahmen werden soll. Hier kommt es vor allem auf die Eckverbindung der Holzbretter an: Schlitz und Zapfen müssen am Ende perfekt aufeinander passen.

Im September begann Meyer seine Ausbildung zum Tischler. Bilderrahmen zu zimmern gehört zu den leichtesten Aufgaben des dreifachen Familienvaters. "Ich habe mich schon vorher mit Heimwerken beschäftigt", erzählt er: "Die große Genauigkeit, die das Tischlerhandwerk erfordert, ist aber durchaus eine Herausforderung." Er will es diesmal schaffen. Denn eine abgebrochene Ausbildung zum Koch und zum Restaurantfachmann hat er bereits hinter sich. In der "Hirnholzwerkstatt" hat er nun den Neuanfang gewagt. Nach zwei Jahren Ausbildung zum Tischler könnte Meyer nicht nur einen einfachen Bilderrahmen zimmern können, sondern Schränke, Tische, Tresen und Stühle tischlern – darunter der von Lehrlingen deutschlandweit gefürchtete Hocker "Ulrike", wie ihn der Tischler-Schreiner-Maschinenlehrgangsplan verlangt. Aber dann wird Lars Meyer der Umgang mit modernen Maschinen schon selbstverständlich sein.

Der Lichtenberger hat zusammen mit 14 anderen Auszubildenden in der "Hirnholzwerkstatt" die Chance für einen neuen Berufsweg ergriffen. "Unser Ziel ist es, die Menschen nicht nur gut auszubilden und in den Arbeitsmarkt zu bringen", sagt der Leiter der Werkstatt, Alexander Schmidt. "Wir zeigen auch, wie groß die Abwechslung in diesem Beruf ist." Der Sozialpädagoge hat noch in den 1990er-Jahren selbst als Tischlergeselle in der "Hirnholzwerkstatt" angefangen. Heute ist der 52-Jährige einer der beiden Tischlermeister, die im Betrieb für die Ausbildung zuständig sind.

Auf einem Hinterhof findet sich die historische Remise aus rotem Backstein, die einst als Kuhstall und Lagerraum gedient hat und in der heute kleine und große Holzarbeiten entstehen. Seit 20 Jahren gibt es diese Holzwerkstatt bereits – "damals ging es noch um eine sinnvolle Beschäftigung für arbeitslose Jugendliche", erinnert sich Schmidt an die Anfänge des Vereins der Sozialdiakonischen Jugendarbeit, der 2014 in der Stiftung "SozDia" aufgegangen ist. Mittlerweile ist die Ausbildungswerkstatt bei der Handwerkskammer eingetragen. Hier kann also der Berufsabschluss als Tischler vor der Handwerkskammer Berlin erworben werden.

"Die Nachfrage nach unserer Ausbildung ist groß, weil wir auch über 25-Jährige umschulen", berichtet Schmidt. Darunter sind etwa auch Erwachsene mit Migrationshintergrund, deren erworbener Berufsabschluss in einem ähnlichen Bereich in Deutschland nicht anerkannt wird.

In der täglichen Arbeit stellen die Auszubildenden aber nicht nur Werkstücke her, wie sie der Lehrplan im Rahmen der Ausbildung verlangt. Aufträge kommen auch von außen, etwa von den Nachbarn im Weitlingkiez. "Die Nachbarn bringen uns eigentlich alles: von kaputten Stühlen bis zu Altbau-Türen", berichtet Schmidt weiter. Neben diesen Kleinaufträgen werden die angehenden Tischler zudem oft vom eigenen Träger, der Stiftung "SozDia" beauftragt, fantasievolle Möbel für die Ausstattung von Kitas herzustellen. "Auf diese Weise ist unsere Ausbildung sehr praxisnah", erklärt Schmidt.

Die Ausbildung beginnt jeweils am 1. März und am 1. September. "Jeder Bewerber muss einen Probetag absolvieren", so der Werkstattleiter. Wer den meistert, dem steht am Ende der Ausbildungsweg für einen der beliebtesten Handwerksberufe offen. KW

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.sozdia.de.
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

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