Geschichte für die Zukunft
Museum Lichtenberg poliert sich mit Multimedia auf
Vor gut zwei Jahren hatte es die Bezirksverordnetenversammlung beschlossen: Das Museum Lichtenberg in der Türrschmidtstraße benötige eine Runderneuerung, befand die BVV damals auf Initiative von Linksfraktion und SPD. Nun sollen die Arbeiten endlich losgehen. Archiv und Dauerausstellung sind schon seit einigen Tagen geschlossen.
Zeitgemäß und kindgerechter, auf den neusten Forschungsstand gebracht, ansprechender, mit digitaler Technik ausgestattet – so soll sich das Museum Lichtenberg in Zukunft seinen Gästen präsentieren. Die bezirkshistorische Sammlung und Ausstellung, die seit 2006 im alten Stadthaus in der Victoriastadt untergebracht ist, wird in den kommenden Monaten generalüberholt.
700 Jahre zurück
Gut 13 Jahre lang zeigte das Museum dauerhaft die Schau „In den Zeiten. 700 Jahre Stadtgeschichte Lichtenberg“. 32 dicht bedruckte Tafeln erzählten die Bezirkshistorie, von ihren dörflichen Anfängen im 13. Jahrhundert über das Entstehen von Land- und Stadtgemeinden bis hin zu politisch bedeutsamen Ereignissen im 20. Jahrhundert. Besucher begegneten dabei auch Persönlichkeiten, die in der Region einst lebten oder wirkten, wie dem preußischen Reformer und Staatskanzler Carl August von Hardenberg oder Bürgermeister Oskar Ziethen, der die Landgemeinde 1907 zum Stadtrecht und 1920 zum 17. Bezirk von Groß-Berlin führte.
Doch die historischen Stationen und Abhandlungen offenbarten irgendwann nicht nur Lücken, gerade bei den jüngeren Museumsbesuchern kam die Dauerausstellung kaum noch an. Sie vermissten in der Türrschmidtstraße moderne Technik und Unterhaltungsangebote, etwa Videos, Touchscreens, Hörgeschichten oder Wissensspiele. Andere Häuser warten mit solchen Attraktionen für Kinder und Jugendliche schon länger auf.
Unter dem Motto „Das Museum zukunftsfähig machen“ haben Museumsleiter Dr. Thomas Thiele und sein Team daher eine neue Dauerausstellung konzipiert, die nun eingerichtet wird. Sie soll die Bezirksgeschichte in Zukunft zeitgemäß und digital vermitteln. Für Kinder entstehen spezielle Angebote. Unter anderem vorgesehen sind Ausstellungsstücke zum Anfassen und Bereiche, in denen kleine und große Besucher interaktiv sein können – via Tablet oder Smartphone. Außerdem wird die Dokumentation um die neuesten Forschungsergebnisse ergänzt. In die Pläne am Konzept hatte das Museumsteam auch interessierte Lichtenberger mit einbezogen.
Für den Neustart inklusive einer Renovierung hat der Bezirk Lichtenberg ein Extrabudget bereitgestellt. Veranschlagt sind circa 200 000 Euro aus Bezirksmitteln, die Lottostiftung spendiert zusätzlich 150 000 Euro. Die Wiedereröffnung der Dauerausstellung ist im Laufe des kommenden Jahres geplant.
Bedeutsame Umgebung
„Das Museum Lichtenberg ist das Gedächtnis einer ganzen Region – von Malchow bis Karlshorst“, sagt Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke), der auch das Kulturressort leitet. „Die Ausstellungen und die Forschungsarbeiten sind elementarer Bestandteil unserer Erinnerungskultur. Wir wollen das Haus nun auch museumspädagogisch auf den neuesten Stand bringen.“
Das Bezirksmuseum steht übrigens in historisch bedeutsamer Umgebung: Ganz in der Nähe verbrachte Heinrich Zille seine Jugend; Volkshochschul-Namenspatronin Margarete Steffin wuchs in dem Kiez auf. Das Ehepaar Käthe und Felix Tucholla, Namensgeber des angrenzenden Platzes, leistete Widerstand gegen das NS-Regime. Und in der Erlöserkirche um die Ecke trafen sich in den Achtzigerjahren oppositionelle Friedensgruppen, kurz vor dem Mauerfall 1989 versammelten sich dort protestierende DDR-Bürger. Zum Museum gehören ein Archiv und eine Präsenzbibliothek mit rund 2000 Bänden. Sie stehen Geschichtsinteressierten nach der Renovierung wieder zur Verfügung.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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