Auf Spurensuche durch die Heimat von Oskar Ziethen

Der Historiker Jürgen Hofmann begab sich auf Spurensuche über den Stadtvater Oskar Ziethen. | Foto: Wrobel
  • Der Historiker Jürgen Hofmann begab sich auf Spurensuche über den Stadtvater Oskar Ziethen.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Lichtenberg. Oskar Ziethen (1858-1932) war der erste Bürgermeister Lichtenbergs und verstand es, aus dem Vorort einen Teil der Großstadt Berlin zu machen. Seine unbekannten Seiten deckt der Historiker Professor Jürgen Hofmann in einer Ausstellung im Museum Lichtenberg auf.

"Oskar Ziethen hat es geschafft, aus dieser einfachen Landgemeinde einen Teil der Großstadt zu machen", sagt Jürgen Hofmann. Der Historiker kennt die Geschichte des Bezirkes gut. Schon für das 725-jährige Jubiläum des Bezirkes im Jahr 2013 recherchierte er zu den wichtigen Ereignissen und Persönlichkeiten Lichtenbergs.

Der Stadtvater und erste Bürgermeister Lichtenbergs, Oskar Ziethen, hat Hofmann jedoch wie kaum eine andere historische Persönlichkeit in seinen Bann gezogen. Hofmann stellte fest, dass es in der historischen Betrachtung des Lebens von Ziethen noch Lücken zu füllen gab. "Es gab Hinweise, dass der bisherige Geburtsort nicht der richtige war. Auch über seine Verwandtschaftsverhältnisse gab es bislang wenig Aufschluss." Hofmann suchte die Lücken und begab sich "zurück zu den Quellen". Er stieß dabei auf so manche Überraschung und lüftete auch bisher nicht vermutete Geheimnisse. Das Ergebnis seiner Recherche ist nun in der Ausstellung "Oskar Ziethen – Eine Spurensuche" im Museum Lichtenberg, die noch bis zum 29. November läuft, zu sehen ist. Die Schau zeigt nicht nur die Entwicklung Lichtenbergs. Vor allem lässt sich mit der Spurensuche des Historikers ein Blick auf die charismatische Persönlichkeit von Ziethen werfen.

"Ziethen muss in seinen Auftritten sehr überzeugend gewesen sein", vermutet Hofmann. Das Charisma wusste der vorbildliche Beamte seinerzeit zu nutzen, um die Landgemeinde um Straßen, Schulen und Krankenhäuser zu bereichern. Das einst städtische Hubertuskrankenhaus trägt heute seinen Namen. "Bei seinem Amtsantritt zählte die Landgemeinde 29 000 Einwohner. Am Ende seiner Amtszeit war Lichtenberg ein Teil Großberlins und zählte schon 150 000 Bewohner", weiß Hofmann.

Ziethen war ein Macher. Er galt als konservativ, war kein Freund der Weimarer Republik und schloss sich der Freikonservativen Partei an, die den Reichskanzler Otto von Bismarck unterstützte. "Er war königstreu, also Anhänger der konstitutionellen Monarchie." Ganz so wie sein Bruder Alfred Ziethen – über seinen Zwilling war bislang gar nichts bekannt. Dabei genoss Alfred Ziethen seinerzeit als Offizier einen bekannten Ruf, er unterhielt gar eine Korrespondenz mit Kaiser Wilhelm II. "In seiner Familie war Oskar Ziethen auch deshalb eine Ausnahmeerscheinung, weil er eben keine militärische Karriere einschlug."

Wie aufgeschlossen Ziethen gegenüber gesellschaftlichen Entwicklungen war, zeigt die Einsicht in seine Studentenakten. "Er war alles andere als ein schmalspuriger Beamter. Ziethen hat sich für soziale Theorien, Kulturgeschichte und Religion interessiert. Unbekannt war bislang, bei welchen großen Namen er studierte. Darunter war etwa Ernst Eck, der am Bürgerlichen Gesetzbuch mitwirkte", sagt Hofmann. Selbstbestimmt entschied Ziethen übrigens auch über seinen privaten Lebensweg und heiratete eine deutschstämmige Kaufmannstochter aus dem amerikanischen New Orleans. "Das war nur bedingt standesgemäß", schmunzelt der Historiker.

In der Ausstellung präsentiert Hofmann auch Exponate, die erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert werden. Viele Bilder stammen aus dem jüngst entdeckten Familienarchiv, der Ehefrau des Ziethenenkels Erna Kritzinger.

Die Schau ist im Museum Lichtenberg in der Türrschmidtstraße 24 dienstags bis freitags und sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 29. November, der Eintritt ist frei. KW

Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.811× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.475× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 2.105× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.464× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.366× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.