Ideenschmiede für Lichtspektakel
Christopher Bauder und sein Designstudio „WHITEvoid“ in Rummelsburg

Werkstatt und Ideenschmiede. Christopher Bauder ist als Lichtkünstler weltweit bekannt. | Foto: Foto: Berit Müller
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Ob Nordlicht am Polarkreis oder Lasershow beim Rockkonzert, ob natürlich entstanden oder auf künstlichem Weg: Wenig fasziniert die Menschen so sehr, wie bewegtes buntes Licht. Das ging auch Christopher Bauder schon als Kind so. Heute zählt der Wahlberliner zu den bedeutendsten Lichtkünstlern weltweit, seine Firma hat ihren Sitz in Rummelsburg.

Im zweiten Anlauf hat alles gepasst. Als die Berliner Universität der Künste (UdK) um die Jahrtausendwende begann, eine akademische Ausbildung im Gestalten mit digitalen Medien anzubieten, überlegte Christopher Bauder nicht lange. Er schmiss sein Studium der Theaterwissenschaften und Germanistik in München und zog in die Hauptstadt. Weder den Studien- noch den Ortswechsel hat er je bereut.

Experimente mit Kerzen und Lampen prägten schon seine Kindheit am Bodensee, an der UdK wurde seine Leidenschaft für Licht in professionelle Bahnen gelenkt. Und für Berlin schwärmt er bis heute. „Diese Stadt hat mich sofort gepackt, es gibt in der Welt keine vergleichbare“, sagt der 45-Jährige. Er darf sich ein Urteil erlauben. Schließlich kennt er fast jede Metropole. New York, Rio, Shanghai, Peking, Sidney hat er nicht nur einmal bereist.

Jedes Projekt anders

Es liegt an seinem Job, dass er ständig um die halbe Erde jettet. Egal, wo er sich aufhält – immer sorgt Bauder für Emotionen. Seine Lichtspektakel lassen staunen, bereiten Gänsehaut oder pure Freude. So hat sich der Künstler nicht nur in der Szene einen Namen gemacht. Zu seinen Kunden zählen neben Museen und Messeveranstaltern auch Größen aus Industrie und Wirtschaft – vom Autohersteller bis zum Kosmetikkonzern.

Sein eigenes Unternehmen „WHITEvoid“ hat Bauder 2004 in einem Ladenlokal in Prenzlauer Berg gegründet. Ganz allein. Der Name bedeutet übersetzt so viel wie „weiße Leere“. Nanu? Das muss er nun doch erklären. „Wenn ich ein Projekt beginne, ist da ja zunächst einmal nichts“, sagt er. „Ich muss erst eine Idee entwickeln und sitze im Grunde wie ein Schriftsteller vor einem weißen, leeren Blatt Papier. Das war der Gedanke.“

Ideen brauchen Bauder und sein inzwischen vielköpfiges Team immerzu. Nonstop entwerfen und entwickeln sie neue Installationen und Inszenierungen mit Licht – für drinnen und draußen. Für Messen, Ausstellungen, Festivals, Konzerte, Sportveranstaltungen und ähnliche Events.

Die Technik hinter dem Zauber

Dabei geht es nicht nur ums visuelle Konzept, das im Kopf und am Computer entsteht. Auch die nötige „Hardware“ ist gefragt. Lichtballone, spezielle Röhren und Seilwinden werden erdacht, ausgetüftelt und hergestellt. „Wir arbeiten an der Schnittstelle von Design und Technologie“, erklärt Bauder. Dass die Technologie heutzutage überwiegend digital funktioniert, ist wenig überraschend. Design trifft Bits und Bytes ließe sich das Prinzip zusammenfassen. Die Produktmarke, die in Rummelsburg zu Hause ist, heißt „Kinetic Lights“ – bewegte Lichter. Die Erzeugnisse kommen nicht nur bei den eigenen Projekten zum Einsatz, vieles wird auch weltweit verkauft oder vermietet.

Seit 2013 ist Bauders Firma förmlich explodiert. 2016 zog er von Prenzlauer Berg nach Lichtenberg, an den Rummelsburger See. In den Gebäuden an der Köpenicker Chaussee saß früher die Fahrbereitschaft des DDR-Zolls. Er hat die Schuppen aufwendig umgebaut. Bodentiefe Fenster erlauben einen herrlichen Blick aufs Wasser, im Sommer lädt er seine Leute schon mal zu Grillabenden ein. 31 festangestellte Mitarbeiter beschäftigt er aktuell, 20 freie Techniker für Projekte auf allen Kontinenten kommen bei Bedarf hinzu. Das Team im Lichtenberger Firmensitz ist international, elf verschiedene Herkunftsländer hat er gezählt. Natürlich wird Englisch gesprochen. Auch in fachlicher Hinsicht ist Vielfalt angesagt, denn Bauder braucht hoch spezialisierte Kräfte: Produktdesigner, Programmierer, Architekten, Mechaniker, Elektrotechniker.

Regisseure der Berliner "Lichtgrenze"

Seine Wahlheimat und Lieblingsstadt bedachte Christopher Bauder im November 2014 mit einer Lichtkunstaktion, an die sich viele Berliner noch erinnern dürften. Gemeinsam mit Bruder Marc, der Filmregisseur ist, entwickelte er zum 25. Jahrestag des Mauerfalls die „Lichtgrenze“. Für das von der Lottostiftung finanzierte Projekt hat seine Firma 8000 Stelen samt Lichtballonen obendrauf produziert, die 42 Kilometer Grenze nachzeichneten. Die Bälle aus Natur-Latex stiegen am Abend des 9. November von tausenden Ballonpaten ausgelöst in die Luft.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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