Fahrräder und Eheringe aus Holz
Tobias Rudolph ist vom nachwachsenden Werkstoff fasziniert
Kann man Fahrräder aus Holz herstellen? Auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage experimentierte Tobias Rudolph zwar einige Zeit. Aber inzwischen trat er den Beweis an: Es geht!
Mit „NaturRad“ machte er sich vor einigen Jahren in einer Werkstatt in den B.L.O.-Ateliers an der Kaskelstraße 55 selbstständig. „Die NaturRad-Idee entwickelte sich aus meiner Leidenschaft für Räder“, sagt Tobias Rudolph. „Ich fahre selbst sehr gern Fahrrad. Als mir ein Lenker am Eingangfahrrad fehlte, nahm ich einen Besenstiel aus Holz. Den schnitt ich zu, bearbeitete ihn und hatte dann einen Lenker.“
Die Idee war geboren. Doch Fahrräder, vor allem die Rahmen müssen stabil und verkehrssicher sein. Und allzu viel wiegen sollten sie auch nicht. Mit Vollholz ist das kaum machbar. Auch Bambus erwies sich als schwieriger Werkstoff. Deshalb experimentierte Tobias Rudolph etwa zwei Jahre, ehe er eine Lösung fand. „Ich verwende für die Rahmen technisch gebaute Rohre aus Holz und aus Flachsfasern“, umreißt er sein Verfahren.
Sein Interesse am Entwickeln kommt nicht von ungefähr. Tobias Rudolph studierte Luft- und Raumfahrttechnik an der Technischen Universität. Danach arbeitete er einige Jahre im Bereich Werkzeugentwicklung. Der Anspruch an Qualität, Genauigkeit und eine wissenschaftliche Herangehensweise sind von dieser Zeit geprägt. Im Laufe der Jahre hat er in seinem Atelier bereits zehn Holzrad-Typen entwickelt, unter anderem das Lastenrad „Feuerholz“ und das Modell „Vagus Linum“, dessen Rahmen aus Flachsfasern besteht.
Es zeigte sich aber, dass es nur eine begrenze Klientel im Land gibt, das sich so ein komplett handgefertigtes Holzfahrrad zulegen würde. Denn dafür braucht Tobias Rudolph rund zweieinhalb Monate und das Fahrrad hat dann natürlich auch seinen Preis. Deshalb bietet er vor allem eine größere Auswahl an Holzlenkern an, die eher nachgefragt sind. Die Räder fertigt er nur auf Bestellung an. Nähere Informationen dazu unter gibt es unter www.naturrad.com.
„Für mich sind die Holzfahrräder mittlerweile eher ein Hobby“, sagt Rudolph. „Inzwischen stelle ich Schmuck aus Holz her, vor allem Ringe und Kettenanhänger.“ Seine Ringe sind keine Schnitzarbeiten. Sie werden in einem von ihm entwickelten Verfahren aus unterschiedlichen Furnierarten gefertigt. Die Furniere stammen vor allem von einheimischen Holzarten, aber auch von Hölzern aus aller Welt, wenn dies nachgefragt wird. Und sie haben unterschiedliche Stärken und Breiten. Nach Tobias Rudolphs Berechnung wären damit etwa sieben Millionen unterschiedliche Ringvarianten möglich. Zu 80 Prozent werden bei ihm übrigens Eheringe nachgefragt. Außerdem sind seine Duftanhänger begehrt.
Die neueste Idee des kreativen Holzfans: Er hat erste Geldbörsen aus Holz angefertigt. „Auf diese Idee kam ich, als mein Portemonnaie kaputt ging“, erzählt er. „Zufällig fand ich dann auf unserem Gelände der B.L.O.-Ateliers auch noch Rollen mit Gummifäden. Unter Verwendung der Gummis entwickelte ich dann eine Geldbörse aus Holz. Die nutze ich schon. Jetzt baue ich noch weitere als Test. Mal sehen, vielleicht findet diese Idee Interessenten.“
Seinen Schmuck vertreibt Tobias Rudolph online und er bietet auch Kurse an. „Anfangs dachte ich, dass die Kursteilnehmer tatsächlich nur erfahren wollen, wie die Ringe entstehen“, sagt Tobias Rudolph und lächelt. „Aber inzwischen ist es so, dass sich Paare anmelden, die sich dann unter Anleitung gegenseitig einen Ring bauen und so ihre Zuneigung zueinander ausdrücken.“
Infos unter https://werksatelier.de/kurse
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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