Weiterhin toxischer Zustand im Rummelsburger See

100 Jahre Industrieanlagen haben am Rummelsburger See sowohl am Ufer als auch im Wasser Spuren hinterlassen. | Foto: Klaus Teßmann
  • 100 Jahre Industrieanlagen haben am Rummelsburger See sowohl am Ufer als auch im Wasser Spuren hinterlassen.
  • Foto: Klaus Teßmann
  • hochgeladen von Klaus Teßmann

Rummelsburg. Immer wieder taucht das Thema auf: Der Boden des Rummelsburger Sees ist giftig. Forderungen von den Bündnisgrünen wurden vor Jahren schon laut, um dem toxischen Zustand entgegen zu wirken. Doch Studien zeigen, die Lage ist weiterhin kritisch.

Im vergangenen Jahrzehnt hat sich das Bild entlang der Spree und der Rummelsburger Bucht gewandelt. Aus der weiten Industrielandschaft ist ein attraktives Wohngebiet geworden, mit etwa 8000 Anwohnern. Natürlich soll für das neue Wohngebiet der Rummelsburger See auch als Erholungs- und Sportgebiet genutzt werden. Doch die Vergangenheit holt die Gegenwart ein. Über 100 Jahre lang war das Gewässer Standort der Schwerindustrie. Und die hat ihre Spuren hinterlassen.

Das zumindest wissen die Bündnisgrünen von Lichtenberg und teilten der Berliner Woche mit, dass die Grenzwerte von Blei, Cadmium, Kupfer, Zinn und Quecksilber flächendeckend überschritten werden, teilweise bis zum sechsfachen. Toxische Effekte werden erwartet. Damit muss der See als sehr giftig eingestuft werden, heißt es. Vor allem der Nord-Westeil des Sees ist davon betroffen. Die belasteten Seesedimente werden unter anderem durch Schiffe immer wieder aufgewirbelt. Wenn heute am See Steganlagen für Motor- und Segelboote oder für die Schiffe der Weißen Flotte entstehen sollen, dann müssen natürlich die Schadstoffe aus dem See entfernt werden.

Seit Jahren fordern die Bündnisgrünen sowohl vom Bezirk als auch vom Senat genaue Untersuchungen über die Schadstoffbelastungen. „Der See befindet sich in einem kritischen Zustand und eine Studie bestätigt, dass insbesondere Fahrgastschiffe dazu führen, diesen Zustand eher noch zu verschlechtern“, erklärt die Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen von Lichtenberg Camilla Schuler. Die Grünen fordern ein Moratorium für neue Steganlagen bis zur endgültigen Fertigstellung eines neuen See- und Uferkonzeptes, ein Verbot für Fahrgastschiffe und ein totales Ankerverbot.

Verbote ausstellen

Ziel sei es, dass die Einwohner wieder im Rummelsburger See baden gehen können. Unter anderem fordern die Grünen, dass die großen Fahrgastschiffe vom See verschwinden, damit der mit Giftstoffen verseuchte Seeboden nicht ständig aufgewirbelt wird. Schuler vermisst seit Jahren, „ein Konzept, wie der See wieder zu seinem ursprünglichen Zustand zurückkehren kann.“ Die Grünen wollen auch wissen, „was eine Komplettsanierung kosten würde.“

„Alle Menschen haben das Recht auf ein unbelastetes Naherholungs- und Wohngebiet und wir werden uns weiter für ein ökologisches Gleichgewicht des Rummelsburger Sees konsequent einsetzen“, betonen die Grünen. "Im Interesse der Gesundheit kann nur dringend davor gewarnt werden, im Rummelsburger See baden zu gehen! So schön er aussieht, die Gefahr ist nicht zu unterschätzen.“

Zwischen 1999 und 2001 fand eine Teilsanierung des Gewässers statt, bei der die Bucht auch von Sprengstoffgegenständen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs gesäubert wurde. Zudem soll seitdem eine Spundwand verhindern, dass Schadstoffe und belastete Sedimente in die Spree gelangen. Eine Studie der FU Berlin weist nach, dass die Seesedimente noch immer hoch und flächenhaft mit Schwermetallen und Schadstoffen belastet sind. Als einen ersten Schritt wollen die Grünen den Rummelsburger See als Landschaftsschutzgebiet ausweisen. KT

Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

SozialesAnzeige
Ersthilfe kann jeder lernen. | Foto: africa-studio.com/Olga Yastremska and Leonid Yastremskiy

Reanimation lernen
Kostenloser Erste-Hilfe-Lehrgang

In Skandinavien gehört es längst zum Grundschulalltag, Reanimationen zu üben und Methoden der Erstversorgung zu trainieren. Die Menschen dort gehen ohne Angst an solche Situationen heran. Doch in Deutschland sterben noch immer zu viele Menschen, weil sie keine rechtzeitige Hilfe erhalten. Pro Minute, die ohne Unterstützung verstreicht, sinkt die Überlebenschance um 10 Prozent. Haben Sie sich schon einmal unsicher gefühlt, was in einem Notfall zu tun ist? Unser leitender Oberarzt der...

  • Pankow
  • 05.09.24
  • 907× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Sobald Beschwerden am Fuß auftreten, wird uns die Wichtigkeit dieses komplexen Körperteils plötzlich bewusst.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Veranstaltung für Patienten
Infos rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals die Aufmerksamkeit geschenkt, die sie verdienen? Oft vergessen wir sie, solange sie reibungslos funktionieren und keine Schmerzen verursachen. Doch sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Wichtigkeit dieses komplexen Körperteils plötzlich bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen bieten Ihnen fundierte Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungen. Erfahren Sie mehr über Rückfußprobleme wie...

  • Reinickendorf
  • 05.09.24
  • 852× gelesen
WirtschaftAnzeige
Ein starkes Team: Inhaber Torsten Becker, Viktoria Stefan (links) und Runa von Orlikowski feiern am 13. September das 60-jährige Bestehen von Optiker Kühntopp. | Foto: Optiker Kühntopp
5 Bilder

Optiker Kühntopp
Seit 60 Jahren für Sie da

Im September 1964 gründete Jürgen Kühntopp sein Optik-Fachgeschäft, das sich bereits seit den 80er-Jahren in dem denkmalgeschützten Haus in der Windscheidstraße 12 befindet, nur wenige Meter von der Kantstraße entfernt. 2009 übernahmen seine beiden langjährigen Angestellten, Torsten Becker und Thomas Kiehl, den Betrieb, der seit fünf Jahren von Torsten Becker erfolgreich allein weitergeführt wird. Der staatlich geprüfte Augenoptiker, Optikermeister und Optometrist verfügt über eine Reihe...

  • Charlottenburg
  • 30.08.24
  • 1.121× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Eine Karriere als Tätowierer eröffnet Ihnen viele Möglichkeiten. | Foto: VEAN TATTOO
3 Bilder

Beruf vorgestellt
Tattoo Artist: Dein Leitfaden zur Top-Karriere

Haben Sie sich jemals gefragt, was es bedeutet, ein Tätowierer zu sein? Ein Beruf, der heute auf dem Höhepunkt seiner Popularität steht, hat einen langen Weg der Transformation hinter sich, um zu dem Traum zu werden, den viele verwirklichen möchten. Dank des Durchhaltevermögens und des Glaubens der Tätowierer an ihr Handwerk hat dieser Beruf das heutige Ansehen erreicht. In diesem Artikel teilt VEAN TATTOO die Schlüsselaspekte der Arbeit eines Tätowierers und erklärt, wie man seinen Weg in...

  • Mitte
  • 21.08.24
  • 1.626× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.