Zwei Gedenktafeln erinnern an die Opfer
Viele Anwohner, Opfergruppen und der Kiezverein Wohnen in Rummelsburg engagieren sich für die Aufarbeitung der Geschichte des Areals an der Rummelsburger Bucht. Das ist nicht einfach. Denn heute wohnen Familien mit Kindern in den 1879 als Arbeitshäuser gebauten roten Backsteingebäuden. Die Geschichte der Häuser zeugt noch bis 1990 von Reglementierung, Unterdrückung und Strafe. Während der Kaiserzeit wurden sie zu Zwecken der "Arbeitserziehung" genutzt. Hier wurden Bettler, Prostituierte und Personen am Rand der Gesellschaft eingewiesen und durch Arbeiteinsätze "diszipliniert".
Auch im Nationalsozialismus wurden die Insassen zu "Zucht und Ordnung" angehalten. Viele wurden zudem deportiert, viele fielen auch der Euthanasie zum Opfer. Die DDR nutzte das Gelände schließlich als Strafvollzugsanstalt. Politische Häftlinge wurden zusammen mit Mördern und Totschlägern in kleinen Zellen eingepfercht, militärischer Drill und Willkür gehörten zum Alltag.
Doch lange Zeit wurde diese Geschichte nicht öffentlich thematisiert. Am 14. Dezember wurden nun zwei Gedenktafeln eingeweiht. Sie erinnern nun gut sichtbar vor der Aussichtsplattform am Rummelsburger Ufer an der verlängerten Friedrich-Jacobs-Promenade mit Bildern und Texten an die Geschichte des Areals jeweils in den Zeiträumen von 1879 bis 1945 und von 1945 bis 1990.
"Heute ist eine erste Sichtbarmachung dieser Geschichte gelungen", sagte Bürgermeister Andreas Geisel (SPD) bei der Einweihung und dankte den Anwohnern und den Opfergruppen für das unermüdliche Engagement.
Die Bezirksverordnetenversammlung hatte bereits 2008 beschlossen, sich für ein Gedenken einzusetzen. Doch erst jetzt konnte das Vorhaben realisiert werden. Ein Grund dürften die zähen Diskussionen zwischen den Opfergruppen sein. Das Bezirksamt richtete deshalb in diesem Jahr einen Runden Tisch ein. Hier sollen sich die Gruppen auf eine Gedenkform einigen: denn die jetzt aufgestellten Tafeln bilden erst den Auftakt für ein künftiges Gedenkkonzept, das auch eine kleine museale Stätte beinhalten könnte.
In einem sind sich die Vertreter der Opfergruppen einig: mit dem Ort ist viel menschliches Leid verbunden. "Hier wurden Menschen als Asoziale stigmatisiert. Es ist ein Ort jahrelanger Ausgrenzung von Bettlern und Wohnungslosen", sagt Dirk Stegemann von der Arbeitsgruppe Marginalisierter.
Der Zeitzeuge Günter Toepfer, der politischer Häftling im DDR-Gefängnis Rummelsburg war, sagte bei der Enthüllung der Tafeln: "Es ist ein Kapitel der Nachkriegsgeschichte, das sich nicht wiederholen darf."
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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