Milieuschutz wird nicht empfohlen: Bewohner des Weitlingkiezes wundern sich über Ergebnis von Bezirksamtsstudie
Rummelsburg. Greift im Weitlingkiez die Gentrifizierung um sich? Diese Frage sollte eine Untersuchung klären. Das Ergebnis wird unterschiedlich gesehen.
Werden die bisherigen Anwohner verdrängt? Diese Frage sollte eine Studie im Auftrag des Bezirksamtes klären. Denn viele Mieter rund um die Weitlingstraße beobachten Veränderungen – oder sind direkt von ihnen betroffen. Wie etwa die Mieter der in den 1930er-Jahren erbauten Wohnanlage an der Frieda-, Meta- und Irenenstraße. 2012 hatte die damalige Eigentümerin, die Aktiengesellschaft GSW Immobilien, angekündigt, rund 500 Wohnungen zu modernisieren. Viele alte Mieter sahen sich mit künftigen Mieterhöhungen von über 200 Euro konfrontiert (die Berliner Woche berichtete). Das Bezirksamt als genehmigende Behörde hatte damals keine wirkliche Handhabe, um das zu verhindern. Viele Mieter fühlten sich im Stich gelassen.
So wollte man aus dem damaligen Debakel Lehren ziehen. Auf einen Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und der SPD wurde nun in den vergangenen Monaten überprüft, ob sich ein geeignetes Instrument finden ließe, dass der Verdrängung alter Mieter etwas entgegensetzen könnte. Eine sogenannte Erhaltungssatzung, auch Milieuschutz genannt, wäre ein solches Instrument. Modernisierungen wären dann vielfach nur mit Genehmigung der Behörden möglich.
Das Ergebnis der Studie: "Die bisherigen Modernisierungsinvestitionen haben bislang keine relevanten Auswirkungen auf die Sozialstruktur gehabt", heißt es im offiziellen Abschlussbericht des Bezirksamtes. Eine Erhaltungssatzung werde deshalb nicht empfohlen. Im Ausschuss für ökologische Stadtentwicklung am 1. September, in dem das Ergebnis durch den Gutachter Sigmar Gude von der Firma Topos vorgestellt wurde, sorgte das Untersuchungsergebnis für Diskussionen.
Anwesend waren auch Mieter der Siedlung rund um die Friedastraße. Sie zeigten sich verwundert über das Untersuchungsergebnis, weil viele der Wohnungen in der Vergangenheit nicht nur modernisiert wurden. Sie wurden durch die neue Eigentümerin der Wohnanlage – die GSW hatte sie an die Deutsche Wohnen weiterveräußert – darüber informiert, dass die Wohnungen zu Eigentumswohnungen werden sollen. Erneut gibt es die Angst, verdrängt zu werden: "Es wäre an der Zeit, solchen städtebaulichen Entwicklungen vorzusorgen und nicht ihnen hinterherzulaufen", sagte eine Mieterin. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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