Ein Juwel, das bleiben soll
Alle Beteiligten wollen die B.L.O.-Ateliers erhalten

Björn Friese ist Vorstand im Förderverein der B.L.O.-Ateliers.  | Foto: Bernd Wähner
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  • Björn Friese ist Vorstand im Förderverein der B.L.O.-Ateliers.
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Die B.L.O.-Ateliers an der Kaskelstraße 55 verhandeln mit der Deutschen Bahn über eine Verlängerung ihres Vertrags. Denn noch ist nicht sicher, wie es auf diesem Gelände weitergeht.

Die Abkürzung B.L.O. steht für Bahnbetriebswerk Berlin-Lichtenberg Ost. Das befand sich seit 1894 auf dieser Fläche unweit des S-Bahnhofs Nöldnerplatz. Mehrere tausend Leute arbeiteten in Spitzenzeiten auf dem Gelände. Als es nach der Wende stillgelegt wurde, siedelten sich nach und nach Künstler und Handwerker mit Ateliers, Werkstätten, Manufakturen sowie anderen Projekte auf dem Gelände an. Diese gründeten den Verein Lockkunst e.V., der heute um die 100 aktive Mitglieder hat.

Platz für Eidechsen und Fledermäuse

Mit der Deutschen Bahn AG konnte dieser Verein 2004 als Hauptmieter einen Zwischennutzungsvertrag für eine 12 000 Quadratmeter große Fläche des Bahnbetriebswerks inklusive der darauf stehenden fünf Gebäudekomplexe abschließen. Das Gelände zäunten die Vereinsmitglieder auf eigene Kosten ein, berichtet der Sprecher der B.L.O.-Ateliers, Björn Friese. Für die Atelier- und Werkstatträume wurden mit den Nutzern Untermietverträge abgeschlossen. Die Freiflächen werden gemeinschaftlich genutzt. Etwa 7000 Quadratmeter davon werden naturnah erhalten. Auf die dort vorkommenden Eidechsen und Fledermäuse wird besondere Rücksicht genommen.

Von Bogenbau bis Webdesign

Stolz ist der Verein, dass er sich bis heute selbst verwaltet und finanziert. Der Bezirk freut sich indes darüber, dass sich an der Kaskelstraße so ein renommiertes Projekt etabliert hat, das auch immer wieder kulturelle Höhepunkte für die Öffentlichkeit organisiert und regelmäßig Tage der offenen Tür veranstaltet. Genutzt werden die Räume der B.L.O.-Ateliers aber nicht nur von Künstlern, sondern auch von Bands als Probenräume, von Webdesignern, einem Kunstschmied, einem Tonstudio und auch von einem Bogenbauer, alles in allem etwa 100 Leute. Die frühere Kantine wird für Versammlungen oder für Theatervorstellungen von Schulen aus dem Kiez genutzt.

Platz wird für Bauprojekt der Bahn benötigt

Der Mietvertrag, den die B.L.O.-Ateliers mit der Bahn abschlossen, läuft bis 2024. Doch inzwischen gibt es Zweifel, ob danach alles wie bisher weiterlaufen wird, berichtet Björn Friese. Dabei schien bereits alles in trockenen Tüchern. Die Bahn hatte dem Senat angeboten, das Gelände zu kaufen. Und dieser hatte das sogar vor. Doch vor einigen Monaten zog die Bahn dieses Angebot zurück. Sie prüft derzeit alle ihre Grundstücke im Rahmen ihrer Infrastrukturoffensive, ob sie die Flächen nicht für eigene Zwecke benötigt.

Hinzu kommt, dass die Bahn den benachbarten Bahndamm voraussichtlich ab 2022 sanieren will. Damit das möglich ist, benötigt sie ortsnah eine Fläche für die Baustelleneinrichtung. Dafür auserkoren hat sie eine 3000 Quadratmeter große Fläche auf dem Gelände der B.L.O.-Ateliers. Doch ausgerechnet dort hat der Verein Lockkunst e.V. sein ökologisches Projekt mit Grünfläche, Wildbienen und Zauneidechsen angesiedelt.

Was wird aus dem Birkenwäldchen?

Besonders heikel: Zur Berlin-Biennale 2012 hatte der Künstler Lukasz Surowiec etliche Birken auf dieser Fläche gepflanzt (www.berlinbiennale.de/de/1569/berlin-birkenau). Damit schuf er eine Gedenkstätte, die an die Gräueltaten im KZ Ausschwitz-Birkenau erinnert. Sollte hier tatsächlich eine Baustelleneinrichtung entstehen und täglich Sattelschlepper anrollen, werden das Ökoprojekt und die Birken wohl kaum zu schützen sein, befürchtet der Verein.

Mit der Deutschen Bahn AG sei man über all die Jahre einvernehmlich klargekommen, sagt Björn Friese. Und auch jetzt sei man im Gespräch, wie es weitergehen könnte. Aus diesem Grund war Anfang Juli auch der Berliner Bahn-Chef Alexander Kaczmarek zu Besuch, um sich die Situation anzusehen. Innerhalb der Bahn soll nun geklärt werden, welche Flächen tatsächlich zukünftig vom Unternehmen benötigt werden und von welchen man sich trennen kann.

Parteiübergreifender Zuspruch

Der Verein Lockkunst hofft deshalb immer noch, dass der Mietvertrag zumindest für einen Teil der Flächen verlängert wird. Er hofft sogar, dass ein vorgesehener Erbbaurechtsvertrag doch noch zustande kommt. Denn dann bestünde die Möglichkeit, auch endlich in die Gebäudesanierung zu investieren. Parteiübergreifend Zuspruch erhält der Verein aus der Bundes-, Landes- und der Bezirkspolitik. „Alle Politiker, die uns in den zurückliegenden Monaten besuchten, sagten uns, dass sie uns unterstützen“, berichtet Björn Friese.

Das bekräftigt auch Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke): „Die B.L.O.s sind ein Juwel unseres Bezirks“, sagt er. „Sie sind ein Kunst-, Kultur-, und Produktionsort, wie ihn sich jeder Bezirk nur wünschen kann. Die Zukunft der B.L.O.s liegt mir sehr am Herzen. Ich setze mich für die finanzielle und künstlerische Autarkie der Ateliers ein.“

Weitere Informationen zu den B.L.O.-Ateliers: www.blo-ateliers.de/.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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