Es stinkt im Idyll
Anwohner des Waldsees leiden unter unerträglichem Gestank und dem Desinteresse der Politik
Wohnen am Waldsee – das hört sich idyllisch an. Ist es jedoch nicht. Statt im Sommer die schöne Lage direkt am Seeufer zu genießen, können die Waldsee-Anwohner ihre Gärten nicht nutzen. Denn der Waldsee stinkt sprichwörtlich zum Himmel. Und das Bezirksamt zeigt wenig Interesse, Abhilfe zu schaffen.
Seit 20 Jahren verschlechtert sich der Zustand des Sees kontinuierlich. Das Gewässer wird als Vorfluter und Auffangbecken für Straßenabwässer aus den Einzugsgebieten der Argentinischen und Lindenthaler Allee sowie der Goethe- und Fischerhüttenstraße genutzt. „Das war schon immer so und funktionierte solange der See alle 20 bis 30 Jahre entschlammt wurde“, schreiben Eva-Maria Blech und Iris Pribilla vom Verein Umweltschutz und Landschaftspflege für den Waldsee in Berlin-Zehlendorf. Mit ihrem Schreiben wenden sie sich hilfesuchend an die Fraktionen der Bezirksverordnetenversammlung. Denn die letzte Entschlammung fand vor bald 40 Jahre her und das Südende des Sees ist randvoll mit giftigem Schlamm.
„Bei Regen fließt Gulliwasser am südlichen Ende nicht mehr ungehindert in den See, sondern muss sich durch die zwei Meter dicke Schlammschicht wühlen“, beschreiben die Frauen die Situation. Dass der See an dieser Stelle immer wieder „umkippt“ sei kein Wunder und führe dazu, dass die Anwohner vom Mai bis September unter unerträglicher Geruchsbelästigung leiden. „Der Sauerstoffgehalt geht gegen Null. Fische sterben und verwesen, bis genervte Anwohner sie entsorgen“, heißt es in dem Schreiben weiter. Die Anrainer fürchten um ihre Gesundheit und fordern vom Umweltamt, eine Teilentschlammung des Waldsees in die Wege zu leiten.
Dafür hat der Verein das Angebot einer Fachfirma eingeholt. 180 000 Euro soll demnach die Maßnahme samt sachgerechter Entsorgung kosten. Das Angebot liegt dem Bezirk seit 2018 vor. Darüber hinaus gibt es einen Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung aus dem Jahr 2017. Darin wird das Bezirksamt ersucht, „zur Verbesserung der Wasserqualität des Waldsees gezielte Maßnahmen vorzunehmen.“ Passiert ist jedoch nichts. Immer wieder heißt es von den politisch Verantwortlichen im Bezirk, dass für diese Maßnahme kein Geld im Haushalt zur Verfügung stehe.
Dies bekräftigt die geschäftsführende Umweltstadträtin Maren Schellenberg und erklärt auf Nachfrage, dass das Bezirksamt bezüglich einer Entschlammung im problematischen südlichen Teil des Sees mit den Berliner Wasserbetrieben (BWB) im Gespräch sei. Auch wegen des Einbaus einer festen Überlaufanlage vom Waldsee in Richtung Schlachtensee bei erhöhtem Pegelstand sei man im fachlichen Austausch mit den BWB. Das sei jedoch sehr zeitintensiv. Schellenberg stellt in diesem Zusammenhang klar, dass der See kein natürlicher See sei und verweist auf seine Funktion als Auffangbecken für Regenwasser der umliegenden Straßen. „Entsprechend ist das Wasser des Waldsees mit dem belastet, was die Straßenentwässerung enthält. Er wird nie als Badegewässer dienen können“, sagt Schellenberg. Doch darum geht es den Waldsee-Anwohner auch gar nicht. Ihre Forderung ist es, den Zustand des Sees so herzustellen, dass Umwelt- und Gesundheitsschutz gegeben sind.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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