Der einstige Notfriedhof erhält Tafel in Gedenken an 108 Tote
Adlergestell, in der Nähe der Schappachstraße: Ein Weg führt im Jagen 40 in den Wald. Durch die Blätter sieht man die nahe Tankstelle. Es erklingt Blasmusik, dann hält Almuth Berger, eine frühere Pfarrerin und jetzige Vorsitzende des Ortsvereins Schmöckwitz, eine Rede. "Der Friedhof war viele Jahrzehnte ein versunkener, fast vergessener Ort. Nun wird er uns wieder in Erinnerung gebracht", freut sich die Schmöckwitzerin. In Erinnerung gebracht hat ihn Wolfgang Stadthaus. Der Wissenschaftler im Ruhestand kam vor über 40 Jahren nach Karolinenhof.
"Damals habe ich die Gräber noch gesehen, einige Jahre später wurden die Steine abgeräumt", erinnert er sich. Mit Konfirmanden des Pfarrsprengels Schmöckwitz-Miersdorf-Eichwalde hat er die Geschichte des Friedhofs erforscht. Das Gelände wurde von Unrat gesäubert, die früheren Außengrenzen des Begräbnisplatzes durch einen Vermesser markiert. In Archiven konnte Wolfgang Stadthaus die Namen aller seit dem 5. Mai 1945 hier Beigesetzten ermitteln. Darunter waren auch 20 Köpenicker, die am Kriegsende durch Suizid aus dem Leben schieden. Da die vorhandenen Begräbnisplätze für die vielen Toten am Kriegsende nicht ausreichten, wurde er als so genannter Notfriedhof angelegt, weiß Stadthaus.
Die Namen aller 108 Toten stehen jetzt am historischen Ort auf einer Tafel, die von der Kirchengemeinde und dem Ortsverein gemeinsam finanziert wurde. Die Konfirmanden, die gemeinsam mit Stadthaus die Friedhofsgeschichte erforscht haben, hatten die Namen aller Toten während der kleinen Festveranstaltung verlesen. Das Forstamt hat zugesagt, Hinweistafeln anzufertigen, die den Weg zum früheren Notfriedhof Karolinenhof, so der offizielle Name, führen.
Die Gräber sind eingesunken, allerdings wurden die Verstorbenen bei der Entwidmung des Friedhofs im Boden belassen. Zu erkennen ist nur noch das Grab von Rudolf Jordy, es wird noch von seinen 86 und 87 Jahre alten Töchtern betreut.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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