Ralf Weber leitet den Friedhof von Rauchfangswerder
Die letzte Ruhestätte der Einwohner ist jedoch etwas Besonderes. Er ist einer von zwei Friedhöfen in Berlin, die weder der Kommune, noch der Kirche gehören. Seit der Einrichtung der Begräbnisstätte kurz nach der Gründung des Kaiserreichs 1871 ist der Friedhof in privater Hand. Damals hatten sechs Einwohner von der Forstverwaltung 900 Quadratmeter Land gekauft. "Dafür mussten sie sich verpflichten, künftig alle unbekannten Leichen aus dem Schmöckwitzer Wald und dem Zeuthener See kostenlos beizusetzen", berichtet Ortschronist Manfred Mäder.
Der kleine Friedhof kommt ohne kostspielige Verwaltung aus. Friedhofsleiter ist Ralf Weber (50), im Hauptberuf Busfahrer bei der BVG und im Nebenberuf seit 1990 eben Totengräber und Verwalter. Er hatte den Job von einem Rentner übernommen, der später selbst unter einem der Bäume seine letzte Ruhe fand. Beigesetzt werden aus hygienischen Gründen nur noch Urnen, die letzte Erdbestattung war 1972.
Seit der Dienstübernahme 1990 hat Weber 112 Mitbürger zur letzten Ruhe gebettet. Die vorerst letzte Bestattung war die der Opernsängerin Irmgard Arnold (1919-2014) am 11. März. Sie war seit 1950 viele Jahre an der Komischen Oper tätig. "Zu ihrer Beisetzung kam neben Schauspieler Walter Plathe auch ein Sohn des früheren Opernchefs Walter Felsenstein", berichtet Weber.
Beigesetzt werden darf auf dem kleinen Friedhof am Schmöckwitzer Damm übrigens nur, wer in Rauchfangswerder gewohnt hat. Sonst wäre der Friedhof schnell überfüllt, beträgt die Grabgebühr für 20 Jahre doch nur 132 Euro. Das hatte vor Jahren schon einmal das Sozialamt gelockt. Nachdem die Kosten für die Beisetzung eines mittellosen Rauchfangswerderaners abgerechnet waren, hätte das Amt am liebsten alle vom Bezirk zu bezahlenden Bestattungen nach Rauchfangswerder verlegt.
Nach einem Grab wird Ralf Weber immer wieder gefragt. Dean Reed fand nach seinem Selbstmord im Zeuthener See im Juni 1986 sein Urnengrab direkt am Schmöckwitzer Damm. Dort findet der Besucher jedoch nur noch einen Feldstein mit ausgekratztem Namenszug. "Seine Mutter hat die Urne 1991 ausgraben lassen und ihren Sohn nach Colorado heimgeholt", erinnert sich Ralf Weber.
Der Friedhof am Stadtrand wird wohl auch künftig in privater Hand bleiben. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wollten die Einwohner die Begräbnisstätte eigentlich loswerden. Damals hatte das Bezirksamt Köpenick eine Verstaatlichung aber rigoros abgelehnt. Dabei sollte es nach Meinung der Anwohner nun auch bleiben.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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