Wache in Gefahr: Feuerwehr fordert Investitionen
Das haben sie im Oktober mit nur einer Gegenstimme auf einer außerordentlichen Versammlung beschlossen. Das freiwillige Wehren von sich aus eine Wache schließen, hat es in der Geschichte der Berliner Feuerwehr noch nicht gegeben.
Grund für den ungewöhnlichen Schritt ist der Zustand der Feuerwache. "Die ist immer noch auf dem Stand von 1950. Wir haben für unsere Wehrleute, die Jugendfeuerwehr und die Senioren der Ehrenabteilung eine einzige Toilette für bis zu 80 Leute. Die Mädchen der Jugendfeuerwehr ziehen sich hinter Schränken in einem Durchgang um und wenn unser Löschfahrzeug in der Halle steht, kann man sich dort kaum noch bewegen", sagt Wehrleiter Christian Rößler. In den vergangenen 15 Jahren haben die Retter aus Rauchfangswerder immer wieder auf die Situation aufmerksam gemacht.
Unzureichend sind auch die Unterbringungsmöglichkeiten für die teure Rettungstechnik. Ein zweites Löschfahrzeug ist ebenso wie ein Pkw für den Rettungsdienst und ein kleines Rettungsboot im Freien abgestellt. "Den Carport, der den Fahrzeugen wenigstens etwas Schutz bietet, haben unsere Kameraden mit selbst gekauften Material gebaut", erzählt Rößler.
Die Antwort auf eine Anfrage zur Zukunft der Wehr durch die Abgeordnetenhausmitglieder Tom Schreiber und Robert Schaddach (beide SPD) hat die Wehrmitglieder noch mehr verärgert. Darin geht Innensenator Frank Henkel (CDU) davon aus, dass die Zukunft der Wehr nicht infrage steht. "Wir fühlten uns wie dumme Jungs abgefrühstückt", berichtet der Wehrleiter.
Inzwischen hat die Nachricht von der möglichen Schließung größere Kreise gezogen. In der Oktobersitzung der Bezirksverordneten war der drohende Verlust einer Feuerwache im äußersten Südosten des Bezirks bereits Thema (Berliner Woche berichtete). Und am 29. Oktober haben sich Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) und Landesbranddirektor Wilfried Gräfling vor Ort umgesehen. "Als die beiden die Umkleideräume gesehen hatten, haben sie lieber auf die Besichtigung unserer Toilette verzichtet", erzählt Wehrleiter Christian Rößler.
Nun hofft man auf ein Einlenken bei Feuerwehr und Senatsverwaltung für Finanzen. Denn wirklich schließen wollen die Rauchfangswerderaner, die seit 1911 eine eigene Feuerwehr haben, ihre Wache natürlich nicht. Dann wäre der Rettungsdienst in diesem Bereich nicht mehr gesichert. Die Berufsfeuerwehr aus Köpenick braucht rund 25 Minuten, und die Freiwillige Feuerwehr im nahen Schmöckwitz hat mit Personalproblemen zu kämpfen.
"Wir hoffen, dass man jetzt einen Zeitrahmen nennt, in dem unsere Wache saniert oder durch einen Neubau ersetzt wird", sagt Christian Rößler.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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