Fußgänger „völlig irritiert“
Bürgerbeschwerden über Abbau der Gleisübergänge an der Tram 68

Auf dem Adlergestell zwischen Karolinenhof und Schmöckwitz hat die BVG bei Gleisarbeiten die Übergänge entfernt. | Foto: Peer Hauschild
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Peer Hauschild vom Ortsverein Schmöckwitz ist genervt. Seit die BVG auf dem Adlergestell zwischen Karolinenhof und Schmöckwitz alle fünf Gleisübergänge ersatzlos abgebaut hat, lasse sich die Straßenseite nicht mehr sicher wechseln. Außerdem kämen Wassersportler jetzt nur noch über große Umwege zu ihren Vereinsgrundstücken und müssten mit ihren Bootsanhängern auf den Kreuzungen wenden.

Was Hauschild ärgert ist, dass Anwohner über diese Aktion nicht im Voraus informiert worden sind. „Diese Übergänge bestanden so lange, wie es die Straßenbahnstrecke gibt, also seit über 100 Jahren. Jetzt können von einem Tag auf den anderen die Bürger aus Karolinenhof auf den Waldwegen nicht mehr das Adlergestell mit den in Mittellage befindlichen Gleisen sicher überqueren“, sagt er. Fast einen Kilometer müssten Fußgänger nun laufen, um eine sichere Überquerungsmöglichkeit zu finden. Das Ergebnis sei, dass jetzt Passanten, die einen solchen Umweg nicht in Kauf nehmen wollen, den offenen Gleiskörper ohne Überweg überschreiten. „Ich konnte beobachten, wie eine Gruppe junger Sportler, die aus Gewohnheit die Waldwege seit Jahren nutzt, völlig irritiert vor einem der fehlenden Überwege stand“, berichtet Hauschild. „Wer hier von einer Verbesserung der Sicherheit spricht, ist einfach nur zynisch.“ Die BVG verstoße seiner Meinung nach gegen das neue Berliner Mobilitätsgesetz, das den Fuß- und Radverkehr fördern und nicht behindern soll.

BVG-Sprecherin Petra Nelken hat auf Anfrage der Berliner Woche den Abbau der Gleisübergänge begründet. Ihrer Auskunft nach wurden die Betonplatten zum Überqueren entfernt, weil diese die Schienen beschädigen. „Die Straßenbahn wackelt ja. Und die Schienen sind so gebaut, dass sie die Schwingungen der Straßenbahn aufnehmen. Wenn Betonplatten in die Schienen gelegt werden, können die Schienen die Schwingungen nicht mehr aufnehmen, und ihre Lebensdauer reduziert sich“, erläutert sie. Die Schienen seien gerade erst erneuert worden, um das letzte Stück der Straßenbahnlinie 68, die den S-Bahnhof Köpenick mit Alt-Schmöckwitz verbindet, dem heutigen Standard anzupassen. „Der Straßenbahntyp hat sich geändert. Statt der hochbeinigen Tatra-Fahrzeuge aus DDR-Zeiten fahren jetzt sogenannte Niederflurfahrzeuge, damit Fahrgäste mit Kinderwagen oder im Rollstuhl ebenerdig ein- und aussteigen können. Diese benötigen aber ein anderes Gleisbett“, erklärt Nelken.

Auswirkungen nicht klar gewesen

Die Gleisarbeiten seien den Anwohnern lange bekannt gewesen. Offenbar hätten sie jedoch nichts davon gewusst, dass dabei auch die Gleisübergänge entfernt werden. Dies im Vorfeld zu kommunizieren, wäre angemessen gewesen, gibt die BVG-Sprecherin zu. Das Gleisbett einfach auf offener Strecke zu überqueren, berge immer eine gewisse Verletzungsgefahr. „Man kann sich schnell mal den Knöchel verstauen. Ich würde niemandem empfehlen, dort rüberzugehen“, so Nelken. Die BVG wolle aber den Menschen, die an der Strecke wohnen, auch in Zukunft die Möglichkeit zum Überqueren geben. Aktuell führe man daher Gespräche mit dem Bezirksamt und Anrainern, um zumindest zwei bis drei Stellen wieder mit Übergängen zu versehen. Dabei geht es laut Nelken aber ausschließlich um Fußgängerüberwege. Die Umwege für Autos würden definitiv bleiben.

Wann die Übergänge zurückkommen, könne sie noch nicht abschätzen. Wenn in den Gesprächen mit dem Bezirksamt eine Entscheidung gefallen sei, könnte dies aber recht schnell umgesetzt werden. „Das ist keine so große Aktion.“ Weil die Straßenbahn in der Zeit allerdings nicht fahren kann, würde eine solche Baumaßnahme in der Regel in den Ferien durchgeführt.

Auf dem Adlergestell zwischen Karolinenhof und Schmöckwitz hat die BVG bei Gleisarbeiten die Übergänge entfernt. | Foto: Peer Hauschild
Auf dem Adlergestell zwischen Karolinenhof und Schmöckwitz hat die BVG bei Gleisarbeiten die Übergänge entfernt. | Foto: Peer Hauschild
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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