Alte Hauptpost soll bis zum Jahresende abgerissen sein
Einst beherbergte es das Hauptpostamt des Bezirks: das Gebäude an der Klosterstraße zwischen Rathaus und Havel. Nun wird Spandaus berühmtester Schandfleck abgerissen. Lesen Sie den Auftakt zu unserer neuen Serie „Damals – Heute“.
Die Spandauer haben dort ihre Pakete abgeholt, Briefmarken gekauft oder Telegramme aufgegeben. Doch das ist lange her. 1995/96 schloss das Hauptpostamt und gammelte seitdem vor sich hin. Dabei hatte die Bundespost das Amt für den Bezirk erst 1980 für über 20 Millionen D-Mark gebaut. Schon 15 Jahre später aber wurde die deutsche Postbehörde privatisiert. Große Postämter waren nicht mehr lukrativ, man setzte lieber auf kleinere Filialen. So wurde das neue Gebäude mit der großen Schalterhalle dicht gemacht, noch bevor sich die Spandauer so richtig an ihre Post gewöhnen konnten.
1995 kaufte eine Schweizer Immobiliengruppe das Grundstück an der Klosterstraße 38-40. Ein Einkaufszentrum und Wohnungen sollten entstehen. Auch einen Tunnel zum neuen Fernbahnhof gegenüber wollte der Investor bauen. Dem Bezirksamt allerdings war die Konkurrenz zu den künftigen Spandau Arcaden zu groß, die ab 2000 gebaut wurden, und lehnte das Projekt ab.
Das Hauptpostamt begann zu verfallen, bis sich eine neue Investorengruppe für das Areal interessierte. Die schlug einen „Spandauer City-Hafen“ an der Havel vor, Wohnungen, Büros, Restaurants, ein Hotelhochhaus und eine Marina. Auch diese Pläne scheiterten. Im November 2001 eröffneten die Spandau Arcaden, die alte Post verwahrloste weiter.
Daran änderte sich auch nichts, als ein holländischer Investor das Areal kaufte, allerdings ohne eigene Baupläne. Zwischendurch gab es Bestrebungen, ihn zumindest zum Abriss der Ruine zu verpflichten.
Große Hoffnung schöpfte das Bezirksamt, als die Merz Objektbau GmbH (Aalen) sowie die Fay Projects GmbH (Mannheim) das 14 000 Quadratmeter große Grundstück an der Havel im Mai 2016 kauften. Ihr Versprechen: Sie wollten die alte Hauptpost abreißen und das Gelände bis 2021 neu gestalten. Das Projekt heißt „Spandauer Ufer“, weil das neue Stadtquartier direkt an der Uferpromenade entstehen soll. Dort sehen die Architekten einen 80 Meter hohen Wohnturm vor. Er ist damit so hoch wie der Rathausturm auf der anderen Seite der Bahntrasse. Eine Fußgängerpromenade zieht sich über das Gelände zur Klosterstraße, so die Pläne, an der ein etwa 30 Meter hohes Ärzte- und Geschäftshaus entstehen soll. Dazwischen ist ein Hotel mit rund 400 Zimmern geplant. An der Kreuzung Kloster- und Ruhlebener Straße steht noch ein Hotel, in dessen oberen Etagen ein Boardinghaus geplant ist.
Etwa 40 Meter hoch wird ein weiterer Wohnturm im Südosten. Die Fußgängerzone mündet am Ufer in einen großen Platz. Treppen und Rampen sollen dort den Höhenunterschied zur Uferpromenade ausgleichen. In den hohen Türmen sollen mehr als 300 Wohnungen entstehen. Geschäfte, Restaurants, Freizeit- und Fitnesseinrichtungen sind für die Erdgeschosse und teils auch für die ersten Obergeschosse reserviert. Mehr als 100 Millionen Euro wollen die Investoren aus Süddeutschland dafür ausgeben.
Mittlerweile ist der Abriss der Ruine im vollen Gange. “Bis Ende des Jahres wollen wir damit fertig sein“, teilt Agilolf Bachner von Merz Objektbau mit. Bis Mitte 2019 soll das Bebauungsplanverfahren abgeschlossen sein und damit das Baurecht vorliegen. Der erste Teil des B-Planverfahrens ist mit dem Werkstattverfahren und einer ersten Trägerbeteiligung bereits abgeschlossen. Mit dem Ergebnis aus dem Architekturwettbewerb gehe es jetzt in die konkrete Planung, so Bachner. Diverse Gutachten zu Lärm, Wind und Verkehr müssen noch folgen, ebenso wie die Beteiligung der öffentlichen Träger.
Bis sich die Spandauer das Gelände anschauen können, wird es aber wohl noch ein Weilchen dauern, Wann es den angekündigten Tag der offenen Baustelle geben wird, konnte der Investor noch nicht sagen. Bis dahin muss der Blick über den Bauzaun reichen. Oder den Abbruch online via Webcam live verfolgen: www.spandauer-ufer.de. Die Kamera liefert alle zehn Minuten ein aktuelles Foto vom Abriss.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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