Grüne Inseln, mehr Platz für Veranstaltungen
Der Marktplatz in der Altstadt soll ab 2025 umgebaut werden
Sebastian Reschke ist Mitarbeiter im Fachbereich Tiefbau des Bezirksamtes. Er hat jetzt den Entwurf für die Umgestaltung des Spandauer Marktplatzes vorgelegt.
Bei einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Stadtentwicklung sowie Bauen, Verkehr, Grünflächen, Umwelt- und Naturschutz in der Bezirksverordnetenversammlung am 11. Oktober stellte er seine Umbaupläne vor. Sebastian Reschkes präsentierte eine Idee, wie die bisher teilweise sehr divergierenden Vorgaben unter einen Hut gebracht werden können. Sie könnte die „Insel-#%lösung“ genannt werden.
Beim Marktplatzumbau geht es um eine bessere Aufenthaltsqualität und Barrierefreiheit, um den Platz als Veranstaltungsort, um möglichst viel Grün und Naturschutz und insbesondere auch um die verschärften Bestimmungen der Feuerwehr zu Brandschutz und Sicherheit. Gerade der letzte Punkt stand früheren Planskizzen im Weg. Weil sich zunächst keine Lösung fand, legte Baustadtrat Thorsten Schatz (CDU) das Projekt 2022 auf Eis, bis es vor einigen Monaten wiederbelebt und in die Spur gebracht wurde.
Sebastian Reschkes Ansatz ist ebenso ambitioniert wie naheliegend. Viel Raum auf dem Marktplatz nehmen derzeit Bäume ein. In seinem Entwurf bleibt davon nur ein Baum übrig. Stattdessen gibt es Neupflanzungen, die aber anders verteilt werden. Sie befinden sich an mehreren grünen Inseln, die sich über die Anlage verteilen sollen. Unterm Strich wird die Anzahl der Gehölze nicht weniger, eher sogar mehr. Einziger Nachteil: Die Bäume müssen erst einmal wachsen. Die Inseln sollen auch zu Verweilorten werden: mit Sitzgelegenheiten und als Standort für die vorhandene Spielfläche an der Nordostseite.
Durch die Insellösung gibt es mehr Raum für Veranstaltungen. Zudem wird die Installation „Havelwellen“ abgebaut und zum Ziegelhof verlegt. Für den Weihnachtsmarkt könnten 48 Stände aufgebaut werden, erklärte Baustadtrat Thorsten Schatz (CDU). Vor der Corona-Pandemie waren es 46. Das Weinfest könne nach dem Umbau 25 Anbietern Platz bieten, vier mehr als vor vier Jahren. Und es gebe auch mehr Raum für die Außengastronomie.
Zum Entwurf gehören auch einige Details, für die Stadtrat Schatz eine Art Alleinstellungsmerkmal beansprucht. Geplant seien zum Beispiel Tanks unter dem Marktplatz, in denen Regenwasser gesammelt werden soll, erklärte Schatz. Außerdem sind sogenannte „Medienboxen“ vorgesehen: Anschlüsse für Strom, Wasser und eventuell Abwasser, an die sich bei Veranstaltungen die Stände anschließen könnten. Sie ersparten das Verlegen von Leitungen, die sich häufig zudem als Stolperfallen erweisen. Damit würden die Medienboxen zur Barrierefreiheit beitragen.
Wichtig war dem Baustadtrat, dass der Entwurf mit der Feuerwehr abgestimmt wurde. Zumindest als „leerer Platz“, wie Thorsten Schatz auf Nachfrage in der Ausschusssitzung formulierte. Einwände am Konzept hatte sie nicht. Entscheidend sei, dass es eingehalten werde. Eine große Rolle spielt auch, wie viele Menschen sich gleichzeitig auf dem Marktplatz aufhalten dürfen. Die Inseln seien obendrein als Barrieren und Absperrungen zu sehen und trügen somit zur Sicherheit bei, erläuterte Schatz. „Begeistert“ von den jetzt präsentierten Plänen habe sich die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gezeigt.
Der Entwurf geht jetzt in die Feinabstimmung. Nach aktuellem Stand könnte der Umbau in gut einem Jahr starten und zwei bis drei Jahre dauern. Damit es im kommenden Jahr aber noch einmal ein uneingeschränktes Weihnachtsgeschäft und einen Weihnachtsmarkt geben kann, werden die ersten Arbeiten erst Anfang 2025 beginnen.
Das Spandauer Bauamt rechnet mit Investitionskosten in Höhe von rund fünf Millionen Euro. Viel mehr finanziellen Spielraum gibt es auch nicht. Nur wenige hunderttausend Euro mehr würden eine europaweite Ausschreibung nach sich ziehen. Ein solches Prozedere würde er gerne umgehen, erklärte der Baustadtrat. Für die Pläne erbat er eine zustimmende Kenntnisnahme der beiden Ausschüsse, die er nahezu durchgehend bekam. Nur die Linke enthielt sich, alle anderen Fraktionen gaben grünes Licht.
Anerkennung für die vorgestellten Entwürfe gab es auch außerhalb der Ausschüsse in der Bezirksverordnetenversammlung. Wenn die Pläne so umgesetzt würden, wie sie vorgestellt worden seien, dann sei das „ein großer Wurf“, sagte Sven-Uwe Dettmann von der Veranstaltungsagentur Partner für Spandau. Es müsse allerdings überlegt werden, wie die Situation auf dem Marktplatz während der langen Umbauzeit für die Gewerbetreibenden etwas erträglich gestaltet werden könne. Entsprechende Prüfungen habe das Bauamt bereits zugesagt. Dass viele Geschäftsleute hinsichtlich der langen Bauzeit Bauchschmerzen haben, war bereits bei einer Veranstaltung im September deutlich geworden.
Das Votum und die zustimmenden Aussagen galten auch Sebastian Reschke, dessen Leistung der Stadtrat bei der Sitzung besonders in den Fokus stellte: „Ehre, wem Ehre gebührt“. Er sei nicht allein für das Projekt verantwortlich gewesen, sagte der Gelobte und verwies zum Beispiel auf die ebenfalls anwesende Myrsini Dimakopoulos vom Fachbereich Stadtplanung. Seit Mai habe er sich mit dem Thema beschäftigt. Es habe Spaß gemacht, etwas zu entwickeln, ohne dass es zuvor bereits Vorlagen eines beauftragten Planungsbüros gegeben habe. Sein Ausgangspunkt sei ein leerer Marktplatz ohne die derzeitigen Bestandteile gewesen. Von dieser Vorstellung ausgehend, sei die Lösung dann eigentlich naheliegend gewesen. Aber darauf musste erst einmal jemand kommen.
In einem Punkt hat Sebastian Reschke allerdings noch einige Zweifel. Auf dem Marktplatz soll es nach vielfachem Wunsch und auch von ihm vorgesehen einen Brunnen geben. Dort werde künftig in der Adventszeit der Weihnachtsbaum installiert werden, erklärte Thorsten Schatz, denn in den Wintermonaten sei der Brunnen ja außer Betrieb. Ob sich das wirklich so bewerkstelligen lasse, müsse noch geprüft werden, meinte der Marktplatzplaner. Immerhin gehe es um einen riesigen Baum plus weitere technische Voraussetzungen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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