Ein Brunnen und viele Einkaufspaläste: Die Breite Straße in der Altstadt hat viel zu erzählen

Geschäfte und Wohnhäuser prägen heute die Breite Straße. | Foto: Ulrike Kiefert
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Die Breite Straße ist nicht nur die breiteste Straße in der Altstadt, sondern auch eine der ältesten. Ihre Geschichte hat wie viele historische Orte Risse und Brüche.

Die Breite Straße ist die wichtigste und tatsächlich auch die breiteste Straße in der Spandauer Altstadt. Geschäfte und Wohnhäuser prägen sie heute, dicht gedrängt auf einer Länge von nicht mal einem Kilometer. An ihrem nördliche Ende ist die Breite Straße reine Fußgängerzone, die nur vormittags beliefert werden darf. So kann man in Ruhe in einem der vielen Cafés sitzen, Fußgänger beobachten oder eine Einkaufspause einlegen.

Das war natürlich nicht immer so. 1965 rollten hier noch Autos entlang, denn die neue Umgehungsstraße führte den Verkehr auch mitten durch die Altstadt. Die Geschichte der Breite Straße beginnt aber schon viel früher. Ihren Namen bekam die Straße der Überlieferung nach bereits 1701. Damit ist die Breite Straße eine der ältesten in der Altstadt und zugleich eine der wenigen Straßen, die ihren Namen bis heute behalten hat. Ursprünglich bildete die Breite Straße zusammen mit der Klosterstraße eine bauliche Einheit. Der Straßenzug wurde dann durch den Bau der Stadtmauer im 14. Jahrhundert unterbrochen, wie Historiker vermuten.

Viele Fragezeichen hinter der Historie

Bis ins kleinste Detail ist die Geschichte der Straße nicht überliefert, aber die Häuser und historischen Bauten erzählen so einiges. Das Gotische Haus in der Breiten Straße 32 zum Beispiel ist Berlins ältestes Bürgerhaus. Gebaut in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im spätgotischen Stil hat es Brände und viele Umbauten überstanden und beherbergt heute das Stadtgeschichtliche Museum, wechselnde Kunstausstellungen und die Tourist-Info. Noch älter ist der mittelalterliche runde Feldsteinbrunnen auf dem Hof der Breiten Straße 35. Er stammt aus dem 14. Jahrhundert, ist über sechs Meter tief, wurde bis 1930 als Brunnen genutzt und erst 51 Jahre später wiederentdeckt.

Ziemlich prominent ist in der Breiten Straße das Haus Sternberg. Eine Gedenktafel am Eingang der heutigen Sparkasse mahnt an das Schicksal des Kaufhaus-Besitzers Julius Sternberg. 1938 verkaufte er sein Warenhaus Breite Straße 21 an den „Ariseur“ Hermann Fauser und wanderte nach Kolumbien aus. Nach dem Krieg vermietete Fauser das Haus an seinen Freund, den Hertie-Besitzer Georg Karg. Der leitete das Geschäft bis 1972. Noch heute erkennt man an der großzügigen Fensterfassade, dass es sich bei dem  Gebäude um ein niveauvolles Warenhaus gehandelt haben muss.

Erfolgreicher Unternehmer war auch Louis Salomon, der das Haus Breite Straße 33/34 erbaute. Dort eröffnete 1931 eine Woolworth-Filiale ihre Pforten. Zu Louis Salomon hat die Jugendgeschichtswerkstatt Spandau viel geforscht. Mit seiner Frau überlebte er den Holocaust und wanderte nach Israel aus. An ihn erinnert ebenfalls eine Gedenktafel.

Zu den verschwundenen Einkaufspalästen gehört auch das Warenhaus „Denninger“. Der deutsche Architekt Norman Braun baute es 1950 in der Breiten Straße 25-29. Ursprünglich – so weit bekannt – hieß das Kaufhaus nach dem Unternehmer „M.Hirsch“. Es war beliebt bei den Kunden, denn dort konnten die Spandauer mit einem Lift fahren. Die Verkäuferinnen nannte man „Hirschkäfer“. Aus „M.Hirsch“, der vor den Nationalsozialisten fliehen musste, wurde später „Lindemann & Co.“ und noch später „Denninger“. Fritz Denninger übernahm 1936 das Warenhaus, das „arisiert“ wurde. 1974 schloss es. Heute finden sich dort unter anderem eine Bank und ein Spielzeugwarengeschäft. Ein paar Hausnummern weiter sitzt an der Breiten Straße 23 der Juwelier Brose, seit 1889 ein Traditionsunternehmen in der Altstadt. Von der Hausfassade erklingt seit 1984 ein Glockenspiel, das die Spandauer und ihre Besucher stündlich freudig stimmt. Sie müssen nur genau hinhören.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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