Smart, grün und nachhaltig, aber weniger Wohnraum
Entwurf zum Stadtquartier "Spandauer Ufer" verfeinert

Visualisiertes Stadtquartier: So sieht das "Spandauer Ufer" nach der Feinarbeit jetzt aus. Dunklere Häuserriegel an den Fassaden machen die Hochtürme schlanker.  | Foto: Animation: Fay Projects
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  • Visualisiertes Stadtquartier: So sieht das "Spandauer Ufer" nach der Feinarbeit jetzt aus. Dunklere Häuserriegel an den Fassaden machen die Hochtürme schlanker.
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Vier Jahre noch müssen die Spandauer mit der Lücke an der Klosterstraße leben. Hinter den Kulissen aber reift das neue Stadtquartier „Spandauer Ufer“ heran. Dafür gab's jetzt schon mal „Gold“.

Das Grundstück ist ein staubiger, öder Platz und baulich immer noch unfertig. Seit dem Abriss des alten Haupt-Postamtes gönnt es sich eine Atempause. Scheinbar. Denn hinter den Kulissen schreitet die Entwicklung des neuen Stadtquartiers "Spandauer Ufer" auf dem früheren Postgelände an der Klosterstraße voran.

So hat ein Team aus 40 Planern, Statikern, Architekten und Fachingenieuren seit März 2017 den städtebaulichen Siegerentwurf aus dem Kölner Büro der Astoc-Architekten stetig weiterentwickelt und verfeinert. Was dabei herauskam, konnten sich die Spandauer am 8. Juni in der ehemaligen Waschstraße der Post anschauen, die für die diesen Anlass zur Schaubühne erster Visualisierungen des neuen Quartiers zwischen Bahnhof und Rathaus Spandau wurde. Gastgeber waren die Investoren Fay Projects aus Mannheim und die Merz Objektbau aus Aalen, die das Stadtquartier zusammen als Spandauer Ufer GmbH & Co. KG entwickeln.

Zwei Bürotürme werden herausragen

Geplant sind unverändert zwei zusammenhängende Gebäudekomplexe, die sich gegenüber stehen und in Architektur und Fassade ähneln. Markante Hingucker sind zwei Bürotürme, 60 und 80 Meter hoch. Dazwischen schließen deutlich niedrigere Bauten den Häuserriegel.

Neu ist, dass die Planer die beiden Hochhäuser mit zwei kleineren Riegelteilen und farblich unterschiedlichen Fassaden optisch schlanker machen. Hauptfassadenmaterial ist der lokaltypische rote Klinker, den die Spandauer vom Rathaus und der Zitadelle kennen. Heterogen bleibt auch der Mix aus Gewerbe, Hotel, Einzelhandel, Arbeiten und Wohnen. Es wird ein Ärztehaus geben, eine Kita, ein Fitness-Studio, zwei Hotels, Restaurants und Cafés, Geschäfte, Büros und einen Supermarkt.

Weniger Wohnungen als geplant

Abstriche haben die Planer allerdings beim Wohnungsbau gemacht. Statt der 200 Mietwohnungen wird es nur 75 geben. Grund ist die Schallbelastung von der Bahntrasse mit nächtlichem Güterverkehr. Laut Schallschutzgutachten würde die bei 72 Dezibel liegen, erklärte Architekt Andreas Kühn von Astoc. Weshalb der 80-Meter-Turm an der Bahntrasse nun doch als reines Bürohaus geplant wird.

Das Bebauungskonzept ergänzen eine autofreie Zone mit Fußwegen und überregionaler Fahrradstraße, ein sechs Meter hoher „Havel-Balkon“ als Aussichtsplattform, Bäume und Sitzmöbel, ein begrünter Uferplatz und bepflanzte Dächer, wo es passt.

Das neue Stadtquartier im Herzen Spandaus will aber nicht nur grün und smart sein, sondern auch nachhaltig. Die Kriterien dafür haben die Planer offenbar übererfüllt, denn von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) gab es jetzt schon ein Vor-Zertifikat in „Gold“. Gepunktet hat das Projekt mit seinem Energiekonzept, das eine Flusswasser-Kühlung vorsieht und aus dem kommunalen Abwassernetz Wärme rückgewinnen will. „Smart Meters“ sollen als intelligente Zähler zudem Auskunft darüber geben, wann, wo, wie viel Energie im Quartier von wem verbraucht wird. Gewürdigt hat die DGNB aber auch die Methode des „Building Information Modeling“, also des digitalen Planens an einem realistischen virtuellen Modell. Der Vorteil: Alle Pläne sind stets aktuell.

Könnte der Einzelhandel in der Altstadt leiden?

Und was meinen die Spandauer? „Wenn alles fertig ist, wird es ganz sicher schön hier“, sagte Hans-Peter Guzy, der am 8. Juni vorbeischaute und gleich um die Ecke wohnt. Die neuen Geschäfte allerdings könnten zur Konkurrenz für die Altstadt werden und so zum Aus kleinerer Läden führen, befürchtete der 76-Jährige. Rosemarie und Heinz Plath gefiel die verkehrsberuhigte Fußgängerzone, und „dass man am Lindenufer bald abends sitzen und etwas trinken kann“. Als „richtig toll“ lobten Bernd Wiedenhöfer und seine Frau Maria den Entwurf. „Es sieht sehr mondän aus, passt aber trotzdem zu Spandau.“ Denn der Bezirk sei modern und vielfältig. „Das Quartier bringt Großstadtflair, es wird Touristen anziehen und die Gegend beleben.“

Bis es soweit ist, dauert es aber noch. Mindestens vier Jahre werden die Spandauer mit der Lücke noch leben müssen. Im Herbst folgt erst einmal die Trägerbeteiligung als Teil des B-Planverfahrens. Bis Jahresende wollen die Investoren den Bauantrag einreichen und den städtebaulichen Vertrag abschließen. Dann muss noch die 183 Meter lange unterirdische Abwasserdruckleitung auf dem Grundstück verlegt und saniert werden, bevor die Bagger die Baugrube ausheben und es in der zweiten Jahreshälfte 2019 mit dem Bau losgehen soll.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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