Historischer Wasserturm auf dem Schlachthof im Wandel der Zeit
Am Bahndamm nahe der Staakener Straße steht ein markantes Überbleibsel des früheren Spandauer Schlachthofs. Der Wasserturm gehört heute der Thoben-Bäckerei. Unsere Serie „Damals – Heute“ stellt ihn näher vor.
128 Jahre hat der Wasserturm an Staakener Straße 22 auf dem Buckel und sich damit das Beiwort „historisch“ redlich verdient. Erbaut 1889 nach Plänen des Architekten Paul Friedrich zierte er den Schlachthof, der von 1899 bis 1974 in Betrieb war. Der kommunale Schlachthof „starb aus“, der Wasserturm aber blieb und kümmerte vor sich hin. Kinder turnten trotz Absperrung auf dem Gelände herum und besprühten das Gemäuer mit Graffiti. Als die ersten Steine vom 21 Meter hohen Turm zu bröckeln drohten, hüllte ihn der Bezirk im September 1992 in ein Gerüst. Baudenkmal wurde er erst im Jahr darauf.
Eigentümer von Gelände samt Turm war damals noch das Land Berlin, das seit dem Abriss des Schlachthofs 1990 vergeblich nach Investoren gesucht hatte. Für die Instandsetzung und Wartung des Wasserturms war eigentlich der Bezirk zuständig, doch dem fehlte das Geld für die Fassadensanierung. Also blieb das Baugerüst über die Jahre stehen, ohne das etwas passierte. Am Ende verschlangen die Mietkosten für das Gerüst von rund 630 Mark wöchentlich fast genauso viel Geld wie die Renovierung gekostet hätte.
Im Sommer 1999 zeigte sich der alte Wasserturm dann überraschend mit restaurierter Hülle aus gelben Klinkersteinen. Auf dem Dach thronte ein leuchtendes großes „T“. Die Thoben-Bäckerei, damals seit 30 Jahren in Spandau ansässig, hatte das Areal nahe dem Bahndamm vom Bezirk gekauft. Überliefert ist ein symbolischer Quadratmeter-Preis von einer D-Mark – allerdings mit der Auflage, den Turm zu restaurieren. Was Lutz Thoben auch tat und etwa zwei Jahre dauerte. Etwa 300 000 Mark kostete es, die beschädigten Ziegel und die Fenster originalgetreu auszutauschen. Direkt neben dem Turm baute Thoben eine neue Produktionsstätte, in der heute täglich rund 80 000 Schrippen, 600 Bleche Kuchen und an die 4000 Brote gebacken werden.
In den restaurierten Wasserturm wiederum sollte zeitnah ein Restaurant ziehen. Doch er stand vorerst weiter leer – auch, weil es keine Interessenten gab. Seit Anfang 2017 nutzt Thoben das Bauwerk nun für sein hauseigenes Café.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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