Namensänderung nach Geschichtsrecherche
Aus Rivel- wurde Härtling-Schule

Mechthild Härtling bedankt sich bei der Schulgemeinschaft für die Erinnerung an ihren Mann. | Foto: Christian Schindler
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Zu ihrem 20-jährigen Bestehen hat die bisherige Charlie-Rivel-Grundschule die Namensänderung in Peter Härtling-Grundschule mit einem Festakt am 14. September feierlich begangen.

Die Schule an der Flankenschanze 20 war schon immer etwas Besonderes. Fertiggestellt 1998, war sie die letzte Schule, die der Bezirk Spandau in Eigenregie errichtete. „Es galt, unterschiedliche Einzugsbereiche mit einander zu verbinden“, erinnerte sich Kulturstadtrat Gerhard Hanke (CDU), der in der Funktion des Schulstadtrates bis ins vergangene Jahr die Geschicke der Bildungseinrichtung von Anfang an verfolgt hat.

Es wurde eine Erfolgsgeschichte. Noch vor den Sommerferien wurde die Fünftklässlerin Merve S. Siegerin im bundesweiten Englisch-Wettbewerb „The big challenge“. Schulleiter Peter Mosler legt Wert auf Strukturen, die optimales Lernen ermöglichen. Intensiv hat sich sein Team dem jahrgangsübergreifenden Lernen verschrieben, das im Gegensatz zu vielen anderen Schulen hier nicht zurückgefahren, sondern ausgeweitet wird.

So wie die Schule mit dem Unterricht immer in kreativer Bewegung ist, hat sie sich auch mit ihrem Namen auseinandergesetzt. Nachdem die Bauarbeiter vor 20 Jahren den letzten Handschlag getan hatten, ging laut Verwaltung die 27. Grundschule ans Netz. Und die brauchte natürlich ein Namen. „Damals war man der Meinung, dass ein Clown ein guter Namensgeber sein könnte“, sagt Mosler. Also entschied man sich für den Spanier Charlie Rivel (1896 – 1983), dessen Motto „Akrobat schöööön“ noch heute legendär ist.

Bewunderer von Faschisten

Was man damals nicht bedachte, und was erst später bekannt wurde: Der in Deutschland sehr populäre Artist hatte 1943 dem nationalsozialistischen Diktator Adolf Hitler überschwängliche Geburtstagsgrüße telegrafiert. In der Schule wollte man dem weiter nachgehen. Man bat die Jugendgeschichtswerkstatt Spandau, sich näher mit Charlie Rivel zu beschäftigen. Und siehe da: Rivel war nicht nur ein Bewunderer Adolf Hitlers, er stand offenbar auch den spanischen Faschisten unter General Francisco Franco nahe.

Damit begann in der Schule eine Diskussion, ob Rivel als Namensgeber noch tragbar sei – und was es für Alternativen gebe. Schließlich setzte sich ein Vorschlag aus der Elternschaft durch: Peter Härtling (1933 – 2017), Schriftsteller, der sich auch einen Namen als Kinderbuchautor gemacht hatte. Viele Schüler und Eltern kannten seine Werke. Wer sich mehr mit ihm beschäftigt, ist davon beindruckt, wie er traumatische Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg verarbeitet hat. Der Vorschlag setzte sich in den Schulgremien durch, schließlich fasste das Bezirksamt einen entsprechenden Beschluss. Zum Festakt konnte sich Härtlings Witwe Mechthild davon überzeugen, wie lebendig das Werk ihres Mannes in der Schule ist.

Mit der Namensänderung verschwand auch die Charlie-Rivel-Büste aus dem Foyer der Schule. Sie war das Geschenk eines Vaters, der auch Bildhauer ist. Sie wurde ihm jetzt zurückgegeben.

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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