Beliebtheit sorgt für Platzbedarf: In der Bezirkszentralbibliothek starten im kommenden Jahr Bauarbeiten
Spandau. Das Angebot um digitale Medien zu ergänzen, war sicher angebracht. Doch auch das gute alte Buch bleibt auf Erfolgskurs. Entgegen allen Unkenrufen boomt die Spandauer Stadtbibliothek – so sehr, dass der Platz knapp wird. Nun stehen die Zeichen auf Um- und Ausbau.
Wenn’s sehr ruhig läuft, kommen etwa 1200 Besucher. Aber das passiert selten: In der Regel finden sich am Tag rund 2000 Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer in der Bezirkszentralbibliothek in der Carl-Schurz-Straße 13 ein. Tendenz steigend. „Das hat noch vor fünf, sechs Jahren kaum einer geglaubt“, sagt Heike Schmidt, Leiterin der Spandauer Stadtbibliothek. Damals hätte sie zu hören bekommen, dass bald kein Mensch mehr die öffentlichen Bücherstuben brauche. „Nun verzeichnen wir im vierten Jahr in Folge deutlich steigende Besucherzahlen.“ Dank einem Plus von 20.692 waren es insgesamt fast 670.000 Gäste im vergangenen Jahr.
Mehr als 1,42 Millionen Mal haben sich die Havelstädter 2016 aus dem Bestand an Büchern, Zeitschriften, CDs und digitalen Medien bedient, über den die Spandauer Stadtbibliothek verfügt. Neben der Altstadt-Zentrale zählen dazu die Filialen in Kladow und Haselhorst, im Falkenhagener Feld und in der Heerstraße. Auch die Schulbibliothek der Carlo-Schmidt-Oberschule ist quasi ein Ableger, ebenso der Bücherbus, der seit Kurzem im nagelneuen Gewand durch den Zitadellenbezirk kutscht.
Vor allem in den Bereich der neuen Medien hat die Bibliothek kräftig investiert – 1,9 Millionen Euro gab der Landeshaushalt 2016/2017 für den Ausbau der berlinweiten Online-Angebote nebst passender Ausstattung her. Davon hat auch die Spandauer Einrichtung profitiert. Nicht nur E-Bücher samt jeweiliger Hörversion, auch Zeitschriften, Tagespresse, Lexika, fremdsprachige Lektüre umfasst der digitale Fundus. Musikliebhaber können ihre Lieblingsmelodien streamen, für die kleinen Besucher gibt es Apps, die zu kindgerechter Literatur führen. Von insgesamt 70 E-Book-Readern darf ein Bibliotheksmitglied jeweils ein Exemplar bis zu vier Wochen lang ausleihen. Die frisch angeschafften Tablets dürfen hingegen das Haus nicht verlassen, stehen dort aber inklusive freiem WLAN jedem zur Verfügung. Nicht zuletzt hat das Team Sprechstunden ins Angebot aufgenommen – für alle, die noch nicht ganz fit sind im Umgang mit digitalen Medien und Zubehör.
Doch auch das gebundene Buchstabenwerk hat längst nicht ausgedient. „Vor allem Sachliteratur steht hoch im Kurs“, sagt Heike Schmidt. Lesungen, Ausstellungen, spezielle Events für Kinder und Jugendliche, Angebote für Flüchtlinge ergänzen und bereichern das Spektrum der Bibliothek, die laut Besucherstatistik also keineswegs von gestern ist.
Im Gegenteil: Das aktuell beherrschende Thema weist in die Zukunft. Es ist der dringend notwendige Umbau des Gebäudes in der Carl-Schurz-Straße, der bei laufendem Betrieb erfolgen muss. Drei Millionen Euro aus dem Bund-Länder-Programm Städtebaulicher Denkmalschutz plus mindestens 1,2 Millionen an weiteren Fördermitteln – teils aus dem EFRE-Fonds – fließen ins Projekt. Genauer, in modernen Schall- und Trittschutz, neue Fußböden und Sanitäranlagen, ein zeitgemäßes Leit- und Orientierungssystem. Die Büros der Verwaltung sollen ins Dachgeschoss ziehen, das zu diesem Zweck ausgebaut wird. Das schafft mehr Platz für den Publikumsverkehr im ersten und zweiten Stock. Eine Machbarkeitsstudie liegt bereits vor – erarbeitet vom Büro Hoskins Architects. Baustart ist im kommenden Jahr, Heike Schmidt zeigt sich vorsichtig optimistisch und rechnet mit der Fertigstellung zum Jubiläum „100 Jahre Stadtbibliothek Spandau“. Das wäre 2020. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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