Besser lesen, besser leben: Neues Projekt gegen funktionalen Analphabetismus

Lerncafé-Projektleiterin Anne Nadif, GIZ-Geschäftsführerin Britta Marschke und der Bundestagsabgeordnete Swen Schulz, Schirmherr der Alpha-Stiftung | Foto: Berit Müller
4Bilder
  • Lerncafé-Projektleiterin Anne Nadif, GIZ-Geschäftsführerin Britta Marschke und der Bundestagsabgeordnete Swen Schulz, Schirmherr der Alpha-Stiftung
  • Foto: Berit Müller
  • hochgeladen von Berit Müller

Spandau. Die Havelstadt ist um ein integratives Bildungsangebot reicher: In der Mönchstraße 7 eröffnete jetzt das Lerncafé Spandau – ein Ort, der allen offen steht, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben.

Rund 7,5 Millionen Deutsche gelten laut einer Studie der Universität Hamburg als funktionale Analphabeten. Mehr als 300.000 Berliner sind vielleicht noch in der Lage, einzelne Wörter oder Sätze zu lesen und zu schreiben – nicht aber zusammenhängende Texte. Und in Spandau können 20.000 Frauen und Männer nicht ohne Hilfe lesen und schreiben. Mit dem neuen Lerncafé will die Gesellschaft für Interkulturelles Zusammenleben (GIZ) dafür sorgen, dass zumindest die letzte Zahl bald deutlich sinkt. „Lesen und Schreiben bedeuten Teilhabe und Selbstbestimmung“, sagt GIZ-Geschäftsführerin Britta Marschke. Kernkompetenzen, die auch für eine gelungene Integration unerlässlich seien. Das Lerncafé Spandau steht aber allen Hilfe- und Ratsuchenden offen – als generationsübergreifender, interkultureller Ort fürs Lernen und Verstehen.

Das neue GIZ-Projekt will bestehende Bildungsangebote ergänzen. Niederschwellig lautet das Zauberwort. „Wir wollen erste Anlaufstelle im Bezirk für Menschen sein, die nicht richtig lesen und schreiben können“, erläutert Projektleiterin Anne Nadif. „Denn wir haben die Hoffnung, dass hier die Hemmschwelle nicht ganz so hoch ist. Aber natürlich agieren wir nicht im luftleeren Raum, sondern fügen uns ins Netzwerk des Alpha-Bündnisses und des Grundbildungszentrums ein.“

Lerntandems sollen sich entwickeln

Konkret soll es in Kürze zwei kleine Gruppen geben, die regelmäßig und kompetent angeleitet in der Altstadt das Lesen und Schreiben trainieren: eine für Menschen, die in Deutschland die Schule besucht haben, und eine Gruppe für Hilfesuchende, bei denen das nicht der Fall war. An einem Vormittag pro Woche sollen sich die beiden Lerngruppen begegnen. „Unser großer Wunsch wäre es, dass sich interkulturelle Lerntandems entwickeln“, sagt Anne Nadif. Langfristig wollen die Projektleiterin und ihre ehrenamtlichen Helfer auf passende, strukturierte Lernangebote aufmerksam machen und Plätze vermitteln – etwa für die Kurse der Volkshochschule.

Eine Sozial- und eine Rechtsberatung komplettieren das neue Projekt der GIZ, hinzu kommen Kreativangebote, Vorträge und kleine Veranstaltungen in der Mönchstraße 7. Nicht zuletzt wird sich im Lerncafé künftig auch eine Selbsthilfegruppe für funktionale Analphabeten treffen. bm

Kontakt und Infos gibt es unter lerncafe@giz.berlin
Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 89× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 42× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.