Die meisten Eltern sind noch gar nicht informiert
Die Schule am Grüngürtel, Askanierring 42, ist eine Schule mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt "Lernen". Rund 120 Schüler mit unterschiedlichem Lernniveau werden dort in integrativen Klassen unterrichtet. Nun soll sie nach Plänen der Senatsbildungsverwaltung mit der Birken-Grundschule, Hügelschanze 8, zu einem "Inklusions-Campus" zusammengelegt werden. Die Schulen liegen in der Nachbarschaft, teilen sich Sportplatz, Hort und Schulgarten. Mit der Fusion bleiben die Standorte erhalten, es soll aber eine Schulleitung geben. Eltern der Birken-Schüler sind skeptisch und haben vor allem viele Fragen.
"Wie werden die Kinder in den Regelklassen verteilt? Wie soll der gemeinsame Unterricht aussehen und müssen die Schüler die Gebäude wechseln?", fragt Véronique Schwaten. Sie ist Elternvertreterin und hat zwei Töchter an der Birken-Grundschule, sechs und zwölf Jahre alt. Einige Eltern haben von der Fusion erst vor einer Woche auf der Sitzung der Gesamtelternvertretung (GEV) erfahren. "Viele waren schockiert, erst jetzt informiert zu werden", erzählt die Mutter. Die meisten Eltern der rund 280 Birken-Grundschüler wüssten noch gar nichts davon. "Sie sollen nach den Sommerferien offiziell Bescheid bekommen", berichtet Véronique Schwaten. Was vielleicht verständlich wäre, stünde die Fusion erst in ein oder zwei Jahren an.
Aber: "Wie uns mitgeteilt wurde, ist die Fusion bereits für das kommende Schuljahr beschlossen." Eltern hätten also weder Zeit zu reagieren noch ihre Sorgen kundzutun oder gar konkrete Antworten zu bekommen. Denn die Eltern befürchten, dass die Birken-Grundschule mit der Fusion abgewickelt werden soll. Sie hat seit mehr als fünf Jahren keinen Schulleiter, Unterricht fällt aus, Lehrer fehlen und es gibt Brandschutzmängel.
In der Pressestelle der Senatsbildungsverwaltung sind zur Fusion keine Details zu bekommen. Nach Informationen von Bildungsstadtrat Gerhard Hanke (CDU) soll die Fusion offiziell erst zum Schuljahr 2015/16 erfolgen. Intern werde sie allerdings schon vorbereitet. So habe die Rektorin der Grundschule am Grüngürtel bereits die Leitung beider Schulen übernommen.
Der Stadtrat kann die Sorgen der Eltern verstehen, hält die Zusammenlegung von Förderzentrum und Regelschule aber pädagogisch für sinnvoll. Zudem brauche die Schule am Grüngürtel mehr Platz, weil es zu viele Anmeldungen gebe. Als positives Beispiel einer Fusion nennt er die Grundschule am Wasserwerk und die Sonderschule am Stadtrand im Falkenhagener Feld. Beide seien seit dem Schuljahr 2003/2004 unter einem Dach und arbeiteten heute als Kooperationsschule erfolgreich zusammen, so Hanke. Auch dort hatten viele Eltern gegen die Fusion protestiert. Die Sonderschule platzte damals aus allen Nähten, während an der Grundschule am Wasserwerk die Schülerzahlen stetig sanken.
Hintergrund solcher Fusionen ist die geplante Abschaffung von Sonderschulen in Berlin. Auslöser ist eine Konvention der Vereinten Nationen, wonach allen behinderten Kindern der Besuch einer Regelschule ermöglicht werden soll.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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