Frauen machen Frauen Mut: Ausstellung über Häusliche Gewalt eröffnet
Spandau. Gewalt zerstört Familien. Wie, das zeigt eine aktuelle Ausstellung im Paul-Schneider-Haus. Aber auch Hilfsangebote macht die Schau bekannt.
Rosa ist aufgeregt. Vor so vielen Menschen hat sie noch nie gesprochen. Doch sie will ihre Geschichte erzählen. Frauen Mut machen, die wie sie häusliche Gewalt erleben mussten. Und so schildert sie ihre traurige Geschichte, die mit ihrer Hochzeit begann.
18 Jahre jung war sie damals und „ziemlich naiv“, sagt Rosa. Zwei Jahre geht alles gut. Dann kommen die Schläge. Ihr Mann trinkt und lässt seinen Frust an ihr aus. „Er schlug mir mit der Faust auf den Kopf oder auf die Brust“, sagt Rosa. So blieben die Verletzungen für andere nicht sichtbar. Wiederholt ruft sie die Polizei. Doch in den 1960er Jahren wurden schlagende Männer noch nicht der Wohnung verwiesen. „Es genügte den Beamten, wenn er sagte, er tut es nicht wieder“. Aber er tat es wieder, über 20 Jahre lang. Erst im Alter von 40 findet Rosa die Kraft, ihn zu verlassen. Ihre Töchter machen ihr Mut, eine neue Liebe auch. Heute ist Rosa 72. Stolz schwingt mit, wenn sie sagt: „Lasst Gewalt nicht zu. Sucht euch Hilfe, wie ich es getan habe.“ Die Hilfe fand sie bei „Eulalia Eigensinn“.
"Das Thema wieder in die Köpfe der Menschen bringen!"
Die Frauenberatungsstelle in der Neustadt gehört mit „Hinbun“ und dem Bezirksamt zum „Spandauer Netzwerk gegen häusliche Gewalt.“ Gemeinsam mit dem Künstlerinnenkollektiv „migrantas“ hat das Netzwerk am 8. März eine Ausstellung im Paul-Schneider-Haus eröffnet. Piktogramme, Zeichnungen und Plakate sind dort ausgestellt. Frauen, die selbst Opfer wurden, haben sie gestaltet. „Du bist nicht allein“, „Alles hinter sich lassen“ oder „Bitte, rede mit mir“ ist dort zu lesen. Szenen aus dem Alltag der Frauen stellen die Gewalt bildlich dar. „Leider kommt es noch viel zu oft vor, dass in Familien häusliche Gewalt herrscht. Diese Ausstellung soll das Thema wieder in die Köpfe der Menschen bringen“, sagte die Frauenbeauftragte Annukka Ahonen bei der Ausstellungseröffnung. Immer noch sei jede vierte Frau in Deutschland von häuslicher Gewalt betroffen. 2016 wurde die Polizei zu 15.000 solcher Einsätze in Berlin gerufen.
Damit häusliche Gewalt kein Tabu-Thema bleibt und möglichst viele Spandauer hinsehen statt wegzusehen, hat das Netzwerk eine große Öffentlichkeitskampagne gestartet. An 1000 Standorten in Spandau sollen mahnende Plakate und Banner aufgehängt werden. „Diese Standorte hat uns die Firma Wall zur Verfügung gestellt“, so Annukka Ahonen. Die ersten hängen schon vor dem Paul-Schneider-Haus und am Altstädter Ring. Auch die Flotte des Ordnungsamtes ist jetzt mit Flyern und Aufklebern in ganz Spandau unterwegs. uk
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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