Ermittlungsbehörden durchsuchen Vivantes Spandau: Verdacht auf Abrechnungsbetrug

Spandau. Das Vivantes Klinikum Spandau und zwei Arztpraxen sind am 3. Juni durchsucht worden. Die 60 Ermittler beschlagnahmten Abrechnungen und Krankenakten.

Das Landeskriminalamt und die Berliner Staatsanwaltschaft haben im Vivantes Klinikum, Neue Bergstraße 6, sowie in zwei Berliner Arztpraxen Razzien durchgeführt. Wie die Behörden mitteilten, wird vier Ärzten gewerbsmäßiger Abrechnungsbetrug vorgeworfen. Der Schaden könnte im Millionenbereich liegen.

Die Ärzte, darunter eine niedergelassene Ärztin und ihr Ehemann, der Chirurg ist, sollen sich seit mindestens 2011 durch betrügerische Abrechnungen bereichert haben. Sie werden verdächtigt, bei Krankenkassen Operationen zur Gewichtsreduktion falsch abgerechnet zu haben. Hintergrund ist, dass diese OPs nur unter bestimmten Voraussetzungen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. So muss beispielsweise nachgewiesen werden, dass die betroffenen Patienten zunächst versucht haben, ihr Gewicht mittels Ernährungsumstellung, Bewegung oder Verhaltenstherapien zu reduzieren. Erst wenn diese Maßnahmen scheitern, übernehmen die Kassen die Kosten für die rund 8000 Euro teure Operation. Die Beschuldigten stehen im Verdacht, unter anderem Belege für Ernährungs- und Bewegungstherapien gefälscht zu haben, damit die Krankenkassen die OP-Kosten übernehmen. Auch ergänzende kosmetische Eingriffe sollen laut Ermittlungsbehörden als abrechnungsfähige Operation eingereicht worden sein.

Die niedergelassene Ärztin soll Therapiebeläge gefälscht und anschließend operative Magenverkleinerungen bei den Krankenkassen beantragt haben. Ihr Ehemann soll die Patienten dann operiert haben.

Vivantes bestätigte auf Nachfrage, dass mehrere Räume auch im Klinikum Spandau durchsucht worden seien. Was die Verdachtsfälle betrifft, so müssten die Ermittlungen abgewartet werden. "Vivantes kooperiert vollumfänglich mit den Behörden", sagte Kristina Tschenett, Sprecherin von Vivantes in Spandau.

Die Behörden werten jetzt die beschlagnahmten Unterlagen aus. Bis Redaktionsschluss dieser Zeitung lag noch kein Ergebnis vor. Der landeseigene Krankenhauskonzern Vivantes mit Verwaltungssitz in Reinickendorf hat knapp 15 000 Mitarbeiter.

Ulrike Kiefert / uk
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

53 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 27× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 727× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 21× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.