Notarzteinsätze in Folge
Spandau. Der Bundestagsabgeordnete Swen Schulz (SPD) hat die Spandauer Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) besucht. Der Grund für den Besuch sei die prekäre Situation vor Ort. Hunderte von Flüchtlingen stehen dort Schlange. Mehr Personal und Gebäude sollen nun Abhilfe schaffen.
Freiwillige Helfer machten Swen Schulz auf die offenbar prekäre Situation vor der Außenstelle des BAMF am Askanierring 106 aufmerksam. Der SPD-Bundestagsabgeordnete hat die Hinweise ernst genommen und sich am 1. September selbst ein Bild gemacht.
Vor Ort trifft Swen Schulz auf etwa 80 Flüchtlinge, die sich vor dem Haupteingang drängen. Frauen haben auf Plastikstühlen den Bürgersteig bezogen. Andere sitzen auf der Erde oder schlafen im Schatten. Irgendwo schreit ein Kleinkind. „Sie hätten mal gestern kommen müssen. Da standen hier fast 1000 Menschen“, begrüßt Julia Grewe den Politiker. Die 33-Jährige ist eine von zehn Helfern, die seit drei Wochen sieben Stunden täglich die Flüchtlinge mit dem Nötigsten versorgen. Mit Wasser, Lebensmitteln, Windeln, Babynahrung und Drogerie-Artikeln. Bezahlt über Spenden oder aus eigener Tasche. Als Lagerraum nutzen die Helfer einen Wartecontainer vom BAMF. Das hat außerdem sechs Dixi-Klos hingestellt.
Ruhiger wird es erst am Nachmittag, erzählt Julia Grewe. Der große Ansturm kommt morgens. Dann stehen die Flüchtlinge schon um sechs Uhr am Tor und warten. Zwei Mal habe der Notarzt kommen müssen, weil eine Schwangere umgekippt sei, sagt sie kopfschüttelnd. „Was wir hier so täglich erleben. Manche schlafen sogar nachts hier draußen.“ Swen Schulz fragt nach, was dringend gebraucht wird. Spenden, Decken und Stühle. Der Politiker nimmt die Wünsche mit und verspricht zu helfen.
Flüchtlinge, die in Berlin Asyl beantragen, müssen ins BAMF. Hier erhalten sie eine sogenannte Aufenthaltsgestattung für drei Monate und einen Anhörungstermin. Leiter der Spandauer Außenstelle ist Wolfgang Meier. Er ist dankbar für die Hilfe der vielen Helfer. Bis zu 800 Menschen am Tag hat Wolfgang Meier selbst schon gezählt, wobei die Hälfte Familienangehörige seien. Macht also bis zu 400 Asylbewerber täglich.
150 Anträge schaffen die 108 Mitarbeiter in der Bundesbehörde am Tag. Bald sollen es 250 sein. Denn bis Jahresende wird die Außenstelle 130 Mitarbeiter haben, informiert Meier. Dazu bezieht die Behörde bald ein zusätzliches Bürogebäude auf dem Gelände. „Damit sind wir dann problemlos in der Lage, den aktuellen Andrang zu bewältigen“, sagt der Leiter. Auch dem Spandauer Bezirksamt will Wolfgang Meier für die unbürokratische Hilfe an vielen Stellen danken. So können demnächst fünf weitere Wartecontainer und drei Toi-lettenhäuschen aufgestellt werden. Ob das für den Winter reicht, bleibt abzuwarten. uk
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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