"Jeder hat seine Brille auf"
Was tun gegen die Probleme im Münsinger Park?
Die Polizeimeldung stammte vom 12. Oktober. Sie berichtete von einer Auseinandersetzung am Tag zuvor im Münsinger Park. Gegen 17 Uhr sei ein 39-Jähriger mit einer dreiköpfigen Männergruppe in Streit geraten. Im weiteren Verlauf soll ihm einer aus dem Trio zweimal ins Bein gestochen haben. Außerdem wurden ihm zwei Mobiltelefone gestohlen. Die Kripo ermittle jetzt wegen des Verdachts des schweren Raubes.
Wenige Stunden, bevor diese Tat geschah, hatte sich nicht weit entfernt im Gebäude des Polizeiabschnitts 21 eine "Task Force Münsinger Park" versammelt. Zusammengebracht wurde die Runde vom SPD-Fraktionsvorsitzenden und Spandauer Kreisvorsitzenden Raed Saleh. Die Polizei war natürlich vertreten, ebenso wie verschiedene Sozialträger. Auch die BSR und die Florida Eis-Manufaktur, die bis vor zwei Jahren den Ellipse genannten Standort am Park betrieb. Sozialstadtrat Gregor Kempert (SPD) und Christian Hochgrebe (SPD), Staatssekretär für Inneres, waren ebenfalls dabei. Es ging zunächst um die aktuellen Schwierigkeiten im Münsinger Park.
Zu dieser geschlossenen Veranstaltung war das Spandauer Volksblatt eingeladen worden. Die Vorgabe: Von den meisten Teilnehmern sollten keine wörtlichen Zitate verwendet werden. Möglich war das aber bei den Vertretern aus der Politik. Mit einem indirekten Erwähnen ihrer Aussagen waren fast alle einverstanden. Nur der Vertreter eines Trägers verlangte vor der Freigabe ein Gegenlesen, was natürlich abgelehnt wurde. Es gibt deshalb keinen Hinweis zu seinen Ausführungen.
Und darum geht es: Im gegenüber dem Rathaus liegenden Münsinger Park gibt es verschiedene Probleme. Sie wurden je nach Sichtweise und Verantwortlichkeit herausgestellt. "Jeder hat seine Brille auf", wurde das von Raed Saleh an einer Stelle kommentiert. Neben der schon erwähnten Kriminalität ist das vor allem der Drogenhandel. Es ging um unterschiedliche Gruppen, die den Park frequentieren. Und darum, dass ihn viele Menschen inzwischen meiden – was wiederum die Unsicherheit noch steigert.
Die Probleme bestehen schon länger. 2022 schloss Florida-Eis die Ellipse. Mitarbeiter seien bedroht, Toiletten zum Drogenkonsum genutzt worden, berichtete die Teilnehmerin des Unternehmens. Ähnliche Erfahrungen kamen von der Vertreterin der BSR, die für die Reinigung des Parks zuständig ist. Ihre Leute trauten sich manchmal nicht aus dem Auto. Lageberichte, die sich zumindest quantitativ nicht in der Statistik niederschlagen. Darauf verwies Christian Hochgrebe: Laut der Kriminalitätszahlen sei der Münsinger Park zwar "nicht toll, aber auch nicht völlig ausufernd". Da gebe es ganz andere Hotspots in Berlin. Die gefühlte oder erlebte Wahrnehmung sei wichtig. Sie müsste sich jedoch durch Anzeigen bei jedem Delikt in den Erhebungen wiederfinden.
Das Treffen war vor allem für eine Bestandsaufnahme gedacht, ging aber schon teilweise darüber hinaus. Etwa wenn bauliche Maßnahmen ins Spiel gebracht wurden. Mehr Einsatz für Sauberkeit und Sicherheit, worunter auch entsprechender Pflanzenschnitt, Sichtachsen oder Beleuchtung fallen können, das Ausweiten von Präventionsangeboten, eine mobile Wache. Aus Sicht der Polizei ist vor allem die soziale Kontrolle im Park entscheidend.
Er kenne niemanden, der gerne durch die Anlage gehe, meinte Raed Saleh. "Auch meine Söhne meiden den Park." Die Anwesenden forderte er auf, mit ihm einmal dort einen Spaziergang zu machen. Nach seiner Ansicht gehe es vor allem darum, dass die Kriminalität von der Polizei bekämpft werde. Parallel dazu sollte es weitere Maßnahmen geben. Zum nächsten Treffen werde er Bürgermeister Frank Bewig (CDU) einladen. Der Bürgermeister hatte die Initiative des SPD-Fraktionsvorsitzenden, ohne ihn namentlich zu nennen, in der Spandauer BVV im September eher als Aktionismus gewertet. Der Bezirk sei hier bereits aktiv. Ebenso die Polizei. Der seien aber oft die Hände gebunden. Ein Messerverbot, wie im Sicherheitspaket der Bundesregierung für verschiedene Orte vorgesehen, würde auch im Münsinger Park helfen.
Es gehe ihm nicht um Parteipolitik, beteuerte Raed Saleh, sondern um das Lösen eines Problems. Dass das gelingen könne, würden andere Beispiele zeigen. Etwa das Projekt "Stark gegen Gewalt" oder zuletzt die Entspannung der Situation in Heerstraße Nord nach zahlreichen Brandstiftungen.
Im November ist ein weiteres Treffen vorgesehen. Dort soll es um konkrete Lösungswege gehen. Bei einem weiteren Termin, möglicherweise noch in diesem Jahr, steht die Finanzierung im Zentrum. Sie könnte zumindest teilweise aus dem Gewaltpräventionsprogramm erfolgen. Aus diesem Topf stehen für Spandau für 2025 insgesamt ungefähr 150 000 Euro zur Verfügung.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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