Zitadelle zeigt besonderes ukrainisches Kunstwerk
Avantgarde aus Sowjetzeiten

Das Kunstwerk vor dem Zentrum für Aktuelle Kunst (ZAK) auf der Zitadelle. | Foto:  Kulturamt Spandau
  • Das Kunstwerk vor dem Zentrum für Aktuelle Kunst (ZAK) auf der Zitadelle.
  • Foto: Kulturamt Spandau
  • hochgeladen von Thomas Frey

In den späten 1980er-Jahren schuf der ukrainische Avantgarde- und Untergrundkünstler Fedir Tetianych (1942-2007) eine Metall-Skulptur namens „Biotechnosphere“. Ein Nachbau davon ist bis Mai 2025 auf der Zitadelle zu sehen.

Das Werk von Tetianych ist wenige Jahre nach seiner Fertigstellung in der wirtschaftlichen Notlage während des Zusammenbruchs der Sowjetunion eingeschmolzen worden. Das Kunstwerk hat auf mehreren Ebenen eine besondere und symbolische Bedeutung. Das betrifft seine Botschaft und den Ort, an dem es sich einst befand. Gleiches gilt für seine Zerstörungs- und Wiederaufbaugeschichte, ebenso wie für die heutige Situation in der Ukraine.

Fedir Tetianych wurde bei der Entstehung durch den Vorstoß von Menschen in den Weltraum inspiriert. 1961 war mit dem sowjetischen Kosmonauten Juri Gagarin zum ersten Mal ein Mensch außerhalb der Erde unterwegs. Acht Jahre später gab es die erste Mondlandung durch die amerikanischen Astronauten Armstrong und Aldrin. Die Endlichkeit menschlichen Lebens angesichts des unendlichen Universums darzustellen, stellte er sich dabei als Herausforderung. In Fedir Tetianychs Vision wurde daraus eine Raumkapsel mit einem Durchmesser von 2,40 Metern. Die „Biotechnosphere“ war gedacht als autonome Unterkunft für die Menschheit: sowohl auf der Erde, als auch im Weltall. Eine Vorstellung die, so lässt sich zumindest interpretieren, auch menschliche oder systemische Konflikte nivelliert.

Das Werk stand nur wenige Jahre in der Stadt Popasna, die sich in der Region Luhansk in der Ostukraine befindet. 2014 kam es zum russischen Einmarsch in der Ostukraine, die Stadt hat bereits damals darunter gelitten. Nach dem Angriffskrieg 2022 wurde Popasna von russischen Truppen besetzt. Eines Tages soll die heutige Skulptur dort aber wieder stehen. In einer wiederaufgebauten Stadt und einem nicht mehr vom Krieg heimgesuchten Land. Das ist der Wunsch und die Hoffnung.

Fedir Tetianych starb 2007. Für den Nachbau der historischen Biotechnosphere waren sein Sohn Bogdan Tetianych und die Künstlerin Bögdana Kosmina verantwortlich. Das passierte im Rahmen des Projekts „Landscapes of an Ongoing Past“ (übersetzt Landschaften einer andauernden Vergangenheit) von Urbane Künste Ruhr anlässlich der diesjährigen Ruhrtriennale, der zeitgenössischen Kunstschau im Ruhrgebiet. Gezeigt wurde das Werk bis Ende September in der ehemaligen Zeche Zollverein in Essen. Auch der Titel der Schau lässt sich auf die aktuelle Situation in der Ukraine beziehen. Ihre Landschaften sind mit einer andauernden Vergangenheit konfrontiert.

Dass das fünf Tonnen schwere Werk jetzt in Spandau gezeigt wird, ist einer Zusammenarbeit zwischen dem Stadtgeschichtlichen Museum und Urbane Künste Ruhr zu verdanken. Es habe sich hier um das erste, aber hoffentlich nicht letzte gemeinsame Projekt gehandelt, erklärte Museumsleiterin Dr. Urte Evert. Die Skulptur passe als gleichzeitig historische Rekonstruktion und zeitgenössische Kunst perfekt zur Zitadelle. Sie verkörpere „ein Zusammenspiel aus Erinnerung und Zukunftshoffnung, ist ein altes Kunstdenkmal und neues Erinnerungsmal zugleich“. Und deshalb auch Anlass für viele Assoziationen.

Zu sehen ist „Biotechnosphere“ während der Öffnungszeiten auf der Zitadelle, freitags bis mittwochs von 10 bis 17 und donnerstags von 13 bis 20 Uhr. Der Eintritt kostet 4,50, ermäßigt 2,50 Euro.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 672× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.339× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 997× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.440× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.342× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.