Ein Bett in Spandau: Für Evangelischen Kirchentag werden Privatquartiere gesucht
Spandau. An die 140.000 Besucher erwartet die Hauptstadt am Himmelfahrtswochenende zum 36. Evangelischen Kirchentag. Das Gros der jungen Gäste übernachtet dann in Schulen. Rund 15.000 erwachsene Pilger brauchen aber einen Schlafplatz in Privatquartieren. Das Ehepaar Schrenk aus Spandau hat bereits „Ja“ gesagt – zu zwei Mitbewohnern auf Zeit.
Ginge es nach ihr, könnte es morgen schon losgehen. Eva Schrenk freut sich wie Bolle auf den 24. Mai. Dann beginnt in Berlin und Wittenberg der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag, und die Spandauerin nimmt als Mitglied der St.-Nikolai-Gemeinde nicht nur engagiert dran teil. Sie bietet selbst ein Gratis-Domizil an: das Giebelzimmer ihres malerisch nahe den Tiefwerder Wiesen gelegenen Hauses – für zwei Personen, vier Nächte, Frühstück inklusive. Das haben die Erzieherin und ihr Mann schon 2003 beim Treffen der Ökumene in der Hauptstadt so gehalten. Eine Selbstverständlichkeit, findet sie. „Ich bin am Ku’damm aufgewachsen. Dort wimmelte es stets und ständig von Touristen, und ich fand’s toll. So habe ich von klein auf gelernt, dass man sich über Gäste freut.“
Das Ehepaar Schrenk zählt zu den Tausenden Hauptstädtern, die beim Gastgeber-Projekt des Evangelischen Kirchentags 2017 mitmachen. Unter dem Motto „Ham’ Se noch wat frei?“ suchen die Gemeinden seit Wochen nach Privatquartieren – vor allem für Besucher ab 35 Jahren, die sich weder ein Hotel leisten, noch bei Freunden oder Verwandten unterschlüpfen können. „Wir haben es aktuell auf 3500 Schlafplätze geschafft“, berichtet Linda Mummer. Die junge Berlinerin ist beim Kirchentag für den Teilnehmer-Service und die Privatquartiervermittlung zuständig. „Da wir für rund 15.000 Gäste eine Unterkunft brauchen, freuen wir uns über jeden weiteren Anbieter.“
Wer vom 24. bis 28. Mai einen oder mehrere Kirchentagsbesucher bei sich aufnehmen will, braucht nicht zwingend ein separates Gästezimmer. „Es genügt auch eine Schlafcouch in der Wohnstube oder ein Aufstellbett im Arbeitszimmer“, sagt Linda Mummer und erläutert das Prozedere: Jeder Wirt in spe bekommt zunächst ein Formular und kann Wünsche äußern. Sind weibliche oder männliche Gäste bevorzugt? Soll’s ein Pärchen sein? Welches Alter würde passen? Die Quartiergeber selbst informieren, ob Hund, Katze, Maus mit im Haus wohnen – wichtig für Allergiker. Sie tragen ein, ob ihr Domizil behindertengerecht ist. Und ob sie Fremdsprachen beherrschen. Englisch vorzugsweise. Denn zum Kirchentag pilgern Leute aus aller Welt. „Wir haben sogar Anmeldungen aus Australien“, erzählt Linda Mummer. Die ehrenamtlichen Vermittler sorgen schließlich für den Kontakt und erledigen die notwendigen Formalitäten. Im Zimmer unterm Dach von Familie Schrenk ist schon jetzt alles blitzblank und bereit. Vom Giebelfenster reicht der Blick bis zum Spandauer Rathausturm. Direkt vorm Haus fließt gemächlich der Große Jürgengraben, die Gegend wirkt wie ein kleiner Spreewald. Allzu viel Zeit, ihre hübsche Unterkunft zu genießen, dürfte den Besuchern allerdings nicht bleiben. Das Programm des Kirchentags ist vollgepackt mit Workshops, Konzerten, Podien, Andachten. Zum großen Freiluft-Festgottesdienst in Wittenberg am Sonntag geht’s mit der Regionalbahn von Spandau direkt in die Lutherstadt. Eva Schrenk weiß, dass sie quasi nonstop unterwegs sein wird. Und kann’s kaum erwarten. Sie hofft nur, dass abends ein wenig Zeit bleibt – für einen Plausch mit ihren Gästen. Vielleicht werden dann Fremde zu Freunden. Es wäre ganz im Sinne des Erfinders. bm
Wer Gastgeber sein möchte, informiert sich unter www.kirchentag.de/privatquartier oder wählt die Schlummernummer 400 33 92 00.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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