Wegweiser soll als Tourismuswerbeobjekt dienen
Neue Keramikverkehrssäule an alter Stelle eingeweiht
Das Original der Keramikverkehrssäule an der Kreuzung Heerstraße und Pichelsdorfer Straße am Eingang des Grimnitzseeparks wurde im Jahr 1937 aufgestellt. Im Krieg beschädigt, verschwand der besondere Wegweiser 1958. Jetzt gibt es einen detailgetreuen Nachbau, der am 6. November unter großer Beteiligung eingeweiht wurde. Damit endete auch ein jahrelanger Kampf um die Wiedererrichtung.
Es waren Volkmar Tietz und die Mitglieder der Initiative „Wilhelmstädter Geschichte und Geschichten“, die zunächst den Aufbau der Säule initiierten und betrieben. 2018 wurde daraus der „Wilhelmstadt und Pichelsdorf Förderverein“. Nach dem Tod von Volkmar Tietz im Jahr 2019 übernahm Ulrich Deus-von Homeyer den Vorsitz. Bereits 2017 hatte die BVV einstimmig grünes Licht für das Säulenprojekt gegeben. Finanziert werden sollte es allerdings privat. Der Verein sammelte daher Spenden und hat nach Angaben seines Vorsitzenden bis heute rund 50 000 Euro eingeworben. Darunter waren größere Summen, deren Geldgeber sich jetzt auf einer Tafel unweit der Säule wiederfinden, und viele kleine Spenden.
Am 6. Januar 2022 präsentierte der Wilhelmstadt und Pichelsdorf Förderverein an der Originalstelle ein Modell der alten und künftigen Verkehrssäule. Auszubildende des Oberstufenzentrums Bautechnik (Knobelsdorff-Schule) errichteten das Fundament und den Säulenkern. Azubis aus dem Straßen- und Grünflächenamt stellten zudem das Umfeld nach historischem Vorbild wieder her. Um die Säule herum entstand eine kleine Platzanlage mit Sitzbänken. Der Bezirk unterstützte das Vorhaben mit 15 000 Euro, mit denen Handwerkerarbeiten bezahlt wurden.
Spandau habe mit der Keramikverkehrssäule ein Stück seiner Heimatgeschichte wiederbekommen und bewahre damit sein kulturelles Erbe, erklärten Bürgermeister Frank Bewig und Baustadtrat Thorsten Schatz (beide CDU) bei der Einweihung. Und natürlich war das jeweils auch mit dem Dank für das Engagement vor allem des Fördervereins verbunden. Ulrich Deus-von-Homeyer sprach länger als die beiden Bezirkspolitiker zusammen. Er erwähnte so ziemlich alle, die irgendwie ihren Anteil an dem Projekt hatten. Ganz besonders unter anderem Felix Mields, der die Keramiken neu gestaltet, die „Werkstatt für neue Keramik“, die für die Inschriften und Sockelbestandteile verantwortlich war, den Bildhauer Maximilian Verhas, der die Kugel wiederhergestellt hatte. Die Montage erfolgte durch die RMS-Restaurierungsgesellschaft, Statik und Konstruktion besorgte das Ingenieurbüro von Konrad Sowietzki.
Wie schon erwähnt ging es um einen exakten Nachbau der einstigen vier Meter hohen Säule. Das war schon deshalb nicht ganz einfach, weil einige Tafeln nach dem Abriss nicht, wie eigentlich vorgesehen eingelagert wurden. Einige fanden sich im Stadtgeschichtlichen Museum Spandau, andere im Ofenmuseum in Velten. Was fehlte, wurde anhand von Fotos rekonstruiert.
In der Veltener Ofenfabrik Schmidt-Lehmann waren die Originaltafeln einst hergestellt worden. Entworfen hatte sie der Falkenseer Keramiker Gottfried Kappen (1906‑1981). Otto Schmidt, damaliger Besitzer der Ofenfabrik, hatte auch den Aufbau der Säule finanziert und sie dem Spandauer Verkehrsverein geschenkt. 18 keramische Bildtafeln mit Motiven aus Spandau, aber auch dem Havelland, sind darauf zu sehen. Der Fluss und der Fisch sind vertreten, es geht um Handwerk, den Preußenprinzen Heinrich, die Festung, auch die Stadtgarde spielt eine Rolle, weshalb sie ebenfalls einen Auftritt bei der Einweihung hatte. Über allem thront eine Weltkugel. Und nicht zu übersehen ist die Inschrift „Besucht Spandau“.
Sinn und Ziel sei damals die Tourismuswerbung gewesen, erläuterte ein Gast bei der Wiedereröffnung. Auch der Nachbau kann diesem Zweck dienen. Erst einmal scheint er aber Heimatgefühle zu wecken. „Schön“ sei das ganze Ensemble geworden, schwärmten mehrere Teilnehmer.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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