Nicht groß, aber schön grün: Der Münsingerpark ist nach Bürgermeister benannt
Mit seinen fünf Hektar Fläche gehört der Münsingerpark nicht zu ganz Großen im Bezirk. Ein grüner Hotspot ist er trotzdem.
Still ist es im Münsingerpark nur selten. Er liegt zentral, weshalb man die Autos hören kann. Die meisten Menschen eilen durch ihn hindurch, auf dem Weg zu Bus oder Bahn, zum Rathaus oder in die Altstadt. Der Park an der Galenstraße hat auch nicht den besten Ruf, vor allem abends ist er ein Ort, den man lieber meidet.
Dennoch hat der Münsingerpark durchaus beschauliche Flecken. Er ist relativ dicht bewachsen und wird als Radweg, Liegewiese und Spielplatz genutzt. In ihm kann man ein Sonnenbad nehmen, Volleyball, Tischtennis oder Schach spielen. Mitten im Park steht ein prachtvoller Baum, den das Bezirksamt 1960 als Geschenk der Partnerstadt Luton pflanzen ließ. Markante Punkte am Rande der Grünanlage sind das Amtsgericht und die Ellipse mit Spandaus berühmtem Eiscafé Florida. Die Eisdiele zählt zu den ältesten Berlins und ist ein ehrenamtlicher Pate des Münsinger Parks. Schnurgerade führt ein vier Meter breiter Asphaltweg durch den Park bis zur Galenstraße und zum Ramingrünzug. Er ist Teil eines überregionalen Radwegs zwischen Berlin und Falkensee. Dazu queren ihn schmale Wege mit Parkbänken. Nahe des Amtsgerichtes versteckt sich der Mühlsteinbrunnen, aufgestellt 1966. Daneben lädt ein kleiner Platz zum Boulen ein.
Von Rathenow nach Berlin
Namensgeber des Parks ist Gottlob Georg Friedrich Münsinger. 1873 in Schaffhausen geboren und in Stuttgart zur Schule gegangen, begann die politische Karriere des gelernten Mechanikers über Umwege im havelländischen Rathenow, wo Münsinger Stadtverordneter war. Lange hielt es ihn in der Kleinstadt aber nicht. Als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Firma Siemens & Halske zog er 1918 nach Berlin. Die Firma hatte am Nonnendamm ihren Sitz.
Auch in Berlin blieb Münsinger politisch aktiv. 1919 wird er für die SPD in die Stadtverordnetenversammlung von Berlin gewählt. Zwei Jahre nach der Eingemeindung Spandaus nach Berlin wird Münsinger 1922 erst Bezirksverordneter, dann unbesoldeter Bezirksstadtrat für Spandau. 1925 wählt ihn die Bezirksversammlung zu ihrem Vorsitzenden. Zwei Jahre später übernimmt er weitere Ämter, wird besoldeter Stadtrat in Spandau und ab 1928 außerdem Stadtrat im Magistrat von Berlin. Unter den Nationalsozialisten verliert Münsinger fünf Jahre später alle seine Ämter. Nach Kriegsende wird der 1946 Spandaus dritter Bürgermeister und bleibt es bis 1949. Ein Jahr vor seinem Tod wird er 1948 mit der Stadtältestenwürde von Berlin ausgezeichnet.
Seine letzte Ruhe fand Gottlob Münsinger in einem Ehrengrab im Bürgermeisterhain auf dem Friedhof In den Kisseln. Neben dem Münsingerpark ist auch eine Straße in Spandau nach ihm benannt. Das Bezirksamt hat den Münsingerpark vor Jahren neu gestalten lassen und mit diesem Spielplatz ausgestattet.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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