Theaterpremiere einer grotesken Parabel
Unter Kannibalen - rettet die Kinder !
Falkenhagener Feld. Nach drei Monaten dramaturgischer Vorarbeit und knapp zweimonatiger Probenzeit bewegt sich das Ensemble der JTW (Regie Carlos Manuel) in die heiße Phase. Gefolgt von neun weiteren Aufführungsterminen feiert das Stück"Die wahre Geschichte" am Freitag, den 30. August 2019 um 19.00 Uhr Premiere.
Vierzehn Schauspieler/-innen im Alter von 14 bis 80 Jahren, aus diversen Bezirken Berlins, mit unterschiedlichsten Bühnenerfahrungen im Gepäck, haben sich intensiv mit dem Thema "Ressource Leben - Raubbau an den künftigen Generationen" auseinandergesetzt.
In der Parabel, die die Akteure gemeinsam aus drei chinesischen Novellen montiert haben, geht es um Kannibalismus als Symbol des Fressens und gefressen Werdens in unserer Gesellschaft. Es geht um die Angst, von den Erfordernissen der kapitalistisch-kolonial geprägten Gegenwart buchstäblich aufgefressen zu werden. Der Gier nach Mehr und der daraus resultierenden Verschwendung müsse zwangsläufig eine "Dehumanisierung" der zu Fressenden vorausgehen. Im Stück wird nachgeforscht, ob es noch Kinder gibt, die keine Menschen gefressen haben. Eine reale Fiktion der spannendsten Art!
In Anlehnung an das chinesische Volkstheater, in der die Zuschauer ganz selbstverständlich mitsingen, werden deutsche Schlager in die Inszenierung eingewoben und live zu Gehör gebracht. Carlos Manuel will den Schlager keineswegs als trivialen Kitsch abtun, sondern ihn als Liedgut verstanden wissen, dass fest im kollektiven Gedächtnis der Menschen verankert ist. Manchem Hitparaden-Fan könnte das Herz höher schlagen.
Mitspieler Leon Schley, Steuerfachgehilfe in der JTW und in Weiterbildung zum Theaterpädagogen begriffen, verrät zwei seiner Favoriten: "Eisgekühlter Bommerlunder" und "Es steht ein Pferd auf dem Flur". Er grinst verschmitzt. Nach der Probenarbeit gefragt, fasst er zusammen: " In der Szene Tagebuch eines Wahnsinnigen stehen alle 14 Darsteller auf der Bühne. Da müssen wir einfach zusammen halten! Wenn es mal chaotisch wird, frage ich Carlos, wie es szenisch weiterlaufen soll. Er antwortet dann manchmal: "Ich werde heute Abend mal den Regisseur anrufen!"
Wie sich alles zu einem großen, sehenswerten Ganzen zusammenfügt,
kann auch am 31.8./2.9./6.9./7.9./8.9./14.9./15.9./21.9./22.9.2019 in der Gelsenkircher Straße 20 bestaunt werden.
Näheres unter: www.jtw-spandau.de
Autor:Sabine Wreski aus Spandau |
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