Geschichte auf der Spur
Vier Spaziergänge in Spandau

Bewegte Vergangenheit: Seit 1964 schaut Apollon mit seiner Leier in Richtung Heerstraße. | Foto: Christian Schindler
2Bilder
  • Bewegte Vergangenheit: Seit 1964 schaut Apollon mit seiner Leier in Richtung Heerstraße.
  • Foto: Christian Schindler
  • hochgeladen von Christian Schindler

Der langjährige Leiter des Archivs der Landesbildstelle, Jürgen Grothe, hat den Spandau-Band der „Berliner Spaziergänge“ des Elsengold-Verlags vorgelegt.

Sie sind handlich und passen in größere Jackentaschen: die Spaziergang-Bände des Elsengold-Verlags. Jürgen Grothe hat seinen in vier Abschnitte gegliedert, die den für Spandau so wichtigen inoffiziellen Ortsnamen wie Altstadt, Kolk und Neustadt entsprechen und dann auch noch den offiziellen Ortsteil Wilhelmstadt einschließen.

Die 66 Seiten lassen sich bequem auf vier Spaziergänge verteilen, wobei für die meisten Leser Wiederholung nicht ausgeschlossen sein dürfte. In jedem Satz bringt Grothe neue Informationen unter. Auch traditionsbewusste Spandauer dürften hier Neues finden, wie den Hinweis auf einen Innenhof, der heute von einem italienischen Restaurant genutzt wird und früher Standort des Misthaufens für die Pferdeäpfel war. Neu-Spandauer werden den Band ohnehin mehrfach lesen – wegen der Fülle der Details.

Jürgen Grothe beginnt mit dem Rundgang am U-Bahnhof Altstadt Spandau, der zwar erst 1984 fertiggestellt wurde, aber mit seiner Aufnahme der Architekturformen der Nikolaikirche das historische Bewusstsein stärkt. Der spätgotische Kirchenbau hatte schon einen Vorgänger aus der Zeit um 1200.

Von der Altstadt geht es über den Hafenplatz in die Neustadt, der auch ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Grothe spürt prachtvollen Fassaden nach, auch solchen, die nicht mehr vorhanden sind. Auch hier spielt eine Kirche eine wichtige Rolle, die Lutherkirche, die am 10. November 1996, an ihrem 100. „Geburtstag“, teilweise zum Wohnhaus wurde.

Der dritte Spaziergang ist dem Weg vom Kolk bis zur Zitadelle gewidmet, mit Resten der Stadtmauer und eben jener Renaissance-Festung, für die Spandau überregional bekannt ist. Für die nimmt sich Grothe zu Recht viel Zeit.

Von der Zitadelle ist es dann etwas weiter in die Wilhelmstadt. Hier geht es, vorbei an architektonischen Zeitzeugnissen, längere Zeit an die Havel, wo sich ein wenig beachtetes Kunstwerk befindet. An der Pichelsdorfer, Ecke Heerstraße hält, auf einem Felsen sitzend, der griechische Gott Apollon, unter anderem zuständig für Licht und Musik, eine Leier. Die Skulptur ist eine Kopie des Apollon im Nationalmuseum Neapel und entstand vermutlich in den 1930er-Jahren in Florenz. Irgendwie gelangte sie in die Sammlung der Nazi-Größe Hermann Göring auf dessen Landsitz Karinhall. Das Verwaltungsamt für ehemaligen Reichsgrundbesitz stellte die Skulptur nach 1945 auf der Zitadelle ab, von wo sie 1964 an ihren jetzigen Standort gelangte.

Das Buch „Berliner Spaziergänge – Spandau“ von Jürgen Grothe ist im Elsengold-Verlag Berlin erschienen und kostet fünf Euro (ISBN 978-3-96201-003-4).

Bewegte Vergangenheit: Seit 1964 schaut Apollon mit seiner Leier in Richtung Heerstraße. | Foto: Christian Schindler
Jürgen Grothe 2017 bei der Eröffnung einer Ausstellung mit seinen Fotografien im Kulturhaus Spandau. | Foto: Christian Schindler
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 544× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 833× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 811× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.189× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.