Weltpremiere in Oldenburg: Spandauer Film eröffnet Festival in Niedersachsen
Spandau. Das Filmfestival Oldenburg wird am 13. September mit dem ersten großen Spielfilm der Spandauer Regisseure Kubilay Sarikaya und Sedat Kirtan eröffnet. Ihr Film „Familiye“ hat einen Vorlauf von zehn Jahren.
Die Produktionsfirma heißt nicht zufällig Lynarwood. An der Lynarstraße in dem nicht offiziellen Spandauer Ortsteil Neustadt fing alles an. Es war die Zeit, als Spielhallen wie Unkraut aus dem Boden schossen, die oft zwielichtigen Geschäfte dort einzogen, wo lange Zeit Leerstand geherrscht hatte. Das strenge Berliner Spielhallengesetz gab es erst als vorläufige Konzeption. Ganz real aber waren die Menschen mit oft kleinem Portemonnaie, deren Börse und Konto in diesen Geschäften schnell noch winziger wurde.
"Verzokkt" lief 2012 im Kulturhaus Spandau
Kubilay Sarikaya und Sedat Kirtan sind gebürtige Berliner. Kirtan ist ohnehin Spandauer, Sarikaya zog irgendwann aus dem Wedding in die Zitadellenstadt. Das Problem Spielsucht sahen sie, wenn sie auch nur auf die Straße gingen. „Verzokkt“ wurde ihr erster Film, 2012 vorgestellt im Kulturhaus Spandau. Gedreht wurde mit Freunden und Verwandten, es wurde eine Mischung aus Dokumentation und Spielfilm. Politiker kamen zu Diskussionsrunden, deren Grundlage der Film war. Er zeigte, wie dramatisch Spielsucht das Leben von Menschen beeinträchtigen kann.
Doch trotz auch medialer Aufmerksamkeit gelang der große Sprung nicht. Der Film schaffte es nicht, wie eigentlich geplant, zur Berlinale. Doch die beiden Filmemacher, längst leidenschaftliche Drehbuchautoren und Regisseure geworden, gaben nicht auf. Das tägliche Geld verdiente Kubilay als Sozialarbeiter, zuletzt als Leiter einer Notunterkunft für Flüchtlinge in Weißensee. Kirtan blieb seiner Expertise als Sicherheitsmann treu.
Moritz Bleibtreu stellte Kontakte her
Doch ihre eigentliche Leidenschaft fand Förderer. Der Schauspieler Moritz Bleibtreu stellte Kontakte her, der Produzent Peter-Jörg Klein steckte nach Angaben von Sarikaya und Kirtan mehr als 600.000 Euro in das Projekt. In 27 Drehtagen mit einer Mischung aus professionellen Schauspielern und Laien ist wieder ein Film an der Lynarstraße entstanden, der das Thema Spielsucht ausweitet auf das der Familie: Ein junger Mann kommt nach fünfjähriger Haftstrafe wieder frei und muss sich nach dem Tod der Eltern sofort um seine beiden jüngeren Brüder kümmern. Einer von ihnen hat hohe Schulden…
Erstmals öffentlich präsentiert wird der Film auf dem 24. Internationalen Filmfest Oldenburg. Vielleicht findet er dann einen Verleih, und gelangt auch in die Berliner Kinos. CS
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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