Werner Salomon hat seinen Platz
Areal vor dem Rathaus nach dem ehemaligen Bürgermeister Werner Salomon benannt

BV-Vorsteher Christian Heck, Baustadtrat Thorsten Schatz und Bürgermeister Frank Bewig (alle CDU) (beide CDU), Marion Riedel-Salomon, Marion Riedel-Salomonbei der Einweihung. | Foto:  Thomas Frey
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Das Schild steht ungefähr auf halbem Weg zwischen dem Rathausgebäude und dem U-Bahneingang auf dem Rathausvorplatz, auch wenn sich diese Bezeichnung nirgendwo findet. Seit 22. Februar hat die Fläche einen offiziellen Namen: Werner-Salomon-Platz.

Mit einer Einweihungsfeier wurde die Namensgebung der bisher namenlosen Fläche vor dem Rathaus vollzogen. Bereits 2018 hatte die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) den Antrag gestellt, die Fläche vor dem Rathaus nach dem ehemaligen SPD-Bürgermeister Werner Salomon (1926–2014) zu benennen. Er konnte schon damals allein deshalb nicht sofort angenommen werden, weil der Todestag noch keine fünf Jahre zurücklag. Im Juni teilte das Bezirksamt der BVV mit, dass einer Platzbenennung nichts im Wege stehe. Im Oktober folgte der BVV-Beschluss. Die Grünen enthielten sich bei der Abstimmung, weil sie die politische Linie verfolgen, dass neue Straßen- und Platznamen nur an Frauen erinnern sollen.

An der Platzbenennung nahm das gesamte Bezirksamt teil, Stadtentwicklungs-Staatssekretär Stephan Machulik (SPD), die Fraktionsspitzen von CDU und der Sozialdemokraten in der BVV, einstige Weggefährten sowie Marion Riedel-Salomon, die Witwe. Auch mache Passanten blieben stehen. Was hier los sei, fragten zwei ältere Frauen mit Blick auf die Menschenmenge. Der Platz werde heute zum Werner-Salomon-Platz, dem früheren Bürgermeister. Sagt Ihnen der Name etwas? „Ja“, meinte eine der Frauen. „Ich lebe seit 50 Jahren in Spandau“.

Werner Salomon war von 1979 bis 1992 Bürgermeister von Spandau. Sein zupackender, bürgernaher Stil war prägend. Werner Salomon sei der „Idealtypus eines Bürgermeisters“ gewesen, erklärte Frank Bewig (CDU) in seiner Rede. Er erinnerte an Salomons Credo, dass Menschen, die in der Kommunalpolitik Verantwortung übernehmen, dafür „brennen“ und sich ganz in den Dienst dieser Aufgabe stellen müssten.

Frank Bewig rekapitulierte auch den Lebensweg von Werner Salomon. Geboren in Charlottenburg, kam er schon wenige Jahre später nach Spandau. Seine Kindheit und Jugend war geprägt vom Nationalsozialismus und Krieg, den er zuletzt als Soldat erlebte. Eine Zeit, die ihn auch später nicht losließ und die Werner Salomon auch in einem 2006 erschienenen Buch verarbeitete.

Nach dem Krieg legt er sein Abitur am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium ab, arbeitet zunächst als Steuerinspektor und Betriebsprüfer, danach als Gewerkschaftssekretär. Seit 1960 Mitglied der SPD begann seine politische Karriere begann 1965 mit dem Einzug in die BVV Spandau. Dort ist er zunächst bis 1971 und erneut ab 1974 Mitglied. Dazwischen sitzt Werner Salomon im Berliner Abgeordnetenhaus. 1979 schließlich die Wahl zum Bürgermeister.

Auch an manche prägenden Leistungen erinnerte der heutige Rathauschef. Etwa an dessen Engagement für die Städtepartnerschaften. Er habe damit eine Art „Spandauer Außenpolitik“ betrieben. Auch als Berater der Kommunalverwaltung in der ägyptischen Hauptstadt Kairo oder 1991, als er während des ersten Golfkriegs zu einem Solidaritätsbesuch in die israelische Partnerstadt Ashdod reiste. Ein erneuter Besuch folgte 2006, in diesem Fall im Auftrag und als Botschafter des Bezirks.

Am deutlichsten wurde diese „Außenpolitik“ 1988, als es noch zu DDR-Zeiten zur Partnerschaft mit der Stadt Nauen kam. Den Fall der Mauer gut ein Jahr später begriff Werner Salomon erst recht als Zeitenwende auch für Spandau. Vor allem auf ihn geht der alljährliche Lauf der Sympathie zurück, der in diesem Jahr am 17. März stattfindet. Das Rennen zwischen Falkensee und dem Rathaus Spandau wurde im März 1990 zum ersten Mal gestartet, mehr als sechs Monate vor der Wiedervereinigung.

Den größten Verdienst erwarb er sich aber mit dem erfolgreichen Einsatz für die Rückkehr von West-Staaken in den Bezirk. Der Ortsteil Staaken war nach 1945, ebenso wie Berlin geteilt worden, der alte Ortskern lag danach auf DDR-Terrain, ab 1961 auch abgetrennt durch die Mauer. Die Wiedereingliederung von West-Staaken nach Spandau war der einzige Fall einer Gebietsveränderung zwischen den beiden deutschen Staaten, beziehungsweise Berlin. Sie wurde in der Nacht zum 3. Oktober auch dort groß gefeiert. „Was ist das Brandenburger Tor gegen den Staakener Torweg!“, formulierte Werner Salomon aus diesem Anlass.

Er war auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt nicht nur im Bezirk weiter aktiv und präsent, wie etwa bei der Gründung des Fußballvereins 1. FC Spandau oder durch ehrenamtliche Tätigkeiten beim Arbeiter-Samariter-Bund und der Arbeiterwohlfahrt (AWO) unter anderem in Nauen und im Havelland.

Werner Salomon starb am 12. Juni 2014 im Alter von 87 Jahren. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof In den Kisseln.

Zu Lebzeiten ist er unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und dem Titel „Stadtältester von Berlin“ ausgezeichnet worden. Er ist Ehrenbürger von Nauen und Officer Order of the British Empire. Und jetzt hat Werner Salomon auch seinen Platz direkt an seiner langjährigen Wirkungsstätte.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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