Bilder mit Seele: Irakischer Künstler stellt seine Kunst aus
Spandau. Raed Al Hameed lebt seit einem Jahr als Flüchtling in Spandau. Zu Hause im Irak war er Maler, Bildhauer und Architekt. Eine Ausstellung im Paul-Schneider-Haus zeigt jetzt seine Kunst.
Raed Al Hameed hat viel erlebt: Flucht übers Wasser, Balkanroute, Zwischenlager in Ungarn und endlich Ankommen in Deutschland. Zu Hause im Irak bleibt die Familie zurück. Was er mitnimmt, sind die Bilder in seinem Kopf. Jene Bilder, die er im Irak nicht öffentlich zeigen durfte, die er aus dem Gedächtnis ein zweites Mal malte und die jetzt mit vielen neuen Werken im Paul-Schneider-Haus zu sehen sind.
Was sie zeigen, sind keine typischen Motive von Krieg, Flucht und Leid. Sie bleiben nicht im Halbdunkel, sondern leuchten. Sie sind nicht schrill, sondern harmonieren. Sie sind keine Provokation und auch kein Abschied von der Heimat. Sie sind grundoptimistisch, so wie Raed Al Hameed. „Ich bin so glücklich, endlich frei zu sein“, sagt der 48-Jährige. Frei als Mensch und vor allem frei als Künstler.
Raed Al Hameed malt figurativ. Viele seiner Bilder feiern die Weiblichkeit. „Als Respekt vor der Frau und ihrer Schönheit“, sagt Raed Al Hameed. Man sieht sie in bunten, traditionellen Kleidern, stolz im Portrait, in der Wüste, barbusig oder in nackter Rückenansicht. Dazwischen hängen Stillleben, Landschaften, typische Holzhäuser aus seiner Heimatstadt Basra, Landidyllen, Folklore und Portraits. Eines hat er von sich selbst gemalt. Hinter Gittern. „Die Seele ist der Freiheit beraubt. So habe ich mich zuletzt im Irak gefühlt“, sagt Raed Al Hameed. Ein anderes Bild zeigt den Künstler als Jungen, zusammengekauert am Boden liegend. Es wirkt verstörend, bleibt zwischen all den anderen Bildern aber für sich. Auch das Rathaus Spandau hat Raed Al Hameed gemalt. Geschenkt hat er es dem Bürgermeister mit der Bitte, doch eine „schöne Ecke“ dafür zu finden. Helmut Kleebank versprach es.
Ablenkung vom Alltag
Der Iraker ist seit einem Jahr in Spandau. Er lebt in der Flüchtlingsunterkunft am Waldschluchtpfad in Gatow. Sein Atelier ist ein zwölf Quadratmeter großes Zimmer. Mehr Platz hat er nicht. Farben und Materialien für die Ausstellung hat Raed Al Hameed selbst bezahlt. Seine 37 Bilder stehen auch deshalb zum Verkauf. Mit der Malerei begann er schon als Kind, vor allem Comicfiguren und die Natur interessierten ihn. Seine erste Ausstellung hatte er in Bagdad. Da war er 14 Jahre alt. Mit 17 folgten internationale Schauen in Jordanien und Dubai. Von Beruf ist Raed Al Hameed Maler, Bildhauer und Architekt für Innendekoration. Seine Ausstellung „Integration durch Kunst“ ergänzen Arbeiten seiner Schülerin Fatma Abdo (37) aus Syrien. Auch sie lebt in der Unterkunft.
Die Bilder beider Künstler sind bis zum 13. Dezember im Paul-Schneider-Haus an der Schönwalder Straße 23 ausgestellt. uk
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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