Auf dem Weg Reichstag
Ein Spaziergang mit dem CDU-Bundestagskandidaten Joe Chialo

Joe Chialo an der Spandauer Schleuse, dahinter die Zitadelle. | Foto: Thomas Frey
4Bilder
  • Joe Chialo an der Spandauer Schleuse, dahinter die Zitadelle.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Joe Chialo hat inzwischen eine Wohnung in der Altstadt. Dort soll der Spaziergang beginnen. Er wird kreuz und quer durch das Spandauer Zentrum führen.

Mit meist Prominenten durch Kieze wandern ist keine neues Format. Bei Joe Chialo bietet es sich aus zwei Gründen an. Zum einen sind Freilufttermine noch immer die beste Möglichkeit für ein Treffen. Außerdem war Joe Chialo zunächst auf dem Weg, Spandau zu erkunden.

Der Kandidat weiß inzwischen, wo es in der Altstadt gute Backwaren gibt. | Foto: Thomas Frey
  • Der Kandidat weiß inzwischen, wo es in der Altstadt gute Backwaren gibt.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Der 51-jährige Musikmanager wurde überraschend im Herbst 2020 als CDU-Bundestagskandidat für den Wahlkreis Span-dau/Charlottenburg Nord präsentiert. Er soll Nachfolger des Landesvorsitzenden Kai Wegner werden, der als Spitzenkandidat seiner Partei für die Wahl zum Abgeordnetenhaus antritt. Chialo wollte eigentlich in Mitte antreten. Dort gab es bereits eine Bewerberin. Deshalb wurde ihm Spandau angeboten. Er habe das schnell als gute Lösung angesehen, beteuert er auf dem Weg vom Markt zur Jüdenstaße. Denn ebenso schnell sei ihm das Potenzial dieses Bezirks deutlich geworden. Einen "schlafenden Riesen" hat Joe Chialo Spandau seither immer wieder genannt.

Schon durch seinen Beruf kennt er sich mit markanten Schlagworten aus. Geboren 1970 in Bonn als Kind eines Diplomatenehepaars aus Tansania, machte Joe Chialo Karriere in der Musik- und Entertainmentbranche, ist Executive Vice President bei Universal Music und war Juror für die deutschen Beiträge zum Eurovision Song Contest. Trotz langjähriger CDU-Mitgliedschaft ein Seiteneinsteiger in die Politik. Dass sein fehlender Spandau-Bezug thematisiert werde, wäre erwartbar gewesen, sagt Joe Chialo. Er drehte jedoch kurzerhand den Spieß um, und verwies darauf, dass sich mit einem Blick von außen manches deutlicher erkennen lasse. Spandau sei ein "geiler" Bezirk, mache aber nach seiner Einschätzung zu wenig aus seinen Möglichkeiten. Während der Wanderung fallen ihm dafür einige Beispiele ein.

Spandau müsse sich besser verkaufen

Etwa an der Straße Am Juliusturm. Nicht weit entfernt befinde sich das BMW-Motorradwerk. Die hier gebauten Maschinen seien in der ganzen Welt unterwegs. Wo sie herkommen, wüssten aber die wenigsten. Der Bezirk müsse sich besser verkaufen, auf seine Stärken verweisen, resümiert der 51-Jährige. Mit ihm, so macht er deutlich, gebe es dafür den richtigen Fürsprecher.

Ein Kandidat, der sich erst bekannt machen musste. Joe Chialo am Lindenufer. | Foto: Thomas Frey
  • Ein Kandidat, der sich erst bekannt machen musste. Joe Chialo am Lindenufer.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

In der Nähe des Rathauses geht der Blick auch zu den vielen Bussen, was zum Thema ungelöste Verkehrsprobleme überleitet. Dass in den kommenden Jahren in Spandau viele tausend neue Wohnungen entstehen, aber die öffentliche Verkehrsinfrastruktur nicht Schritt hält, sei ein großes Versäumnis. Mehr Tempo müsse möglich sein. Natürlich weiß Joe Chialo, dass Politik anders funktioniert als die Wirtschaft. Aber gerade deshalb brauche sie Erfahrungen nicht nur aus diesem Bereich.

Und warum ist er in die CDU eingetreten? Joe Chialo schaut zunächst so, als habe er die Frage nicht verstanden. Naja seine Biografie, sein berufliches Tätigkeitsfeld lege ganz klischeehaft nicht unbedingt nahe, dass er sich dort verorten lasse. „Falsche Wahrnehmung“, erklärt der Kandidat. Zum einen gebe es bei der CDU ein großes Interesse an Branchen wie der Kreativwirtschaft. Außerdem stehe er für Werte wie Familie oder das christliche Menschenbild. Auch der Klimaschutz sei ja eigentlich ein konservatives Thema. Und gegen konservativ habe er ebenfalls nichts, sofern das nicht mit belehrend oder bigott verwechselt werde. "Die Bratwurst würde ich keinem verbieten".

Ohne sicheren Listenplatz für den Bundestag

Joe Chialo war inzwischen viel in Spandau unterwegs, hat Kieze, Menschen und Organisation kennengelernt. Noch immer entdeckt er aber Neues oder begeistert sich an dem, was er sieht. Etwa am Lindenufer auf Höhe des Zusammenflusses von Spree und Havel. Von hier aus geht der Blick nicht nur symbolisch in Richtung Berlin-Mitte und den Reichstag.

Joe Chialo übergibt zusammen mit dem CDU-Abgeordneten Heiko Melzer gespendete Spielsachen an den Familientreff am Pillnitzer Weg in Heerstraße Nord. Die Arbeit vieler Initiativen und Organisationen in diesem Gebiet habe ihn sehr beeindruckt, sagt der Bundestagskandidat. | Foto: Büro Heiko Melzer
  • Joe Chialo übergibt zusammen mit dem CDU-Abgeordneten Heiko Melzer gespendete Spielsachen an den Familientreff am Pillnitzer Weg in Heerstraße Nord. Die Arbeit vieler Initiativen und Organisationen in diesem Gebiet habe ihn sehr beeindruckt, sagt der Bundestagskandidat.
  • Foto: Büro Heiko Melzer
  • hochgeladen von Thomas Frey

Um dort einzuziehen, muss Joe Chialo den Wahlkreis direkt gewinnen. Abgesichert auf der Liste ist er nicht. Was er auch nicht angestrebt habe. Es sei Ziel und Herausforderung, auf Sieg zu setzen. "Spandau ist ein typischer Swing-State", benutzt Joe Chialo einen Begriff aus den USA für Bundesstaaten, wo mal die eine und mal die andere Partei gewinnt.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 544× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 833× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 811× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.189× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.