Spandau trauert um Gerhard Simonsohn
Einer der letzten Spandauer Zeitzeugen ist tot
Ende Mai ist Gerhard Simonsohn im Alter von 97 Jahren gestorben.
Gerhard Simonsohn wurde am 23. Januar 1925 geboren und in der Nikolaikirche getauft. Sein Vater Gustav Simonsohn, jüdischen Glaubens, hatte eine christliche Frau geheiratet. Die Familie wohnte damals in der Breiten Straße 10. Seit 2012 befindet sich dort ein Stolperstein für den Vater, der auf Initiative von Gerhard Simonsohn dort verlegt wurde.
Gustav Simonsohn musste ab 1940 Zwangsarbeit leisten, zuletzt bei Gleisbauarbeiten in der Nähe des heutigen Bahnhofs Nöldnerplatz. Dort wurde er am 1. April 1941 nach einer Auseinandersetzung verhaftet und kurz darauf in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er am 12. September 1941 starb.
Gerhard Simonsohn war beim Tod seines Vaters 16 Jahre alt. Ebenso wie seine Mutter war er während der Nazizeit Mitglied der Bekenntnisgemeinde des Spandauer Pfarrers Martin Albertz. Er studierte später Physik und war bis zu seiner Emeritierung Professor an der Freien Universität.
Seine Erinnerung an diese Zeit hat Gerhard Simonsohn in dem Buch "Leben im Schatten wachsenden Unheils - Kindheit und Jugend in Spandau 1925-1945 beschrieben.
Mit ihm ist jetzt ein weiterer der inzwischen nur noch wenigen Zeitzeugen der dunkelsten Jahre der deutschen Geschichte verstorben.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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