Große Eiswerderbrücke nach Artur Brauner benennen?
Einer Würdigung des Filmproduzenten stehen immer neue Hindernisse im Weg
Nach dem Filmproduzenten Artur Brauner (1918-2019) und seiner Frau Maria (1925-2017) soll in Haselhorst eine Straße oder Platz benannt werden. Dies hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vor einem Jahr beschlossen. Allerdings fehlt für eine Namensgebung der passende Ort.
Im Viertel rund um die CCC-Filmstudios an der Daumstraße in Haselhorst, die Artur Brauner einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet hat, sind alle Straßen und Plätze bereits benannt. Im Quartier Pulvermühle heißen sie beispielsweise nach Schauspielerinnen wie Lilli Palmer, Olga Tschechowa oder Romy Schneider, die einst in Brauners Studios gedreht haben.
Über diese Ergebnisse und die damit schwierige Suche hat das Bezirksamt die Bezirksverordnetenversammlung im Sommer dieses Jahres informiert. Aufgrund der aktuellen Bedingungen ist also der Wunsch der BVV kaum realisierbar. Auf den Artikel darüber im Spandauer Volksblatt im September wurde Dr. Ottfried Franke aufmerksam. Er war Gesellschafter der Kommunikationsagentur urbanPR. Sie war bereits in den 1990er-Jahren auch für das Projekt Wasserstadt Oberhavel tätig. Ottfried Franke, der inzwischen in Mecklenburg-Vorpommern lebt, kennt die Gegend also ganz gut. Der Name Spandauer See stamme von seiner Agentur, sagte er. Sie habe damals auch eine Ausstellung organisiert, die den Schauspielerinnen, deren Namen im Quartier Pulvermühle verewigt wurden, gewidmet war. Zur Eröffnung sei auch Artur Brauner gekommen.
Franke macht nun den Vorschlag, die Große Eiswerderbrücke nach Artur und Maria Brauner zu benennen. Argumente dafür hat er ebenfalls bei der Hand. Das 1903 errichtete Bauwerk verbindet die Spandauer Neustadt mit der Insel Eiswerder. Sie ergänzt die noch ältere Kleine Eiswerderbrücke nach Haselhorst. Auch Eiswerder war ein wichtiger Ort in der deutschen Film- und auch Fernsehgeschichte. Und am östlichen Ausgang der Insel in Richtung Haselhorst befinden sich die CCC-Studios.
Auf Nachfrage des Spandauer Volksblatts teilte das Büro von Baustadtrat Thorsten Schatz (CDU) allerdings mit, dass die von Ottfried Franke vorgeschlagene Umbenennung nicht möglich sei. Für Brücken ist die Senatsverkehrsverwaltung zuständig. Bei Themen, die diese Bauwerke betreffen, werde der Bezirk zwar angehört. Bei dem Vorschlag von Ottfried Franke würde es sich aber um eine Umbenennung handeln. Dies sei nur unter ganz bestimmten und festgesetzten Bedingungen zulässig, erläuterte das Büro des Stadtrats.
Eine Umbenennung ist möglich, um Doppel- oder Mehrfachbenennungen zu beseitigen. In Berlin gibt es aber nur eine Große Eiswerderbrücke. Zudem sei eine Umbenennung möglich, wenn der Bezug nicht mehr gegeben ist. Doch die Große Eiswerderbrücke führt auch weiter nach Eiswerder. Außerdem könnten Straßen, Plätze, Brücken neue Namen bekommen, wenn sie bisher nach „aktiven Gegnern der Demokratie und zugleich geistig-politischen Wegbereitern und Verfechtern der nationalsozialistischen Ideologie und Gewaltherrschaft“, respektive für die DDR-Zeit nach „geistig-politischen Wegbereitern und Verfechtern der stalinistischen Gewaltherrschaft“ benannt sind. Des Weiteren könnten Umbenennungen mit Bezug auf die Zeit vor 1933 oder mit Bezug auf den Kolonialismus vorgenommen werden. Keines dieser Kriterien treffe aber auf die Große Eiswerderbrücke zu, hieß es als Fazit, „sodass eine Umbenennung nicht erforderlich ist“.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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