Melanie auf dem Dach: Schornsteinfegerin in spe bekommt Stiftungsgeld
Spandau. So kurz vor Weihnachten ist ja jede Finanzspritze willkommen. Melanie Schneider will aber keine Geschenke kaufen, sie hat etwas anderes mit dem Geld vor, das sie jetzt dank einer Spandauer Stiftung von Baustadtrat Carsten-Michael Röding (CDU) bekam.
Als sie das erste Mal aus 30 Metern Höhe nach unten blickte, zweifelte sie nicht nur an ihrem Entschluss, sondern auch an ihrem Verstand. „Ich hatte solche Angst“, erinnert sich Melanie Schneider. „Warum um Himmels Willen wollte ich ausgerechnet Schornsteinfegerin werden, fragte ich mich in diesem Moment.“ Dabei hatte die junge Spandauerin so lange drüber nachgedacht, welcher Job es sein sollte. Schließlich war sie bereits ausgebildete Friseurin – ein Beruf, der sich peu à peu immer weniger mit ihrer kleinen Familie in Einklang bringen ließ. Mit der zweiten Wahl musste es einfach klappen, weshalb es galt, sehr sorgfältig abzuwägen. „Ich wollte auf gar keinen Fall den ganzen Tag ins Büro – und überhaupt, möglichst viel draußen arbeiten, außerdem sollten die Arbeitszeiten passen“, erzählt die zweifache Mutter. „Ich mag den Umgang mit Kunden und das Handwerk … da schien mir Schornsteinfegerin das Richtige zu sein.“
Die Höhenangst quälte Melanie Schneider zum Glück nicht lange, schon beim zweiten Besuch auf dem Dach verabschiedete sich das ungute Gefühl – heute ist sie Auszubildende im dritten Lehrjahr. Als solche flatterte ihr kurz vor Weihnachten erfreuliche Post vom Bezirksamt ins Haus. Mit 500 Euro aus der Luise- und Walter-Ludorf-Stiftung wolle er sie bedenken, hieß es im Schreiben von Carsten-Michael Röding. Der Baustadtrat erläutert, worum’s den Gönnern geht: „Aus den Erträgen der Stiftung sollen förderungswürdige, in der Berufsausbildung befindliche Handwerker des Baugewerbes unterstützt werden. Voraussetzung ist allerdings, dass sie in Spandau wohnen.“ Da gibt’s bei Melanie Schneider keinerlei Zweifel, waschechter kann eine Spandauerin kaum sein. Geboren und aufgewachsen in der Zitadellenstadt lebt sie hier mit zwei Töchtern, Ehemann, Eltern- und Schwiegereltern – die allesamt in Spandau das Licht der Welt erblickten. Umziehen kommt für die Familie höchstens innerhalb der Bezirksgrenzen infrage.
Ihre Ausbildung absolviert die Schornsteinfegerin in spe allerdings in Kreuzberg. Dort spaziert sie nunmehr komplett schwindelfrei über die Altbaudächer, um ganz klassisch die Kamine zu kehren. Sie reinigt Rohre, schaut zudem, ob alle Abgasleitungen funktionieren, checkt Heizungen wie Öfen und misst Emissionswerte. Ein verantwortungsvoller Job – den Melanie Schneider ebenso gewissenhaft wie gern macht, weshalb Stadtrat Röding findet, dass vom Stiftungsgeld genau die Richtige profitiert. Und die weiß auch schon, was sie mit den Extra-Euros anstellt. „Meine Kinder mussten ganz schön zurückstecken, seit ich in der Ausbildung bin. Bei der knappen Haushaltskasse waren Tanz- und Sportverein erst einmal passé. Jetzt kann ich die beiden wieder anmelden.“
Der Baustadtrat darf übrigens einmal pro Jahr Auszubildende beschenken – so sieht es der Wille der Stifter vor. Röding ruft die Betriebe daher auf, ihm weiterhin junge Spandauer vorzuschlagen, die’s verdient haben. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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