Eine Berliner Kulturlegende
Otfried Laur feiert seinen 80. Geburtstag
Otfried Laur war eine Stütze, später Legende des Berliner Kulturbetriebs. Am 1. Juli wird der Gründer und Jahrzehnte lange Leiter des Berliner Theaterclubs und der Theater- und Konzertagentur Laur, 80 Jahre alt.
Der Jubilar stand zwar häufig auf der Bühne, aber nicht als Schauspieler oder Musiker. Er war vielmehr dafür verantwortlich, dass Auftritte überhaupt stattfanden und ihr Publikum hatten. Und das 50 Jahre lang.
Otfried Laur, der in Spandau lebt, wurde als Sohn eines Kammermusikers in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Er besuchte nach der Realschule die Höhere Wirtschaftsschule in Steglitz und wurde Bankkaufmann. Bereits während seiner Schulzeit hatte Laur den Vertrieb von Theaterkarten und eigene Vorstellungen für SchülerInnen organisiert. Später übernahm er die Kartenvergabe für den Christlichen Gewerkschaftsbund in Berlin. Dieses Metier reizte ihn bald mehr, als die Arbeit bei der Bank. 1967 gründete Otfried Laur mit einigen Freunden den Berliner Theaterclub e.V.
Die Mitglieder bekamen vergünstigte Kartenangebote vieler Berliner Bühnen. Dies war für beide Seiten von Nutzen. Viele Menschen nahmen Kulturveranstaltungen wahr und die Spielstätten hatten volle Säle. In seinen Hochzeiten hatte der Theaterclub bis zu 50 000 Mitglieder. Heute sind es noch ungefähr 22 000.
Ein weiteres Standbein war zu West-Berliner Zeiten die Vergabe von Eintrittskarten für Jugendgruppen, die zu subventionierten Studienfahrten in die Mauerstadt kamen. Viele auswärtigen Jugendlichen wollten Anfang der 1970er-Jahre Konzerte der damals angesagten Gesangsgruppe Insterburg & Co besuchen. Um die Nachfrage zu befriedigen, fragte Otfried Laur 1973 bei einem ihrer Mitglieder namens Karl Dall nach, ob eine Zusammenarbeit möglich wäre. Das war der Fall und es wurden sehr schnell 23 Auftritte vereinbart, die alle ausverkauft waren. Mit Insterburg & Co begann die Tätigkeit der Theater- und Konzertdirektion Otfried Laur. Der Theaterclub-Chef war damit auch selbst Veranstalter, organisierte bald pro Jahr mehr als 300 Aufführungen, von Klassik über Ballett, Operette, Musical, Jazz oder Schlager. Bis 2014 hat er die Agentur verantwortet, den Theaterclub bis 2018.
Otfried Laur hat es immer gut verstanden, sein Wirken auch medial darzustellen. Zu seinen Auftritten gehörte oft ein Papagei als "Eye-Catcher" für entsprechende Fotomotive. Er lud zur großen Gala und erfand Auszeichnungen wie den "Goldenen Vorhang", mit dem bis heute jährlich hervorragende Leistungen auf den Berliner Bühnen gewürdigt werden.
Auch die KünstlerInnen, die direkt oder indirekt mit ihm arbeiteten, sicherten entsprechende Aufmerksamkeit. Wer seit den 1960er-Jahren in Berlin und darüber hinaus bekannt war, findet sich in der umfassenden Bilderserie auf Otfried Laurs Website wieder. Bühnengrößen wie Karl Dall, Harald Juhnke oder Günter Pfitzmann sind dort zu sehen genauso wie wie Dagmar Manzel, Ulrich Mattes, Max Raabe oder wiederholt Dieter Hallervorden. Die Seite ist ein Fundus über fast sechs Jahrzehnte Berliner Kulturgeschichte.
Der Jubilar wurde bereits 1999 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 2014 bekam er den Verdienstorden des Landes Berlin. Auch der 80. Geburtstag soll groß gefeiert werden – unter anderem mit einem Feuerwerk.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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