Blessing Enatoh ist mit 17 zweitbeste Hochspringerin
Spandaus junge Überfliegerin im Porträt
Blessing Enatoh ist erst Zwölf, als sie mit dem Hochsprung beginnt. An ihr Talent glaubt sie damals nicht. Doch mit ihrer Karriere geht es steil bergauf. Die Spandauerin holt mehrfach Medaillen und schafft es in die Nationalmannschaft.
Normalerweise bringt die junge Frau mit den langen dunklen Haaren so ziemlich nichts aus der Fassung. Doch als Blessing Enatoh erfährt, dass sie es in die Nationalmannschaft des Deutschen Leichtathletik-Verbandes geschafft hat, springt sie vor Freude in die Luft. Jetzt gehört sie zu den Besten. Mit 17 Jahren.
Drei Ziffern bringen ihr den großen Wurf: 1,79. So hoch nämlich springt die Spandauerin Ende Juli bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm. Der Weltrekord im Hochsprung liegt bei den Frauen bei 2,09 Meter. Blessing Enatoh bekommt die Bronze-Medaille, ein Lob vom Nachwuchs-Bundestrainer und einen Platz im Nationalkader der weiblichen U-18-Jugend.
„Blessing hat großes Talent“, sagt ihr Trainer Detlef Klaar vom TSV 1860 Spandau. „Und sie bringt alles mit, was eine gute Hochspringerin braucht.“ Sie ist gertenschlank, 1,84 Meter groß, hat einen schnellen Fuß und ist wettkampfstabil. „Auch beim dritten Versuch behält sie die Nerven.“
Blessing Enatoh kam über Neuruppin nach Spandau
Dass es mit ihr als Sportlerin einmal so steil bergauf geht, hätte Blessing Enatoh nie gedacht. Geboren ist sie in Nigeria, wächst in den Niederlanden auf. Als sie zwei Jahre alt ist, zieht ihre Familie nach Deutschland, lebt erst in Neuruppin, dann in Spandau. An der Carl-Schurz-Grundschule macht Blessing als junge Leichtathletin bei der ISTAF-Schülerstaffel mit. Schwester Flory beweist Talent im Weitsprung und Sprint. Zum Hochsprung kommt Blessing in der 7. Klasse. Da ist die Zwölfjährige schon am Lily-Braun-Gymnasium. „Meine Sportlehrerin hat mich damals für den Hochsprung eingeteilt“, erzählt Blessing. Mit 1,40 Meter springt sie bereits eine ordentliche Höhe. „Aber meine Technik war katastrophal.“ Die Lehrerin nimmt Kontakt zu Detlef Klaar auf. Er trainiert im TSV 1860 die Jugend und sieht sofort, welches Talent die Schülerin hat. Er beginnt Blessing einmal pro Woche zu trainieren, baut ihre Muskeln auf, feilt an ihrer Technik. Alles ohne Druck. Sein Schützling soll die Freude am Hochsprung nicht verlieren.
Heute trimmt sich Blessing nach der Schule vier Mal in der Woche abwechselnd im „Leistungszentrum und Bundesstützpunkt für Leichtathletik“ an der Glockenturmstraße nahe dem Olympiastadion und in Hohenschönhausen. Das sind die Berliner Eliteschulen des Sports. Im Nachwuchskader der Nationalmannschaft ist sie die Schnellste. „Bei der Technik aber habe ich immer noch einige Baustellen“, sagt Blessing. Sie braucht mehr Hohlkreuz, wenn sie über die Latte springt, muss also die Hüfte noch mehr heben. „Brückenposition“ nennt der Hochspringer das.
Nur eine Athletin in ihrer Altersklasse
ist besser als Blessing
Aber die junge Überfliegerin ist ehrgeizig, und sie erkennt die Fortschritte, wenn sie sich nach den Wettkämpfen mit ihrem Trainer die Videos anschaut. Inzwischen ist sie mehrfache Berliner und Norddeutsche Meisterin, Dritte bei den Deutschen Jugendmeisterschaften und die zweitbeste Hochspringerin ihrer Altersklasse in Deutschland.
Im nächsten Jahr macht Blessing ihr Abitur. Sie ist eine gute Schülerin, mag Mathe und Sport. Nach der Schule will sie Medizin studieren. Detlef Klaar unterstützt sie dabei. Denn er weiß: „Leichtathletik ist nicht Fußball. Um damit Geld zu verdienen, müsste man bei jedem Wettkampf siegen.“ Also sollte selbst eine Topathletin wie Blessing Enatoh einen Beruf haben. Mit dem Leistungstraining macht sie trotzdem weiter, sie liebt den Hochsprung, will irgendwann die zwei Meter schaffen. Und das ist durchaus realistisch, ist ihr Trainer überzeugt.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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