Seinen Überzeugungen treu geblieben
Vor 70 Jahren starb der Gründer des Spandauer Volksblattes Erich Lezinsky

Erich Lezinsky erhält die Lizenz für das Spandauer Volksblatt. | Foto: Familienarchiv Lezinsky
2Bilder
  • Erich Lezinsky erhält die Lizenz für das Spandauer Volksblatt.
  • Foto: Familienarchiv Lezinsky
  • hochgeladen von Thomas Frey

Am 6. März 1952 starb Erich Lezinsky. Sein Lebenswerk, das "Spandauer Volksblatt", besteht bis heute.

Erich Lezinsky wurde am 26. Mai 1886 in Gorgast in der Nähe von Küstrin geboren. Er lernte Buchdrucker und arbeitete ab 1904 in einer Druckerei in Kreuzberg. Sehr bald hatte er einen anderen Berufswunsch. Er wollte Journalist werden und bildete sich selbst fort. Nach dem ersten Weltkrieg, den Erich Lezinsky vier Jahre als Soldat erlebte, konnte er ihn umsetzen.

Zunächst bei einer Zeitung in Landsberg an der Warthe, ab 1925 beim damaligen Volksblatt in Spandau. Bis zu seinem Verbot 1933 war das Volksblatt die Zeitung der SPD im Bezirk. Auch Erich Lezinsky war seit seinem 17. Lebensjahr Parteimitglied und später sozialdemokratischer Mandatsträger. 1929 wurde er in die Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin gewählt.

Vier Jahre später war er Spandauer Spitzenkandidat seiner Partei sowohl für die Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung, als auch auf Bezirksebene. Beide Mandate wurden ihm bald darauf entzogen. Die Wahl am 12. März 1933 hatte bereits unter massiven Einschränkungen stattgefunden. Ihr Ergebnis wurde von den Nazis weitgehend annulliert, gewählte Volksvertreter, wie auch Erich Lezinsky, aus ihren Ämtern gejagt und verfolgt.

Ab Juni 1933 war er mehrere Monate in Gefängnissen und Konzentrationslagern eingesperrt. Ebenso noch einmal nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944. Nach seiner ersten Rückkehr aus der ersten Haft war er lange Zeit arbeitslos. Seine Frau Margarete eröffnete in der Lynarstraße ein Tabakgeschäft, mit dem sie den Unterhalt der Familie sicherte. Später arbeitete Erich Lezinsky im Luftgerätewerk Hakenfelde. Nach Angaben seiner Familie hat es sich dabei um eine Zwangsverpflichtung gehandelt.

Seinen Überzeugungen ist er auch während der Nazizeit treu geblieben. Deshalb galt er nach Kriegsende als politisch unbelastet. Das war eine wichtige Voraussetzung, um eine Zeitungslizenz zu bekommen. Die erhielt Erich Lezinsky für das "Spandauer Volksblatt", das am 5. März 1946 zum ersten Mal erschien. Es war damals die erste Neugründung einer Zeitung in der britischen Zone von Berlin. Und eine der ersten insgesamt in Deutschland.

Schon der Name machte deutlich, dass es sich hier nicht um ein bloßes Wiederaufleben des alten Volksblatts handelte. Dessen Vergangenheit war zwar eine Wurzel, die bereits durch Erich Lezinsky personifiziert wurde. Aber es war keine reine Parteizeitung mehr.

Der Verleger selbst blieb weiter politisch für die SPD tätig. Im Oktober 1946 wurde er in die BVV Spandau gewählt, ein Jahr später als Nachrücker auch in die Stadtverordnetenversammlung der zu diesem Zeitpunkt formal noch nicht geteilten Stadt Berlin.

Das Werden und Wachsen des Spandauer Volksblatts hat er fast auf den Tag genau sechs Jahre erlebt und gestaltet. Erich Lezinsky wurde fast 66 Jahre alt. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof In den Kisseln. Dort ruht er zusammen mit seiner Frau Margarete.

Erich Lezinsky erhält die Lizenz für das Spandauer Volksblatt. | Foto: Familienarchiv Lezinsky
Erich Lezinsky (1886-1952). | Foto:  Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 544× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 833× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 811× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.189× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.