Rucksackhilfe, Dachrinnensauger und Küchenhilfe
Wie drei Spandauer mit ihren Erfindungen das Leben anderer leichter, effizienter und sicherer machen

Ein Rucksack, der von seinem Besitzer auch rollend transportiert werden kann.  | Foto:  Privat
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  • Ein Rucksack, der von seinem Besitzer auch rollend transportiert werden kann.
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Spandau scheint eine Art Erfinderzentrum von Berlin zu sein. Nach unserem Aufruf an Tüftler, sich zu melden, kamen von dort die meisten Nachrichten. Über drei von ihnen und ihre Produkte erfahren Sie hier mehr.

Der rollende Rucksack. Die Erfindung von Frank Poddig ist fast 40 Jahre alt und es gibt von ihr nur wenige Exemplare. Sie habe aber schon viele gute Dienste erwiesen, sagt der 84-Jährige. Der Wilhelmstädter hat 1985 ein Wanderrucksackgestell kreiert. Dabei handelt es sich um eine Konstruktion mit einem Rad, die an den Rucksack gehängt wird und damit für Entlastung beim Träger sorgt.

Ausgangspunkt seien damals Rückenprobleme eines Freundes gewesen, erzählt er. Mit ihm und anderen sei er einst auf ausgedehnten Wandertouren unterwegs gewesen. Frank Poddig hat dann einige Zeit getüftelt, bis er die für ihn optimale Version gefunden hatte. Das Gestell musste aus leichtem und trotzdem belastbarem Material bestehen. Dafür habe sich Aluminium angeboten. Eine weitere Voraussetzung: Es sollte auch außerhalb des Gebrauchs sehr einfach transportiert werden können. Beides, so fand er, sei ihm nach einigen Versuchen gelungen. „Es hat mir und meinem Freundeskreis unsere Wanderungen erleichtert.“ Mit der hinterherziehbaren Rucksackhilfe seien sie nicht nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in Norwegen oder auf Island unterwegs gewesen.

Seine Erfindung sei nicht für eine professionelle Verbreitung, sondern für den privaten Gebrauch angelegt gewesen, erklärt Frank Poddig. „Ich habe sie auch nicht patentieren lassen“. Er findet aber, dass manches, was in den vergangenen Jahrzehnten als Unterstützung bei schwerem Gepäck entwickelt wurde, wie etwa bei Rollkoffern, auf seiner Idee basiert oder aufbaut.

Staubsauger für die Dachrinne. Michael Wiesner aus Kladow hat dagegen aus seiner Erfindung ein Geschäft gemacht. Er hat vor rund zwölf Jahren seinen speziellen Dachrinnensauger konstruiert. Das Gerät sieht aus wie ein überdimensionierter Staubsauger und funktioniert im Prinzip auch so. Es besteht aus mehreren Rohren, die zusammengesetzt Dachrinnen in bis zu sieben Meter Höhe erreichen. Auch für höhere Gebäude sind Spezialanfertigungen möglich. Das Ende des Rohrs wird an die Rinne angelegt, der Sauger gestartet und dadurch der Schmutz entfernt. Das Gerät wird vom Boden aus bedient. Niemand müsse mehr auf eine Leiter steigen, betont Michael Wiesner. Außerdem sei eine besonders akkurate Reinigung gewährleistet, die Gefahr von Verstopfungen dadurch minimiert. Ob wirklich alles sauber ist, kann obendrein durch einen Spiegel beobachtet werden. Seinen patentierten Sauger vertreibt er online auf seiner Homepage www.wiesners-dachrinnensauger.de.

Energieeffizientes Kochen. Er mache sich ständig Gedanken, was man verbessern oder neu erfinden könnte, erklärt Hans-Joachim Möller. Überdies arbeite er viel in der Küche. Ausgangspunkt für seine Erfindung sei die Erkenntnis gewesen, dass es beim Kochen noch immer zu einem großen Wärmeaustritt nach oben komme, beschreibt das Hans-Joachim Möller. Durch eine entsprechende Isolierung am Deckel könne das weiter eingeschränkt werden. Die Wärme bleibt im Topf, im Prinzip funktioniere das so „wie im Winter einfach eine Mütze aufsetzen“.

Im Internet sei er auf einen Akustikschaumstoff gestoßen, den er für seinen Schnellkochtopf nutze. Bei anderen Fabrikaten habe er dünnes Moosgummi mit Ausschnitt verwendet. Der Spareffekt liege bei ungefähr fünf Prozent, sagt Hans-Joachim Möller und verweist auf entsprechende Erhebungen. „Bei anfangs kalter Elektroplatte, gleichem Wasserinhalt und gleicher Heizstufe wurde mit und ohne Auflage gemessen.“ Zudem habe die Platte früher ausgeschaltet werden können und der Inhalt sei länger warm geblieben. Eine Abdichtung habe nur 50 Cent gekostet.

Die Resonanz auf seine Erfindung ist nach seinen eigenen Angaben für ihn „ernüchternd“ gewesen. Er habe die Auflagen patentieren lassen und versucht, sie auf dem Spandauer Kunstmarkt anzubieten. Einige hätten die Idee zwar gut gefunden, aber großes Interesse sei nicht vorhanden gewesen. Gleiches galt bei Verkaufsversuchen auf der Plattform ebay. Er habe danach die Reißleine gezogen und die Patentierung zurückgezogen.

Das ist inzwischen einige Jahre her. „Der Gedanke, Energie einzusparen, war noch nicht so ausgeprägt“, resümiert Hans-Joachim Möller. Inzwischen hat sich das etwas geändert.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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