"Das war kein friedlicher Besuch"
Das Verhältnis zwischen Schausteller Thilo-Harry Wollenschlaeger und Spandau ist mehr als angespannt
Am 27. November sind die Weihnachtsmärkte in der Altstadt eröffnet worden. Ein eigentlich angekündigter Teilnehmer fehlte unter den Eröffnungsgästen: Thilo-Harry Wollenschlaeger, Veranstalter des Wintertraum-Marktes am Rathaus und der Family Wonderland an der Klosterstraße.
Um die Öffnungszeiten des Family Wonderland hatte es Streit gegeben. Er gipfelte in einem Auftritt von mindestens 50 Schaustellern im Büro von Baustadtrat Thorsten Schatz (CDU). Die Schausteller waren sauer, weil dem Baustadtrat Thorsten Schatz zugeordnete Umwelt- und Naturschutzamt den Schaustellerbetrieb von Montag bis Donnerstag auf 20 Uhr begrenzt hatte.
Der Bezirk hat nach diesem Ereignis Anzeigen erstattet und Hausverbote ausgesprochen. Thilo-Harry Wollenschlaeger sieht sich wiederum als Opfer einer „Hetzjagd“.
In der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 22. November schilderte Thorsten Schatz die Vorgänge und ihre Vorgeschichte aus seiner Sicht. Demnach habe Thilo-Harry Wollenschlaeger weder die ihm auferlegten Lärmschutzmaßnahmen erfüllt noch diese durch ein Gutachten bestätigt. Im vergangenen Jahr habe es mehrere Beschwerden wegen der abendlichen Lautstärke gegeben. Laut den Vorgaben sei auf dem Areal an der Klosterstraße an 18 Tagen im Jahr abends ein erhöhter Lärmpegel zulässig. Sie reichten allerdings nicht für die gesamte Dauer der Veranstaltung bis zum 1. Januar.
Er habe mehrere Kompromissvorschläge gemacht, sagte Wollenschlaeger gegenüber dem Spandauer Volksblatt. Zum Beispiel keine Musik und keine Ansagen mehr nach 20 Uhr. „Was Sie aber nicht verhindern können, ist das Lachen von Menschen“.
Laut Thorsten Schatz hat der Schausteller aber schon vor der Eröffnung der Family Wonderland am 17. November Drohungen ausgestoßen. Er komme mit Leuten vorbei, „von denen der eine oder andere nicht mehr viel zu verlieren hat“ sei eine gewesen. Eine Aussage, die Wollenschlaeger bestreitet. Eine große Personengruppe habe das Vorzimmer gefüllt und mindestens ein Beteiligter eine Rohrzange dabei gehabt. Sie hätten einen Mitarbeiter verbal attackiert, außerdem seien Handys in die Höhe gehalten und damit wohl anscheinend Fotos oder Filmaufnahmen gemacht worden, erläuterte der Stadtrat. „Niemand kann ernsthaft behaupten, dass das ein friedlicher Besuch gewesen sei“.
Ob jemand wirklich eine Rohrzange getragen habe, könne er nicht sagen, erklärte Wollenschlaeger. Aber selbst wenn, sei das noch kein Beweis für gewalttätige Absichten. Nach seiner Beschreibung waren die Bürobesucher mit „Plüschtieren“ bewaffnet. Überdies hätten sich unter ihnen auch Frauen und Kinder befunden.
Für das Bezirksamt lag der Auftritt aber weitab eines Happenings. Es sei legitim, gegen Entscheidungen einer Verwaltung zu demonstrieren oder Rechtsmittel dagegen einzulegen, hatte Bürgermeister Frank Bewig (CDU) nach den Ereignissen betont. Sich aber Zutritt zu Amtsräumen zu verschaffen und dort Menschen unter Druck zu setzen „überschreitet mehrere Grenzen, was wir nicht hinnehmen werden.“
In der BVV gab es von allen Fraktionen Rückendeckung für das Vorgehen des Baustadtrates. Dass Anzeigen erstattet und Hausverbote erteilt wurden, fand ebenso Zustimmung wie das Verstärken des Wachschutzes. Das Rathaus müsse ein offenes Haus bleiben. Aber vor allem die Mitarbeiter vor solchen Attacken geschützt werden, hieß es von den Bezirksverordneten.
Die AfD wies darauf hin, dass Thilo-Harry Wollenschlaeger CDU-Mitglied sei. Er habe deshalb vielleicht besondere Vergünstigungen von den „Parteifreunden“ im Bezirksamt erwartet. Genehmigungen würden hier ohne Einfluss von Ansehen, Herkunft oder Parteizugehörigkeit erteilt, wies der CDU-Fraktionsvorsitzende Arndt Meißner diese Vermutung zurück. Es sei hier auch nicht um eine politische, sondern um eine rechtliche Entscheidung gegangen. Gegen das Vorgehen des Bezirksamtes hätte der Veranstalter Widerspruch einlegen können. Nach Angaben von Thorsten Schatz ist das zumindest bis zum 22. November nicht passiert.
Wollenschlaeger beklagt, dass er persona non grata geworden sei. Selbst die Ehrung für 40 Jahre CDU-Mitgliedschaft sei ihm verwehrt worden. Nicht nur das stehe für den Versuch, ihn auszugrenzen.
Thorsten Schatz erwartet von ihm dagegen als zumindest ersten Schritt „eine Entschuldigung gegenüber meinen Mitarbeitern“.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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