„Kein Platz für dumme Sprüche“: Dion Porth führt den ersten Kreisverband der LSU an

Dion Porth will Spandau im Blick behalten und hier für die Anliegen von Homosexuellen werben. | Foto: Ulrike Kiefert
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Spandau. Als Vorsitzender des Spandauer Kreisverbandes der Lesben und Schwulen Union (LSU) will Dion Porth (CDU) für Toleranz und Akzeptanz von Homosexuellen kämpfen – auch in der eigenen Partei. Was dazu nötig ist, erklärt er Spandauer-Volksblatt-Reporterin Ulrike Kiefert.

Die LSU hat bundesweit erstmals einen eigenen Kreisverband gegründet. Warum ausgerechnet in Spandau?

Dion Porth: Ich bin selbst Spandauer, da lag es natürlich nahe, einen solchen Kreisverband hier zu gründen. Die Idee dazu hatte ich schon früh. Mich nur im Berliner Landesverband der LSU zu engagieren und damit weit weg von der Basis, war mir zu wenig. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es anfangs nicht leicht war. Im Kreisverband der CDU Spandau waren die ersten Reaktionen sehr gemischt. Die einen sagten ‚super‘, die anderen fragten ‚muss das denn sein‘. Das hat mich aber nur noch mehr angespornt.

Wie viele Homosexuelle vertreten Sie denn im Bezirk?

Dion Porth: Die schwule Szene in Spandau ist überschaubar. Es wäre sicher leichter gewesen, einen solchen Kreisverband in Schöneberg oder Mitte zu gründen. Wir haben jetzt 15 Mitglieder und hoffen, die Zahl bald verdoppeln zu können. Wir nehmen übrigens nicht nur schwule Männer oder lesbische Frauen auf, sondern jeden, der uns unterstützen will. Die Vorsitzende der Frauen Union Spandau zum Beispiel ist uns schon beigetreten.

Was hat Ihre Entscheidung beeinflusst, Vorsitzender des Kreisverbandes zu werden? Sie stehen damit ja nicht nur mit Ihrer Politik in der Öffentlichkeit, sondern auch mit Ihrer Homosexualität. Das macht Sie angreifbar.

Dion Porth: Über diese Entscheidung musste ich nicht lange nachdenken. Mit meinem Studium der Geschichte und Politik ist es zeitlich vereinbar. Und ob ich angreifbar bin, weil ich jetzt mehr in der Öffentlichkeit stehe, werde ich sehen. Persönlich schreckt mich das aber nicht. Ich bin nach drei Jahren Parteiarbeit in der Jungen Union sehr viel selbstbewusster geworden. Wer mich kennt, weiß, dass mein Engagement für Toleranz und Akzeptanz von Homosexuellen in der Gesellschaft eine Herzenssache für mich ist.

Haben Sie Diskriminierung persönlich erlebt?

Dion Porth: Nein, ich würde mir das auch nicht gefallen lassen. Ich sage, was ich denke und trete als Person so selbstbewusst auf, dass da kein Platz für dumme Sprüche bleibt. Im Übrigen ist es völlig unerheblich, welche sexuelle Orientierung jemand hat.

Warum sind Sie gerade in die CDU eingetreten, die ja durchaus für homophobe Tendenzen bekannt ist?

Dion Porth: Ich bin jetzt 23 Jahre alt und seit drei Jahren in der CDU. Eigentlich wollte ich mich in der Partei zunächst nur umschauen, bin dann aber geblieben. Ich bin ein eher konservativer Mensch. Ich finde, wir sollten nicht etwas verändern, nur um der Veränderung willen, aber immer das Gute aus der Vergangenheit mitnehmen. Persönlich hat mich Angela Merkel stark beeindruckt. Ihre Ruhe in der Kraft ist mitreißend, gerade heute in einer Zeit, die gelinde ausgedrückt immer verrückter wird. Von meinen Eltern habe ich das Konservative nicht, obwohl ich aus einem politisch geprägten Elternhaus komme. Meine Mutter ist überzeugte Grünen-Wählerin, mein Vater tendiert zur SPD.

Was will die Lesben und Schwulen Union ganz allgemein?

Dion Porth: Sie vertritt die Interessen von Homosexuellen, Bi- und Transsexuellen in der CDU/CSU. Sie kämpft gegen jede Form von Diskriminierung, für die Gleichberechtigung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und der traditionellen Ehe und will die moderne Familienpolitik innerhalb der Union auf Basis christlich-demokratischer Grundwerte fördern. Die CDU tut sich bislang schwer, die rechtliche Stellung der eingetragenen Lebenspartnerschaft der Ehe anzugleichen. Damit bleibt sie eine Partnerschaft zweiter Klasse. Homosexuelle können keine Familie gründen, weil sie keine Kinder adoptieren dürfen. Das muss sich ändern. Die CDU macht sich da mit ihrem Widerstand nur lächerlich, denn in weiten Kreisen der Gesellschaft ist das längst akzeptiert.

Sie wollen aber vor allem Spandau im Blickfeld behalten. Was will und kann der Kreisverband hier erreichen?

Dion Porth: Der erste Schritt ist, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Das gilt auch für meine eigene Partei. Ich will in der CDU für unsere Anliegen werben, im konstruktiven Dialog. Es soll normal werden, Themen, die uns als Minderheit wichtig sind, aufzugreifen. Für die Spandauer sind wir vor allem eine Anlaufstelle. Wir wollen ihnen sagen, ‚Hey, uns gibt es auch in der CDU, kommt vorbei und diskutiert mit uns‘. So haben wir gute Chancen, Unterstützer zu finden, die unsere Anliegen weitertragen. Und ich hoffe, dass wir die Leute allein durch unsere Existenz zum Nachdenken und zur Toleranz anregen.

Aber was wollen Sie konkret verändern oder verbessern?

Dion Porth: Es gibt noch zu wenig Angebote für schwul-lesbische Jugendliche im Bezirk. Und ich würde mir wünschen, dass die Schulen offener mit dem Thema umgehen. Denn in Schulen wird Homosexualität oft mit Mobbing verbunden. Ich könnte mir vorstellen, mal in eine Spandauer Schule zu gehen und zu dem Thema zu referieren, wenn das gewünscht ist.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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