Das Rennen um den Spitzenjob in der Spandauer Verwaltung
SPD-Kandidatin Carola Brückner hat Lust auf den Bürgermeister-Job
Für das Amt des Bürgermeisters haben im Bezirk nur CDU und SPD einen Spitzenkandidaten, beziehungsweise Spitzenkandidatin benannt. Nur diese beiden Parteien haben aller Voraussicht nach auch Chancen, den Posten zu besetzen. Für die Sozialdemokraten bewirbt sich Carola Brückner.
Carola Brückner war bis vor Kurzem den meisten Spandauern noch unbekannt. Sie lebt zwar seit neun Jahren in Kladow und ist seit 2017 Mitglied der BVV, hatte aber kein herausgehobenes Amt.
Fakten, die die 58-Jährige zu ihrem Vorteil ummünzt. Zum einen wäre auch der bisherige Bürgermeister Helmut Kleebank im Vorfeld seiner ersten Wahl 2011 vielen kein Begriff gewesen. Zum anderen sei ihre Bekanntheit in den vergangenen Wochen täglich gestiegen. Und weil sie bisher in der Bezirkspolitik keine dominierende Rolle innehatte, habe sie viele Fragen und Probleme auch etwas anders gesehen. Nämlich mit dem Blick einer Bürgerin. Deshalb bringe sie dafür eine andere Wahrnehmung mit. Die werde natürlich auch als Bürgermeistern deutlich werden. "Ich möchte zum Beispiel erklärt bekommen, warum es an der Kleinen Badewiese in Gatow keine Toilette gibt. Und wie es möglich wäre, das zu ändern", nennt Carola Brückner ein Beispiel.
Sie ist auch erst im zweiten Anlauf die Kandidatin ihrer Partei für den Bürgermeisterposten geworden. Zunächst sollte Henning Rußbült antreten, zeitweiliger Chef der Spandauer Außenstelle der Schulbehörde und inzwischen wieder Direktor des Hans-Carossa-Gymnasiums. Rußbült sagte aber kurz nach seiner Nominierung wieder ab, vor allem mit Verweis auf eine noch nicht völlig überstandene Corona-Erkrankung. Danach kam Carola Brückner ins Spiel. Und sagte zu. Denn sie habe große Lust auf dieses Amt, machte sie deutlich. Und könne gerade mit ihrem bisherigen Blick von außen hier manches bewegen.
Carola Brückner arbeitet derzeit im Bundesarbeits- und Sozialministerium. Dort leitet sie das Grundsatzreferat für die Gleichstellung von Menschen mit Beeinträchtigungen. Ein weites Feld, an dessen Beispiel sich aber vieles durch deklinieren lässt. Gesetzliche Vorgaben werden zwar auf Bundesebene gemacht, aber umzusetzen seien sie oft auf lokaler Ebene. Da gäbe es zum einen noch manchen Nachholbedarf. Andererseits auch die Möglichkeit zur Eigeninitiative.
Wie etwa Wege inklusiv angelegt werden, ob sich Menschen mit Seh-, Hör- oder Leseschwäche in öffentlichen Gebäuden zurecht finden, das und noch mehr könne in diesem Fall auch in einem Bezirk forciert werden. Ebenso wie die Einflussnahme bei Bauvorhaben. Barrierefreiheit spiele dort noch immer keine durchgehend dominierende Rolle. Wohnungen und Zugänge seien oft so angelegt, dass sie weder für Rollstuhlfahrer, noch für Menschen mit kleinen Kindern geeignet seien. Letzteres als Hinweis darauf, dass das Thema sehr viele Bevölkerungsschichten betrifft. Auch im Hinblick auf eine älter werdende Gesellschaft.
Für Carola Brückner bietet das gesamte Feld Inklusion ein Exempel dafür, wie Abläufe hinterfragt, Verbesserungen niederschwellig umgesetzt werden können. Ähnliches gelte auch für Bereiche wie Bauen oder Verkehr. Sie plädiert gerade hier für weitere Beteiligungsmöglichkeiten, auch zusätzliche Beteiligungsformate. Das könne vielleicht manchmal auch mühsam sein und der Versuch, Einzelinteressen durchzusetzen, sei dabei nicht auszuschließen. Aber die Bevölkerung müsse das Gefühl bekommen, dass sie mitgenommen werde. Gerade wegen der erwarteten Veränderungen, mit denen Spandau in den kommenden Jahren konfrontiert wird und die auch Carola Brückner herausstreicht. Ein Prozess, der viele Chancen biete, aber auch entsprechend moderiert und abgesichert werden müsse, meinte sie.
Neben den großen Linien fällt ihr auch hier ein kleines Beispiel ein, wie Veränderungen animiert oder gestaltet werden können. Es sei zu überlegen, ob speziell in der Wilhelmstadt Ateliers für Künstler angeboten, das Einrichten auch anderer Kultureinrichtungen unterstützt werden könnte. Denn viele Akteure würden inzwischen wegen hoher Mieten aus der Innenstadt vertrieben. Und solche Angebote machten einen Kiez interessanter.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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