Gedenken an die Pogromnacht vor 86 Jahren
Veranstaltung in Spandau steht auch im Zeichen des aktuellen Antisemitismus
Das traditionelle Gedenken an die Novemberpogrome vom 9. und 10. November 1938 findet in diesem Jahr am Freitag, 8. November, ab 10 Uhr am Mahnmal Lindenufer an der Sternbergpromenade statt.
Vor 86 Jahren brannten in Deutschland Synagogen, wurden Geschäfte zerstört und geplündert, jüdische Menschen gejagt, drangsaliert, eingesperrt und umgebracht. Der lange als „Reichskristallnacht“ verniedlichte nationalsozialistische Terror war der Auftakt für den folgenden Massenmord an sechs Millionen Menschen.
Daran wird in Spandau in jedem Jahr erinnert. Seit dem 7. Oktober 2023, dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, hat das Gedenken außerdem einen ganz aktuellen schrecklichen Bezug bekommen. Darauf verwies auch Bürgermeister Frank Bewig (CDU) in seiner Stellungnahme zur Veranstaltung am 8. November. Der Blick richte sich dabei nicht nur auf Israel, sondern auch auf unser eigenes Land, erklärte der Bürgermeister. An Universitäten, in Kultureinrichtungen, auf den Straßen und in den Medien sei zu erleben, wie der Konflikt im Nahen Osten auch hier spürbare Auswirkungen habe. Doch vor dem Eindruck von Spannungen und innerer Zerrissenheit „dürfen wir nicht hinnehmen, was nicht hinnehmbar ist. Brandsätze, Markierungen, Bedrohungen, offener Hass, Parolen, die einen Nahen Osten ohne Israel fordern – das ist Antisemitismus, den wir nicht dulden.“
Die Gedenkfeier wird vom Bezirksamt ausgerichtet, inhaltlich vom Evangelischen Kirchenkreis Spandau gestaltet und von Superintendent Florian Kunz moderiert. Rabbiner Jonah Sievers und ein Kantor werden als Vertreter der Jüdischen Gemeinde mitwirken. Ebenso wie Nele Rauch, Schülerin der Bertolt-Brecht-Oberschule, die über die jüdische Familie Oehl aus der Spandauer Altstadt berichten wird.
Um Spuren jüdischen Lebens in Spandau geht es auch am Sonnabend, 9. November, ab 13 Uhr bei einer Exkursion der Volkshochschule, die von Karl-Heinz Bannasch geleitet wird. Treffpunkt ist vor dem Haupteingang des Rathauses an der Carl-Schurz-Straße 2/6. Dort gibt es eine Einführung von Frank Bewig. Zu beiden Veranstaltungen ist die Bevölkerung zur Teilnahme eingeladen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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