Wie umgehen mit den “Schreitenden Pferden”?
Veranstaltung zur NS-Kunst auf der Zitadelle

Ein "schreitendes Pferd" in der Ausstellung "Enthüllt".    | Foto:  Stadtgeschichtliches Museum Spandau
  • Ein "schreitendes Pferd" in der Ausstellung "Enthüllt".
  • Foto: Stadtgeschichtliches Museum Spandau
  • hochgeladen von Thomas Frey

Seit Oktober befinden sich die sogenannten Thorak-Pferde auf der Zitadelle. Wie sie dort präsentiert werden, ist unter anderem Thema einer Veranstaltung am Mittwoch, 11. Januar, von 18-20 Uhr, im Gotischen Saal der Festung.

Bei dem Kunstwerk, einer Skulptur aus zwei „Schreitenden Pferden“ handelt es sich um ein historisch toxisches Objekt. Sie wurden von dem Bildhauer Josef Thorak (1889-1952) gestaltet, der im „Dritten Reich“ zu den bekanntesten und besonders geförderten Künstlern gehörte. Die Pferdeskulptur befand sich ab 1939 an der Gartenfront der Neuen Reichskanzlei Adolf Hitlers an der Voßstraße. Sie verschwand bei Kriegsende, galt lange als verschollen und tauchte zunächst 1989 in Eberswalde wieder auf. Von dort gelangten sie in die Bundesrepublik und wurden 2015 bei einer Razzia in Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz wieder entdeckt. Danach folgten jahrelange Rechtsstreitigkeiten über die Besitzverhältnisse, die 2021 mit einer außergerichtlichen Einigung endeten. Der bisherige Eigentümer musste die Pferde herausgeben, andere NS-Kunst durfte er aber anscheinend behalten.

Dass die Thorak-Rösser auf der Zitadelle landeten, hängt mit der dortigen Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ zusammen. Sie zeigt einstige Kunst im öffentlichen Raum aus unterschiedlichen Epochen, darunter auch Exponate aus der Nazizeit. Im Rahmen von „Enthüllt“ wird eines der Pferde jetzt gezeigt. Dort ergänze es im Themenraum zum Nationalsozialismus die historische Auseinandersetzung und Aufarbeitung der Nazikunst, erklärte das Stadtgeschichtliche Museum Spandau im Vorfeld der Veranstaltung am 11. Januar.

Das zweite Pferd werde wiederum in einem Schaudepot neben weiteren streitbaren Objekten der Erinnerungskultur gezeigt und im Rahmen von Begleitveranstaltungen zugänglich gemacht. Die Objektgeschichte der Skulptur sei „mit Fragen nach Aufarbeitung, Mystifizierung von NS-Kunst und dem Kampf um Deutungshoheit im öffentlichen Raum verbunden“. Durch die räumliche Trennung und im jeweiligen Kontext werden die Thorak-Pferde „weder überhöht, noch versteckt“.

Auf der Veranstaltung werden zu Beginn Grußworte von Kulturstadtrat Frank Bewig (CDU), Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und der ehemaligen Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) verlesen. Monika Grütters hatte im Sommer 2021 die Rückkehr der Thorak-Pferde nach Berlin und auf die Zitadelle angekündigt. Danach folgen Kurzvorträge von Ambra Frank, Kunsthistorikerin und Expertin für NS-Kunst, Prof. Stephan Lehnstaedt, Historiker für Holocaust- und Jüdische Studien sowie von Dr. Urte Evert, der Leiterin der Historischen Museen Spandau.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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